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Gouvernementsbehörde für die Vauernangelegen- heiten in Samara. 1868 erschienen im Ausland die zwei ersten Teile seiner «Grenzmarken Rußlands», über die Lage der Letten in den Ostsecprovinzen lTl. 3,1871;
Tl. 4, 1873;
Tl. 5, 1876),
die wegen ihrer Deutschfeindlichkeit großes Aufsehen erregten. (Gegenschriften: C. Schirren, «Livländ. Antwort an Zerrn I. S.»; W. von Bock, [* 3] «Livländ^ Beiträge»; I. Eckart, «S.s Anklage gegen die Ostseeprovinzen»; E. von Sternberg, «Livländ. Bekehrungen».) 1870 -71 war S. Präsident der Kommission (der Mos- kauer Zemstwo) zur Revision des Abgabcnsystems und verfaßte eine Denkschrift darüber. Er starb in Schöneberg bei Berlin. [* 4] -
Vgl. Briefwechsel S.s mit der Baronesse Editb Nahden (russ., Moskau [* 5] 1893).
Morneo. Samarinda, Hauptort von Kutei (s. d.) auf Samaritaner, bei Luther Samariter lnach dem Griechischen), die Vewobner des nach der Stadt Samaria (s.d.) benannten Landes in Palästina, [* 6] die eine der jüd. Gemeinde feindlich gegenüber stehende Kultgenossenschaft bildeten.
Die Entstehung der samaritanischen Gemeinde fällt in die Zeit nach Esra und Nehemia.
Die von Sargon in den Jahren nacb 720 nach Ephraim deportierten Kolonisten aus Babel und Kutha (s.d., daher Kuthäcr) hatten unter der Überzahl der altisrael.
Bevölkerung [* 7] ihre Eigenart nicht aufrecht erhalten können, fondcrn waren unter Annahme des Iahweglaubens in sie aufgegangen.
Nach Wiedercrbauuug des Tempels und Vieder- errichtung des Kultes durch die unter Cvrus zurück- gewanderten Iudäer und Benjaminiten fuchte die im Lande vorhandene altisracl.
Bevölkerung Zlnschluß an die Ierufalemer Gemciude und Zulassung zu ihrem Kult.
Beides ist vielen altisrael.
Familien bewilligt worden. Im Zusammenhange damit stand es, daß viele Ierusalcmer aller Stände, selbst Prie- ster, Töchter aus diesen altisrael.
Familien heirate- ten, deren Reichtum und Einfluß wahrscheinlich größer war als der der Ierusalemer. In dieser Vermischung der neucntstandcnen Ierusalemer Ge- meinde mit den Nachkommen der altisracl.
Bevölke- rung lag für die erstere die Gefahr des Zurücksiukens in das altisracl.
Wesen, da ihr Elemente zugefübrt wurden, die die eigentümliche religiöse Entwicklung des Erils nicht mit durchlebt hatten.
Taber wandten sich die strenger Gesinnten dagegen.
Die Rettung von dieser Gefahr kam der Gemeinde aus Vaby- lonien durch Esra (s. d.).
Dieser setzte 458 einen Be- schluß der Ierusalemer Gemeinde durch, daß die Mischehen getrennt werden sollten.
Doch scheinen sich die Umwohner hiergegenmit den Waffen [* 8] erhoben, Jerusalem [* 9] erobert, die Mauer teilweise zerstört und die Nichtausführung, wo nicht Zurücknahme des Bc- schlusses erzwungen zu haben.
Erst Nchemia (s. d.), der von 444 an als Statthalter des Artarerres den Bezirk Jerusalem verwaltete, führte Esras Bestre- bungen durch, nachdem cs ihn: gelungen war, trotz derVcrhinderungsversuche der Nachbarn die Mauern Jerusalems wiederherzustellen.
DenFremdcn wurde die Teilnahme am Kult entzogen, die Auflösung der Mychehcn erzwungen.
Nun trat die Bevölkerung des mittlern Landes zu einer eigenen, die Ierusa- lemer Gemeinde kopierenden Kultgcnossenschaft zu- sammen. Von dort entlehnte sie ihr Gesetzbuch, den damals zum Abschluß kommenden Pentatcuch (s. d.), von dort erhielt sie ihren Hohenpriester Manasse, ein Glied [* 10] der hohenpriesterlichen Familie der Ierusale- mer Gemeinde, den Schwiegersohn Sanballats aus Beth Horon, eines der Hauptgegner Nehernias.
Der- selbe weigerte sich, sein Weib zu entlassen, wurde daber aus der Ierusalemer Gemeinde wegen Ent- weihung des Priestertums ausgestoßen und errich- tete mit Hilfe seines Schwiegervaters auf dem Berge Gariüm (s. d.) eine Kultstätte.
Dort erhob sich spä- ter ein Tempel, [* 11] das Gegenstück des Ierusalemer Tempels.
Dieser Tempel wurde 129 v. Chr. von Johannes Hyrkanus zerstört;
aber die Stelle, wo er gestanden, blieb den S. die heilige Stätte der Anbetung.
Sie berufen sich dafür auf 5 Mof. 27,4, wo in ibrem Texte Garizim steht statt Ebal. Im Mittelaltcr gab es noch S. in Llgypten, in Damaskus, Askalon, Gaza, Cäsarea und andern Orten.
Jetzt finden sich nur noch welche in Nabulus, wo sie bis auf ungefähr 130 Köpfe zusammen- geschmolzen sind, aber immer noch streng an ihrem Glauben festhalten.
Der Pentateuch, den sie von den Juden entlehnt haben und in althebr.
Sprache, [* 12] aber in einer etwas abweichenden Recension über- liefern, ist ihnen das einzige heilige Buch und Moses der einzige wahre Prophet;
alle andern Bücher der jüd. Bibel [* 13] verwerfen sie, alle übrigen Propheten gelten ihnen als falsche Propheten.
Sie haben an dem althcbr.
Alphabet festgehalten, doch ist auch bei ihnen die hebr. Sprache durch einen aramäischen Dialekt verdrängt worden. In diesem Idiom sind ihre Liturgien und Ritualien, eine Übersetzung (Tar- gum) des Pentatcuchs, sowie eine Anzahl religiöser Lieder oder Psalmen verfaßt.
Seit das Arabische ihre Umgangssprache geworden ist, haben sie sich die- ser bedient. In arab. Sprache besitzen sie noch ein wahrscheinlich erst im 13. Jahrh, verfaßtes fog.
Buch Iosua, d. i. eine Chronik von Iosuas Zeit bis auf Konstantin d. Gr. (Odronicon ^maritanuin, hg. von Iuynboll, Leid. 1848), eine andere Chronik von Abu'l-Fatch, die bis ins 14. Jahrh, hinabreicht (^duif^tdi annal68 3llinaritHni, hg. von Ed. Vil- mar, Gotha [* 14] 1865) und einige dogmatische und exege- tische Schriften. -
Vgl. Silvestre de Sacy in den «^otic63 6t 6xtrüit8 ä68 iUÄNU8ci'it8 äe la liidlio- tke^ue än roi», Bd. 12 (Par. 1831);
Iuynboll, Om- inentarii in IiistoriHin A6iiti8 85lni^ritHii^6 (Leid. 1846);
Varges, 1^63 8am^i-itmii3 ä6Kapl0ii86 (Par. 1855);
Kohn, Eamaritanische Studien (Bresl. 1868); Appel, Hua63tion68 äe i-eI)U8 ^niin-itanorum sGött. 1874);
Kohn, Zur Sprache, Litteratur und Dogma- tik der S. (Lpz. 1876).
Samariter, bei Luther Name der Samaritaner.
Samariterschulen, s. Samariterv
ereine.
Samariterv
ereine,
Vereine, die den Zweck
haben, zur ersten Hilfeleistung bei Unglücksfällen vorzubilden.
Der Name ist nach dem barmherzigen Samariter des Gleichnisses Jesu (Luk. 10,30. fg.) gegeben.
Der Deutfche Samariterv
erein wurde durch einen Vortrag des Professors von
Es- march 1881 in Kiel
[* 15] nach dcm
Muster der bereits ^ 1878 wirkenden engl. 8t. ^olm'8 XmduiHncs ^.330- ciation ins
Leben gerufen und sucht den Zweck durch regelmäßigen Unterricht in Samariterschulen zu erreichen. 1882 übernahm Prinz
Heinrich von
Preußen
[* 16] das Ehrenpräsidium und die Kaiserin
Augusta (nach deren
Tode die Kaiserin
Friedrich) das Protektorat des
Vereins.
Die Satzungen des Samariterv
ereins stellen als erste
Aufgabe hin, dah der Laie die von dem
Verein
erhaltene Kenntnis der ersten Hilfe bei Unglücksfällen nur bis zur Ankunft des
Arztes anwenden soll, und daß es seine erste
Pflicht ist, möglichst bald für das (Eintreffen eines
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