österreich. Kronland, aus dem ehemaligen
Erzbistum gleiches
Namens (s. unten) gebildet, grenzt im
NO. an
Oberösterreich, im O. an
Steiermark,
[* 4] im
Süden an
Kärnten, im
W. an
Tirol
[* 5] und im
NW. an
Bayern
[* 6] und umfaßt 7155 qkm (129,95 QM.). Das Land gehört
nur mit einem kleinen Teil (im N.) demFlachland der bayrischen
Hochebene an; der größere Teil ist Hochgebirgsland,
das bis zum
Kamm der Mittelalpen sich erstreckt. Den
Hügeln des Tertiärlandes folgt die
Zone der nördlichen Alpenkette und
zwar die
Salzburger Alpen (s. d.), das
Tännengebirge (2428 m), der als
ÖsterreichsRigi gepriesene
Schafberg (1780 m), die
Gruppe
des
Dachstein (2996
m), an der steirischen, und des Birnhorn (2632 m), nächst der
TirolerGrenze.
Die
Massivs der
Hohen Tauern sind mit zahlreichen
Gletschern bedeckt, die auf der
Salzburger Seite allein
über 300 qkm
Fläche einnehmen. Der Gebirgscharakter verursacht auch viele Thalverengerungen
(Pässe,
Klammen), worunter die
vorzüglichsten sind: der
Paß
[* 8]
Lueg an der
Salzach, die Lichtensteinklamm am Eingang des Arlthals, der
PaßKlamm am
Schluß des
GasteinerThals, die Kitzlochklamm des
RauriserThals, die Hohlwege (an der
Saalach), die Schwarzenbergklamm
(bei
Unken), der
Paß Strub etc. Der Hauptfluß des
Landes ist die
Salzach (s. d.), die im Längenthal ihres Oberlaufs alle
Achen
der Tauernkette sammelt und weiter durch die
Lammer, die
Alm (aus dem
Königssee) und durch die
Saalach verstärkt wird.
Die
Bevölkerung
[* 13] von S. betrug 1880: 163,570 Einw. (Ende 1887 auf 169,472 berechnet);
auf ein QKilometer kommen nur 23
Menschen,
die geringste Volksdichtigkeit in
Österreich.
[* 14]
Die Bewohner sind der
Nationalität nach alle deutsch und
fast ausschließlich Katholiken. Wegen der Hochgebirge beträgt die unproduktive
Fläche gegen 15 Proz. des gesamten
Areals;
von der produktiven
Fläche kommen 10,8 Proz. auf das Ackerland, 10,1
auf
Wiesen und
Gärten, 39,9 auf
Weiden undAlpen,
[* 15] 38,1 auf Waldungen und 1,1 Proz.
auf die
Seen.
Fast die Hälfte des jährlichen
Bedarfs an
Getreide
[* 16] muß eingeführt werden. Als Bebauungsmethode herrscht die
Eggartenwirtschaft vor, wobei der
Boden durch eine
Reihe von
Jahren als Grasland und dazwischen nur selten als Ackerland benutzt
wird.
(1880: 11,050 Stück), und die Pinzgauer Gebirgerasse gilt als das ausgezeichnetste schwere Zugpferd in Österreich. Schafe
[* 23] wurden
1880: 58,290, Ziegen 19,621, Schweine
[* 24] 10,913 gezählt. In S. besteht ferner eine Unternehmung für künstliche Fischzucht. Unter
den Produkten des Bergbaues ist das Salz
[* 25] das wichtigste; die Saline zu Hallein lieferte 1886 mit 385 Arbeitern
225,000 metr. Ztr. Sudsalz. Der Hüttenbetrieb ergab 1886: 17 kg Gold
[* 26] (in Rauris und Böckstein, ehemals ein blühender Erwerbszweig), 5000 metr.
Ztr. Kupfer
[* 27] und 19,800 metr. Ztr. Roheisen.
Matthäus und seine Nachfolger suchten sie mit Gewalt zu unterdrücken, erst JohannJakob (1560-86) gestattete den Evangelischen
den Aufenthalt. Dennoch blieb ihre Lage unter den folgenden Erzbischöfen eine gedrückte, und wiederholt
wurden sie aus dem Land getrieben. Der ErzbischofLeopoldAnton, Graf von Firmian, versuchte sie 1729 durch jesuitische Missionäre
zu bekehren und schritt, als sie sich weigerten, zu Gewaltmaßregeln, zu welchem Zweck er 6000 Österreicher ins Land berief.
eines Herzogtums (mit Ausnahme einiger zu Tirol geschlagener Bezirke) den Salzachkreis des Landes ob der Enns bildete, bis es 1849 zu
einem selbständigen Kronland erhoben ward.
Vgl. Dümmler, Beiträge zur Geschichte des Erzbistums von S. im 9.-12. Jahrh.
(Wien 1859);
[* 3] Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums, liegt ungemein malerisch (420 m ü. M.)
an beiden Ufern der reißenden Salzach, die hier zwischen zwei isolierten Hügeln von Kalkbreccie, dem Mönchs und Kapuzinerberg,
eingeengt dahinströmt, und an der westlichen Staatsbahn Wien-S., an welche sich hier die Staatsbahnlinie S.-Wörgl und die
bayrische LinieS.-München anschließen. Das Klima ist sehr angenehm, die Luft gesund; die mittlere Sommertemperatur
beträgt 17,4° C. Die Stadt zerfällt in zwei durch die Salzach, über welche eine 1877 erbaute eiserne, eine Holzbrücke
und ein Steg führen, getrennte Stadtteile, die am linken Ufer gelegene ältere und die Neustadt
[* 47] am rechten Ufer, ist teilweise
noch mit Mauern und Wällen umgeben, hat eine Citadelle (Hohensalzburg, s. unten) und drei Vorstädte; Nonnthal und Mülln auf
dem linken und Stein auf dem rechten Ufer der Salzach.
Unter den von den ehemaligen Befestigungswerken noch erhaltenen Thoren ist am merkwürdigsten das durch den Felsen des Mönchsbergs
gebrochene Neuthor, welches 134 m lang, 7 m breit und 12 m hoch ist und vom ErzbischofSigismund von Schrattenbach 1767 hergestellt
wurde. Die Stadt ist nicht regelmäßig gebaut, viele (namentlich die ältern) Straßen sind eng, krumm und finster; aber
die schönen massiven Häuser mit ihren platten Dächern, der häufig verwendete Marmor des nahen Untersbergs,
die zahlreichen Brunnen
[* 48] und Denkmäler geben der Stadt ein stattliches, zugleich italienisches Aussehen. In neuester Zeit hat
übrigens S. eine Erweiterung erfahren, da auf den durch Auflassung der Festungswerke frei gewordenen Plätzen zahlreiche Neubauten
erstanden.
Auch wurden zu beiden Seiten der SalzachKais aufgeführt, welche mit anmutigen Promenaden und Neubauten
versehen sind. Unter den öffentlichen Plätzen ragen hervor der Residenzplatz mit großem Brunnen (aus weißem MarmorvonAnt.
Dario 1668 gefertigt) und der Domplatz mit einer Mariensäule. An den erstern schließt sich der Mozartplatz mit Mozarts (1756
hier geboren) ehernem Standbild von Schwanthaler (seit 1842), an den letztern der Kapitelplatz mit der
Residenz des Fürsterzbischofs u. einer marmornen Pferdeschwemme (Kapitelschwemme).
Eine schöne öffentliche Anlage hat S. in dem neuen Stadtpark mit gut eingerichteter Badeanstalt
[* 49] und Kursaal erhalten. Die
meisten öffentlichen Gebäude stammen aus der Renaissance- und Barockzeit. Unter den 24 Kirchen der Stadt ist zunächst zu
erwähnen der Dom, 1614-34 von Santino Solari nach dem Muster der Peterskirche in Rom
[* 50] erbaut, mit zwei 80 m
hohen Türmen, einer Zentralkuppel, schöner Fassade aus weißem Marmor und im Innern mit einem in Erz gegossenen Taufbecken
(1321). Unweit des Doms steht die Klosterkirche zu St. Peter, in romanischem Stil 1127 erbaut, mit schönem
Portal, zahlreichen Grabmälern, darunter dem des heil. Rupert, im Innern.
Hinter der Kirche, an der Nagelfluhwand des Mönchbergs, liegt der alte malerische St. Petersfriedhof mit interessanten Grabmälern
(darunter das
der Gräfin Lanckoronska von Schwanthaler). In der Mitte desselben steht die schöne, 1485 erbaute, 1864 restaurierte
Margaretenkapelle, in der Felswand des Mönchsbergs selbst die in Stein gemeißelten Zellen des heil. Rupert
und die Einsiedelei des heil. Maximus mit der alten Kreuzkapelle und die Katharinenkapelle mit dem Grab des heil. Vitalis.
Die alte Franziskanerkirche (Stadtpfarrkirche) aus dem 13. Jahrh. mit ihrem großartigen Chor ist in verschiedenen Baustilen
ergänzt worden. Auf dem Nonnberg steht die Kirche des adligen Benediktiner-Frauenstifts, ein gotischer
Bau mit romanischem Portal, schönem Flügelaltar, alten Glasmalereien und Waldgemälden und einer Krypte. Erwähnenswert sind
noch: die Johannesspitalkirche, die Augustinerkirche in der Vorstadt Mülln, die seit dem großen Brand von 1818 neuhergestellte
Sebastianskirche mit dem Grabmal des Theophrastus Paracelsus von Hohenheim und berühmtem Friedhof (mit der
Gabrielkapelle), die am Kai gelegene protestantische Kirche, 1865 im byzantinischen Stil erbaut, endlich der neue Zentralfriedhof.
Bemerkenswerte weltliche Gebäude sind: die Residenz am Residenzplatz (1592-1724 erbaut), ein weitläufiger Bau im italienischen
Stil, mit Gemäldegalerie;
der ihr gegenüberliegende Neubau (mit Glockenspiel), jetzt Regierungsgebäude;
der Marstall (jetzt Kavalleriekaserne) für 130 Pferde (1607
erbaut), mit weißmarmornen Barrieren, einer prachtvollen Schwemme mit Marmoreinfassung und plastischer Gruppe und zwei Reitschulen,
von denen die Sommerreitschule ein in den Felsen des Mönchbergs gehauenes Amphitheater mit drei übereinander befindlichen
Galerien ist.
Andre schöne Gebäude sind noch: das Rathaus, das vereinigte Schulgebäude, der Kursalon,
das Museum etc. Außerdem enthält S. acht Klöster, darunter das Benediktinerstift St. Peter (580 gegründet) mit ansehnlicher
Bibliothek, Naturalienkabinett, Schatzkammer und reichem Archiv, ein Franziskanerkloster, ein Kapuzinerkloster auf dem Kapuzinerberg
etc.
Der Handel, welcher ehemals einen bedeutenden Warenverkehr zwischen Deutschland und Italien
[* 54] vermittelte, hat seine frühere
Bedeutung verloren und beschränkt sich gegenwärtig auf die Versorgung des lokalen und provinziellen Konsums. Förderungsmittel
sind die Eisenbahnen, die Filiale der Österreichisch-UngarischenBank und eine städtische Sparkasse. An Lehr- und
Bildungsanstalten besitzt S.: eine theologische Fakultät (als Rest der 1623 gestifteten, 1810 aufgehobenen Universität), ein
staatliches und ein erzbischöfliches Obergymnasium (Collegium Borromeum), eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt,
eine Staatsgewerbeschule, eine Gremial- und eine Privathandelsschule, ein erzbischöfliches Priesterseminar, ein CollegiumMariano-Rupertinum für Gymnasialschüler, 2 Musikschulen, 3
¶
[* 3] Herzogtum und Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, zu deren cisleithanischem Teil gehörig,
grenzt im N. an Oberösterreich, im O. an Oberösterreich und Steiermark, im S. an Tirol und Kärnten und im W. an Tirol und Bayern
und hat einen Flächenraum von 7152,23 qkm (d. i. 2,38 Proz. der Fläche der österr. Reichshälfte). (Hierzu
Karte: Salzburg und Salzkammergut.)
[* 55]
Oberflächengestaltung. S. ist ein ganz den Ostalpen angehöriges Gebirgsland, in dem sich drei Teile unterscheiden lassen:
das Gebiet der Hohen Tauern, der nördl. Kalkalpen und des vorgelagerten Hügel- und Flachlandes.
Die Hohen Tauern entsenden
in nördl. Richtung zahlreiche hohe Seitenkämme, zwischen welchen tief eingeschnittene
Hochthäler liegen, und zwar das Krimmler, das Ober- und Unter-Sulzbach-, das Habach- und Hollersbach-, das Velber, das Stubach-,
das Kapruner, Fuscher, Rauriser, Gasteiner, Groß- und Klein-Arlthal, welche alle in das Längenthal der Salzach münden. Diesen
Thälern entsprechen meist auch Einsattelungen und Übergänge über den Hauptkamm, vom VolkeTauern genannt,
so der Krimmler Tauern (2635 m), die Birnlücke, der Velber (2540 m) und Kalser Tauern (2512 m), die Pfandlscharte (2665 m),
der Mallnitzer Tauern (2414 m, von Gastein nach Kärnten führend), der viel (angeblich auch von den Römern) betretene Hohe Tauern
(2463 m), endlich die Arlscharte (2251 m). Bei dieser letztern zweigen die Niedern (auch Radstädter)
Tauern nach Nordost, die Steirischen Alpen nach Südost. Von den Tauern durch das Oberpinzgauer Salzachthal geschieden, erstreckt
sich bis zur Thalsenke des Zeller Sees das dem Thonschiefer angehörige Übergangsgebirge mit dem Großen Rettenstein (2361
m) und der Schmittenhöhe (1935 m) als Kulminationspunkte und dem eine prächtige Aussicht auf die Tauern bietenden PaßThurn
(1275 m).
Die nördlichen Kalkalpen bilden im Süden keine zusammenhängende Kette, sondern große, meist aus Dachsteinkalk gebildete
Bergstöcke. Es sind dies die Loferer Steinberge, die Leoganger Steinberge mit dem Birnhorn (2630 m), das
Sonntagshorn (1962 m) als Aussichtspunkt berühmt, die Reitalm mit dem Stadelhorn (2288 m), das Kammerlinghorn (2483 m), das
Steinerne Meer (2651 m), die Übergossene Alm oder Ewige Schnee
[* 56] mit dem Hochkönig (2938 m), das Hagengebirge (2391 m), das
Tennengebirge (2428 m), der Hohe Göll (2519 m) und der Untersberg (1975 m). Der Dachstein (s. d.; 2996 m)
gehört nur zum kleinen TeileS. an. Den Voralpen gehören an das Ischler Gebirge mit dem Gamsfeld (2024 m), der Schafberg (1780
m), insoweit es auf salzburg. Gebiete liegt, und der als Aussichtspunkt berühmte Gaisberg (s. d.; 1286 m)
bei S.
Bewässerung. S. gehört ganz dem Flußgebiet der Donau an, und zwar zum größten Teile dem Gebiet der
Salzach (s. d.), eines Nebenflusses des Inn; nur der durch die Radstädter
Tauern abgetrennte Lungau (Gerichtsbezirke Tamsweg und St. Michael) gehört dem Gebiet der Mur (Länge in S. 28 km) an, die hier
entspringt, und der Gerichtsbezirk Radstadt jenem der Enns (Länge in S. 30 km), die ebenfalls in S.
ihren Ursprung (1720 m) hat. Die Salzach, welche im obern Pinzgau nur geringes Gefälle hat, weshalb dieses Thal versumpft,
wird dann zum reißenden Gebirgsstrom, bis sie bei S. in die Ebene hinaustritt, und mündet nach 221 km
Lauflänge in den Inn. Sie hat ein Gefälle von 9,5 mm auf den Meter. Ihr Hauptzufluß ist die 103 km lange Saalach (s. d.).
S. hat einen großen Reichtum an prachtvollen Wasserfällen, so die Krimmler Fälle (s. d.),
den Gasteiner, den Schleierfall bei Böckstein, den 62 m hohen Radstädter Tauernfall, den 62 m hohen
Gollingerfall, die pittoresken Felsschluchten Liechtenstein- und Kitzlochklamm und die Vorderkaserklamm bei Loser.
Das Land S. ist reich an Seen. Im Voralpenlande liegen der Ober- und Nieder-Trumersee (Mattsee, 500 m ü. d. M.), der Wallersee
bei Seekirchen (504 m, 23 m tief), der Hintersee bei Faistenau (685 m), der Fuschlsee (661 m) sowie die
nur
¶
mehr
teilweise zu S. gehörigen Mondsee (s. d.) und Abersee (s. Sankt Wolfgang).
[* 58] In denAlpen liegt der wegen seines Gebirgspanoramas
berühmte Zeller See (754 m), welcher 6 km lang, 2 km breit, 73 m tief ist und in die Salzach abfließt. Die Zahl der Hochseen
beträgt etwa 200, die bekanntesten darunter sind die Seen des obern Velber- und Stubachthales, die Bockhartseen
im Gasteiner und der Tappenkarsee im Kleinarlthale. Der größte Hochsee ist der Weißenecker See (2154 m; 800 m lang, 400 m
breit und 14 m tief) im Hintergrunde des Hollersbachthales.
S. zählt 54 Moore (hier Moose
[* 59] genannt) mit einer Gesamtfläche von 2880 ha, die 109 Mill. cbm Torf enthalten.
Die größten sind die PinzgauerMoose, welche sich von Mittersill bis Bruck längs der Salzach ausdehnen und zum Teil entwässert
sind.
Das Klima von S. entspricht dem eines Gebirgslandes, mit großen Extremen und Unbeständigkeit der Witterung, hoher Feuchtigkeit
und öftern Niederschlägen. Der Winter dauert 4‒5 Monate im Vorlande, 7 Monate im Gebirge, der Frühling
ist kurz und geht bald in den regenreichen Sommer über. Die schönste und beständigste Jahreszeit ist der Herbst. Die Ursachen
für das rauhe Klima sind in der bedeutenden Höhe und in der Abgeschlossenheit gegen Süden zu suchen.
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt zu S. 8,0° C., St. Johann 6,6°, Gastein 5,9°, Saalfelden 4,5°, Lofer 6,5°, Unken
7,7°, Tamsweg 3,4° C. Die Extreme schwanken zu S. zwischen +28° und -28° C.
Bevölkerung. Das Herzogtum S. zählte 1880: 163570, 1890: 173510 (85948 männl., 87562 weibl.)
deutsche kath. E., darunter 812 Evangelische, d. i. 24 E. auf 1 qkm und eine Zunahme (1880‒90) von 9940 Personen
oder 6,08 Proz. S. hat die geringste Dichtigkeit unter allen österr. Kronländern, und die Bevölkerung ist sehr ungleich
verteilt; im Flachlande beträgt sie (ohne die Stadt S.) 35, im Gebirge 11‒15 E. auf 1 qkm. In S. kommen 1019 Frauen
auf 1000 Männer, ein Verhältnis, das seit 1830 die Tendenz hat, sich dem Gleichgewicht
[* 60] der Geschlechter zu nähern. 1892 betrug
die Zahl der Trauungen 1332, der Geburten 5246 (davon 1430 Uneheliche), der Todesfälle 4645. Die Salzburger sind ein kräftiger
Menschenschlag, ein biederes, fleißiges, nüchternes Gebirgsvolk, das fest an seiner alten Tracht, seinen
Festen und Spielen hängt. Hinsichtlich der Elementarbildung der Bevölkerung steht S. auf einer bessern Stufe der Entwicklung
als die übrigen österr. Alpenländer, indem (1890) nur 8 Proz. Analphabeten waren. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist
die Land- und Forstwirtschaft (1890: 49,79 Proz.), dann der Bergbau
[* 61] und die Industrie (23,12 Proz.), während
mit Handel sich nur ein geringer Bruchteil (9,65 Proz.) beschäftigt.
Land- und Forstwirtschaft. Von der Gesamtfläche sind 13,71 Proz. unproduktiv, nur 9,2 Äcker, 8,3 Wiesen, 4,95 Hutweiden,
28,9 Alpen und 32,4 Proz. Wald. Im Durchschnitt der 10 Jahre 1882‒91 wurden geerntet: 115844 hl Weizen,174621
Roggen, 20875 Gerste, 266158 Hafer, 36279 hl Kartoffeln, 175511 t Heu. Diese Erntemengen reichen nicht zur Ernährung derBevölkerung aus, weshalb S. viel Getreide einführen muß. Hingegen wirft die Viehzucht einen größern Ertrag ab, doch
ließe sich derselbe noch erhöhen, wenn ihre Produkte eine bessere Verwertung fänden. 1890 wurden gezählt 11310 Pferde, 143484
Rinder, 51860 Schafe, 17640 Ziegen, 13638 Schweine und 12411 Bienenstöcke. Die
Rinder und Pferde gehören meist dem schönen,
besonders kräftigen PinzgauerSchlag an. Die Forstwirtschaft, welche 231920 ha Waldungen umfaßt, worunter 10510 ha an der
Saale der KroneBayern gehören, wird ziemlich rationell betrieben. Der Obstbau ist bedeutend. Erwähnenswert
ist auch die künstliche Fischzucht, die in der Anstalt zu Hellbrunn bei S. betrieben wird.
Bergbau. Das Land ist reich an Mineralien.
[* 62] Im Habachthal werden Edelsteine,
[* 63] im Rauriser Thal, am Goldberg (2400 m) und am Rathausberg
(1915 m) bei Böckstein Golderze (1892:1210 t, woraus 10,88 kg Gold gewonnen wurde), Kupfer (Mitterberg
produzierte 65214 t Kupfererze), Eisen
[* 64] (bei Werfen 7906 t Erze) und Salz (bei Hallein 1892: 23488 t Sud- und 350 t Industriesalz
im Wert von 2247856 Fl.), Marmor (am Untersberge) gewonnen. Ebenso reich ist S. an Mineralquellen: alkalische (Kelchbrunnen
bei Mauterndorf im Lungau mit 200 Kurgästen), Salzquellen (bei Golling, Unken und Hallein), Bitter-, Eisenwässer,
Schwefelquellen und indifferente Thermen, darunter die berühmten Gasteiner Quellen sowie die kalten Gebirgsquellen von Unken,
Leogang und Fusch.
Industrie, Handel und Verkehrswesen. Die Industrie ist unbedeutend; sie erstreckt sich meist auf Fabrikation von Metall-, Glas-,
Marmor- und Thonwaren.
[* 65] Hammerwerke bestehen in Ebenau, Werfen, Mauterndorf und Grödig. In der Stadt S.
werden Wagen und Orgeln hergestellt. 54 Bierbrauereien erzeugten (1892) 335909 hl Bier. Die ärarische Tabakfabrik Hallein
in S. erzeugte (1892) 23 Mill. Cigarren. Als Hausindustrie wird die Erzeugung von Leinenwaren, Loden und Strümpfen (in Hallein)
betrieben. An Kreditinstituten hat S. eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und sechs Sparkassen
mit einem Einlagekapital von (1892) 19,36 Mill. Fl.
Die Eisenbahnlinien sind größtenteils Staatsbahnen;
[* 66] im ganzen bestehen (1892) 247,58 km, ferner 568,38 km Telegraphenlinien
mit 2542,5 km Leitungen sowie 1249,47 km Straßen, darunter 359,3 km Staatsstraßen.
Verfassung und Verwaltung. Der Landtag des Herzogtums S. besteht aus 26 Mitgliedern und zwar dem Fürsterzbischof
von S. (als Virilstimme), 5 Vertretern des Großgrundbesitzes, 10 der Städte und Märkte, 2 der Handelskammer zu S. und 8 der
Landgemeinden. Der Landesausschuß, das Verwaltungsorgan des Landtages, besteht aus dem Landeshauptmann und 4 Mitgliedern.
In den österr. Reichsrat sendet S. 5 Abgeordnete. An der Spitze derVerwaltung steht die k. k. Landesregierung;
ihr unterstehen als polit. Behörden erster Instanz eine Stadt mit eigenem Statut und vier Bezirkshauptmannschaften:
Die Rechtspflege besorgen ein Landesgericht in S., das zum Oberlandesgerichtssprengel in Wien gehört, und 20 Bezirksgerichte.
Die finanzielle Verwaltung liegt der k. k. Finanzdirektion in S. und 15
¶
mehr
Steuerämtern ob, die Schulverwaltung dem Landesschulrate in S. und 5 Bezirksschulräten. In militär. Hinsicht untersteht
das Land dem 14. Korpskommando in Innsbruck.
[* 68] Das Wappen des Herzogtums ist ein längsgeteilter Schild; rechts in goldenem Felde
ein aufrechter schwarzer Löwe, links in rotem Felde ein silberner Querbalken. Auf dem Schilde ein Fürstenhut.
[* 69] Die Landesfarben sind Rot-Weiß. (S. Tafel: Wappen der Österreichisch-Ungarischen Kronländer,
[* 67]
Fig. 3, Bd.
12, S. 726.)
Geschichte. Das Land war schon unter der Römerherrschaft gut bevölkert, und frühzeitig fand das Christentum Eingang. In denStürmen der Völkerwanderung wurde S. verwüstet, und auch Juvavum, das an der Stelle des heutigen S. gestanden
hatte, lag in Trümmern. Den Grund zum Entstehen des spätern deutschen Reichslandes S. gab die Errichtung eines Bistums durch
den heil. Rupert, der sich 696 auf den Ruinen von Juvavum niederließ. Der HerzogTheodor vonBayern schenkte ihm nicht bloß
diesen Ort mit seiner nächsten Umgebung, sondern auch zahlreiche Güter in andern Gauen.
In der Zeit der Karolinger und der sächs. Kaiser erwarb die Salzburger Kirche auch ausgedehnte Gebiete in Steiermark und Kärnten
und 1232 die Grafschaften im obern und untern Pinzgau. Unter Arno wurde das Bistum 798 zum Erzbistum erhoben. Die Erzbischöfe
lagen mit dem Kaiser, mit Österreich und Bayern, oder mit ihren eigenen Landständen und Unterthanen häufig
in Krieg und Hader. Erzbischof Leonhard Ⅱ., 1495‒1519, der 1498 alle Juden vertrieb und die gegen ihn verschworenen Großen
seines Landes gefangen nehmen ließ, erweiterte das Gebiet des Erzstifts durch bedeutende Ankäufe.
Wolfgang Dietrich, 1587‒1611, beschwor mit seinem Kapitel 1606 das Statut, das für ewige Zeit alle österr.
und bayr. Prinzen aus demselben ausschloß. Unter dem Erzbischof LeopoldAntonGraf von Firmian (s. d.), 1727‒44, wurden trotz
der Verwendung des Corpus evangelicorum alle Protestanten, angeblich weil sie eine Verschwörung beabsichtigt hatten, aus
dem Lande getrieben. So verließen 1731 und 1732 gegen 30000 fleißige und ruhige Unterthanen das Land,
die namentlich in PreußenAufnahme fanden.
S. war seit dem Westfälischen Frieden außer den drei geistlichen Kurfürstentümern das einzige Erzbistum in Deutschland
und umfaßte damals ein Areal von 9900 qkm mit 190000 E. Die Säkularisation erfolgte 1802, und im Vertrag zu Paris
[* 70] vom wurde
S. nebst Eichstätt, Berchtesgaden und einem Teile von Passau dem Erzherzog von Österreich und Großherzog von Toscana, Ferdinand,
zur Entschädigung für das im Lunéviller Frieden abgetretene Toscana gegeben und derselbe unter die Zahl der Kurfürsten
aufgenommen.
Durch den Preßburger Frieden von 1805, infolge dessen der Kurfürst Ferdinand Würzburg erhielt, kam S.
an Österreich und Eichstätt und Passau an Bayern. Der Schönbrunner Friede von 1809 stellte es zur Verfügung Napoleons, der
es 1810 an Bayern abtrat. Nach dem Pariser Frieden von 1814 wurde es von Bayern wieder an Österreich vertauscht, mit Ausnahme
eines Teils vom linken Salzachufer, der nebst Berchtesgaden bayrisch blieb. Es bildete hierauf unter dem
Titel eines Herzogtums (mit Ausnahme einiger zu Tirol geschlagenen kleinen Bezirke) den Salzachkreis des
Landesob der Enns, bis
es 1849 losgetrennt, zu einem selbständigen Kronlande konstituiert wurde und infolge des Patents vom nach langer
Zeit wieder den ersten Landtag erhielt.
1) Bezirkshauptmannschaft ohne die Stadt S. im österr. Herzogtum S., hat 1729,42 qkm und (1890) 71542 (35331 männl., 36211 weibl.)
E., 60 Gemeinden mit 372 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Abtenau, St. Gilgen, Golling, Hallein, Mattsee, Neumarkt,
Oberndorf, S. und Thalgau. – 2) Stadt mit eigenem Statut und Hauptstadt des Herzogtums S., an der Salzach,
über die vier Brücken
[* 71] führen, in reizender Gegend zwischen Kapuzinerberg (650 m) und Mönchsberg (502 m), an den Linien
Wien-S. (314 km) und S.-Bischofshofen-Wörgl (191 km) der Österr., S.-Rosenheim-München (153 km) und S.-BadReichenhall (22
km) der Bayr. Staatsbahnen sowie Ischl-S. (60 km) der Salzkammergut-Lokalbahn,
mit Dampfstraßenbahnen nach St. Leonhard-Drachenloch (12,2 km) und Parsch (2 km), Pferdebahn durch die Stadt, Drahtseilbahn
auf die Festung
[* 72] Hohensalzburg und elektrischem Aufzug
[* 73] auf den Mönchsberg, ist Sitz der Landesregierung, eines Fürst-Erzbischofs,
eines Landesgerichts, eines Bezirksgerichts (262,14 qkm, 20945 E.), einer Forst- und Domänen-, einer
Finanzdirektion, Handels- und Gewerbekammer sowie der Kommandos der 3. Infanterietruppendivision und 6. Infanteriebrigade und
hat 8,76 qkm Fläche und (1890) 27244 E., darunter 505 Evangelische und 142 Israeliten, in Garnison 3 Bataillone des 59. Infanterieregiments
«Erzherzog Rainer» und das 41. Divisionsartillerieregiment.
Die Stadt hat meist krumme und enge Straßen, schöne große Plätze, Häuser mit flachen Dächern und
viele Prachtgebäude im ital. Stil, meist aus dem 17. und 18. Jahrh. Nach Niederlegung der Festungswerke sind neue Stadtteile
entstanden und nach der Regulierung der oft sehr reißenden Salzach an beiden Ufern derselben stattliche Quais mit Promenaden
und Villen. Der Mittelpunkt des ältern Stadtteils links von der Salzach ist der Residenzplatz mit dem
prächtigen, 14 m hohen Hofbrunnen, 1664 von Anton Dario aus Marmor aufgeführt; dann der Domplatz mit einer Mariensäule,
Bleiguß von Hagenauer (1772), der Mozartplatz mit dem Mozartdenkmal (1842) von Schwanthaler und der Kapitelplatz mit der
Residenz des Erzbischofs und der Kapitelschwemme (1732) aus Marmor für Pferde.
Bei den kath. Kirchen (24) herrscht der ital. Stil vor, weshalb S. das deutsche Rom genannt wurde; außerdem besteht eine evang.
Kirche (1865). Hervorragende Gebäude sind die prächtige Domkirche (115 m lang, 70 m breit, 74 m hoch), 1614‒28 nach dem
Vorbilde der Peterskirche in Rom von Santino Solari erbaut, mit einer Façade aus weißem Marmor, einem ehernen Taufbecken
(1321),