Titel
Sangerhausen.
[* 1]
1) Kreis [* 2] im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, [* 3] hat 772,72 qkm und (1890) 70916 (34718 männl., 36198 weibl.) E., 5 Städte, 66 Landgemeinden und 44 Gutsbezirke. –
2) Kreisstadt im Kreis S., an den Linien Halle-Cassel und Berlin-Nordhausen-Frankfurt a. M. der Preuß. Staatsbahnen, [* 4] Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Nordhausen), [* 5] hat (1890) 10676 (5316 männl., 5360 weibl.) E., Postamt erster Klasse, Telegraph, [* 6] vier Kirchen, darunter die vom Landgrafen Ludwig dem Springer erbaute, 1893 wiederhergestellte Ulrichskirche, eine der schönsten Basiliken Deutschlands, [* 7] und die Jakobskirche mit prächtigem Altarschrein und vielen in Bezug auf Trachtenbildung interessanten Grabsteinen und Denkmälern, zwei Schlösser, ein in der Umwandlung in eine lateinlose Realschule begriffenes Gymnasium, Krankenhaus, [* 8] zwei aus dem 13. und 14. Jahrh. stammende Hospitäler, Aktien-Gasanstalt; Schuhfabrikation, Eisengießerei [* 9] mit Maschinenfabrik, Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, Ofen- und Thürenfabrik, eine Malzfabrik, zwei große Aktienbrauereien, zwei Ziegeleien und bedeutenden Ackerbau. S. erscheint urkundlich schon 991, war ursprünglich wohl Allodialgut der sächs. Kaiser und kam durch Verheiratung an den thüring. Landgrafen Ludwig den Bärtigen. Nach Ludwigs Tod (1056) bildete S. eine gesonderte Grafschaft, kam aber zu Anfang des 12. Jahrh. durch Kauf wieder an die Landgrafschaft Thüringen, 1249 an Meißen, [* 10] 1265 an Landsberg, [* 11] 1291 an Brandenburg, [* 12] 1345 an Braunschweig, [* 13] 1372 an Sachsen [* 14] und 1815 an Preußen. [* 15]