Salvandy
(spr. ssalwangdi), Narcisse Achille, Graf von, franz. Staatsmann und Publizist, geb. zu Condom (Gers) aus einer Familie irischen Ursprungs, nahm an den Feldzügen von 1813 und 1814 teil, verließ 1814 als Kapitän den Militärdienst, war 1819-21 Requetenmeister und bekämpfte dann als Journalist am »Journal des Débats« die reaktionäre Politik der Regierung. 1827 von Martignac zum Staatsrat ernannt, trat er 1829 unter dem Ministerium Polignac freiwillig von dieser Stelle zurück. 1832 ward er in die Kammer gewählt.
Seit 1835 Mitglied der französischen Akademie, erhielt er das Portefeuille des Unterrichts im Ministerium Molé. Nachdem er hierauf eine Zeitlang Vizepräsident der Deputiertenkammer gewesen, ging er als Gesandter 1841 nach Madrid, [* 2] 1843 unter gleichzeitiger Erhebung in den Grafenstand nach Turin, [* 3] übernahm 1845 nach Villemains Rücktritt wieder das Portefeuille des Unterrichts und ward Großmeister der Universität. Durch die Februarrevolution von 1848 außer Thätigkeit gesetzt, war er mit Guizot eifrig um das Zustandekommen einer Fusion zwischen den Legitimisten und Orléanisten bemüht. Im März 1851 erhielt er gleichwohl durch ein Dekret des Präsidenten eine Pension von 6000 Frank. Er starb auf seinem Schloß Graveron (Eure). Außer Flugschriften und Romanen veröffentlichte er den bekannten, die spanischen Sitten schildernden Roman: »Don Alonzo, ou l'Espagne« (Par. 1824, 7. Aufl. 1858; deutsch, Bresl. 1825);
»Histoire de Pologne avant et sous le roi Jean Sobiesky« (Par. 1827-29, 5. Aufl. 1855, 2 Bde.; deutsch, Stuttg. 1829);
»Islaor, ou le barde chrétien« (Par. 1824; deutsch, Heidelb. 1825) und »Seize mois, ou la révolution et les révolutionnaires« (Par. 1831; neue Ausg. u. d. T.: »La Révolution de 1830, etc.«, 1855; deutsch, Stuttg. 1832).