Sanetschpass
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französisch Senin (Kt. Wallis). 2234 m. Passübergang zwischen den Gruppen der ¶
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Diablerets und des Wildhorns in der zentralen Kette der Berneralpen; verbindet Sitten in 12 Stunden mit Saanen. Von Sitten aus führt der Weg zunächst über die malerische Terrasse von Savièse (Saint Germain und Granois) und über Chandolin, um dann bis zum Pont Neuf oder Pont du Diable dem linken Ufer des Wildbaches Morge zu folgen, hier aufs rechte Ufer hinüberzusetzen, höher oben neuerdings das linke Ufer zu gewinnen und endlich mit einer ganzen Reihe von Schlingen in 5½ Stunden das um 1887 auf der Alpe de Zanfleuron erbaute kleine Hotel Sanetsch (2000 m) zu erreichen.
Von hier aus prachtvoller Blick auf die Dent Blanche, das Matterhorn, die Dent d'Hérens und den Stock der Ruinette, während man noch etwas höher oben die Walliser Alpen vom Simplon bis zum Mont Blanc überschaut. In der Nähe die Alphütten von Zanfleuron. Von hier aus erreicht der Saumpfad mit mässiger Steigung in 1½ Stunden die durch ein grosses Kreuz markierte Passhöhe. Abstieg über den weiten Alpkessel des Kreuzbodens (oder Montagne du Sanetsch) und dann, nach Ueberschreiten der hier nicht der Wasserscheide folgenden Kantonsgrenze gegen Bern (2002 m), mit zahlreichen Zickzacks (die an den Gemmiweg erinnern) auf sehr gut unterhaltenem Weg steil hinunter in den Rothengraben und weiterhin nach Gsteig (9½ Stunden von Sitten), von wo man auf guter Strasse in weitern 2½ Stunden nach Saanen gelangt.
Der Sanetsch (ursprünglich Saanenetzsch, von etzsch, atz, atzung = Alpweide) ist einer der interessantesten Passübergänge der Alpen, wird aber von den Touristen noch nicht genügend gewürdigt. Von der Passhöhe hat man eine prachtvolle Aussicht auf den Zanfleurongletscher und die Gruppe der Diablerets. Den Pass benutzen besonders die Bewohner der Terrasse von Savièse, die das in den Umgebungen von Sitten gedeihende Frühobst und Frühgemüse über ihn nach Saanen und ins Thal der Ormonts tragen und um einen Verdienst von 4-5 Fr. schwer beladen oft 20-21 Stunden unterwegs sind.
Der kaum mehr gebräuchliche französische Name Senin für den Sanetschpass
leitet sich von der urkundlichen Form Sanona (11.
Jahrhundert) für die Saane her. 1234: Senenz; 1379: Senens. Der Pass ist ohne Zweifel schon im frühen Mittelalter als Verkehrsweg
benutzt worden, obwohl man urkundliche Beweise für diese Annahme bis heute noch nicht aufgefunden hat.
Auf jeden Fall ist er aber im 14. und 15. Jahrhundert wiederholt von Truppen überschritten worden. So nahm diesen Weg 1388 eine
Truppenabteilung, die das gegen die Ober Walliser marschierende Heer des Grafen Rudolf von Greierz verstärkte.
Bei Visp wurde aber dieses Heer trotz tapferster Haltung der Saanenleute am 20. Dezember desselben Jahres in die Flucht geschlagen. Als sich die sieben obern Walliser Zehnten gegen Witschard von Raron erhoben, suchte dieser Hilfe bei den Bernern, die dann wirklich 1418 über den Sanetsch zogen und die Stadt Sitten in Asche legten. 1475 eilten 3000 Berner und Solothurner über den Pass, um den von Savoyen angegriffenen Ober Wallisern Hilfe zu leisten und mit ihnen zusammen den Feind auf der Planta bei Sitten am 13. November dieses Jahres so gründlich aufs Haupt zu schlagen, dass er 200 Edelleute, über 1000 Soldaten, 200 Pferde und 5 Panner auf der Wahlstatt liess.
Der Sanetschpass
wird dann später auch von Sebastian Münster 1544 und von Stumpf 1548 als bekannter Uebergang erwähnt.
Beim Aufstieg von Gsteig auf den Pass sieht man an der zur Wildhorngruppe gehörenden Felswand mehrere Faltenumbiegungen des
Urgon und Nummulitenkalkes. Weiter oben erreicht man das Neocom und eine dünne Schicht von Urgon, worauf
sich auf der Passhöhe wieder Nummulitenkalk zeigt, der die ganze, die Unterlage des Zanfleurongletschers bildende weite
Urgonfläche überlagert. Dieses Urgon gehört der Diableretsfalte an, während die tiefer unten auftretenden Schichten Glieder
der Wildhorn-Wildstrubeldecke sind. Nirgends kann man die Ueberlagerung zweier Ueberfaltungsdecken schöner
beobachten und gleichsam mit den Händen greifen. Die Urgon- und Nummulitenkalkflächen sind von der chemischen Erosion an
manchen Stellen zu grossen Karrenfeldern umgestaltet worden.