Salvan
(Kt. Wallis,
Bez.
Saint Maurice). 925 m. Gem. und Pfarrdorf, 5 km sw. der Station
Vernayaz der Simplonbahn.
Station der elektrischen Bahn
Martinach-Le
Châtelard. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde umfasst den vorderen Abschnitt
des
Thales von Salvan
und einen 3 km langen Landstreifen am rechten Rhoneufer zwischen den
Felsen von
Gueuroz und der
Mündung des
Trient einerseits und dem S.-Ende des Weilers La
Balme an der Mündung der
Salanfe andererseits. Gemeinde: 464
Häuser, 1916 Ew.
(wovon 17 Reformierte);
Dorf: 123
Häuser, 453 Ew. Kirchgemeinden Salvan
und
Vernayaz. 1888 zählte die Gemeinde 1841 Ew.
Das Dorf Salvan
, auch Salvan
Ville genannt war lange Zeit die bedeutendste Siedelung der Gemeinde, bis
es von dem im
Rhonethal gelegenen
Vernayaz (Bahnstation, Elektrizitätswerk, verschiedene Industrien, Exkursionszentrum) überflügelt
wurde. Immerhin bildet Salvan
als Hauptort der Gemeinde immer noch deren administrativen Mittelpunkt und ist auch der Sitz
der beiden grossen Jahrmärkte geblieben. In seiner Umgebung liegen die
Dörfer und
Weiler
Les Granges,
Biolley,
La Combe,
Les Marécottes und
Les Places.
Die Pfarrkirche von Salvan
ist dem h. Mauricius, Märtyrer der thebäischen Legion, geweiht. Die Bewohner sind unternehmend,
tätig und ausdauernd und wandern wie die Leute von
Bagnes oft auf längere Zeit aus. Da der anbaufähige Boden mit Hinsicht
auf die grosse Zahl der Bewohner räumlich sehr beschränkt ist, suchen die «Salvanins»
schon seit längerer Zeit ihr Brot mit den verschiedensten Beschäftigungen zu erwerben: durch Kleinhandwerk und Kleingewerbe,
hausieren, Jagd, Tuchweberei,
Flössen von
Bauholz, Ausbeute von
Stein- und Schieferbrüchen, Handel mit
¶
mehr
Weinstein, fremde Dienste (früher häufiger als heute) etc. Wie die Bewohner anderer Walliser Seitenthäler besitzen auch
die Leute von Salvan
an den Gehängen des Rhonethales Weinberge, so besonders bei Plan Cerisier (Gemeinde Martinach), einem
aus Rebhäuschen bestehenden kleinen Dorf. Eine der Haupteinnahmequellen bildet seit langer Zeit der Abbau der
vorzüglichen Schieferbrüche über Vernayaz. Daneben wird Ackerbau, Viehzucht und Alpwirtschaft betrieben.
Von Bedeutung ist auch die Fremdenindustrie, die seit der Verbesserung bestehender und der Anlage neuer Verkehrswege einen
raschen und ungewöhnlich lebhaften Aufschwung genommen hat. Neben der Thalstrasse, die nach Finhaut hinauf und weiterhin über
Le Châtelard und den Col des Montets nach Chamonix führt, verbindet jetzt eine 1906 eröffnete elektrische
Alpenbahn die Vallée de Salvan mit dem Rhonethal einerseits und dem Thal der Arve andererseits. Salvan
liegt in einer der Richtung
des Thales folgenden, spitzen V-förmigen Mulde, deren Kern aus nahezu senkrecht aufgerichteten Schiefern besteht, während
die Schenkel von Konglomeraten (sog. Poudingue de Vallorcine) gebildet werden, die oft prachtvolle Gletscherschliffe
(vom einstigen Trientgletscher) zeigen.
Diese Mulde ist wie ein sehr spitzer und enger Keil zwischen die beiden krystallinen Stöcke des Fontanabran und Mont Arpille eingesenkt. Neben den Schiefern finden wir auch noch graue, grünliche und rosarote Sandsteine, die dem tiefern Karbon angehören und das Vallorcinekonglomerat begleiten. Bemerkenswert sind ein grosser erratischer Block aus Augengneis, Pierre Bergère genannt und ö. der Kirche auf den geschliffenen anstehenden Felsen liegend (5 m hoch, 6 m lang und 4-5 m breit), der aus dem Nikolaithal stammen soll und von der linken, südlichen, Seitenmoräne des einstigen Rhonegletschers hier abgelagert worden ist, ferner der mit vorhistorischen Skulpturen bedeckte Rocher du Planet, den B. Reber untersucht und beschrieben hat, sowie endlich - nö. vom Dorf - mehrere von ehemaligen Gletscherbächen ausgehöhlte Riesentöpfe.
Man hat in Salvan
zu wiederholten Malen versucht, Anthrazitgänge auszubeuten, doch war das zu Tage geförderte
Produkt bis jetzt immer zu stark schieferhaltig und deshalb nicht konkurrenzfähig. Die schon im 15. Jahrhundert genannten
Bergwerke und Schieferbrüche von Salvan
haben im Lauf des 18. Jahrhunderts zu zahlreichen Streitigkeiten zwischen der Gemeinde
einerseits und den Unternehmern (amodiateurs) sowie später dem Abt
von Saint Maurice andererseits Anlass
gegeben, welch' letzterer 1752 verfügte, dass alle Mineralfunde und Minenprodukte Eigentum des Grundherrn, d. h. eben der
Abtei Saint Maurice, sein sollten.
Die Schieferbrüche von Salvan
haben trotz einer sehr starken Konkurrenz ihren alten guten Ruf bis auf heute behauptet und
werden eifrig und mit Erfolg ausgebeutet. Das Thal von Salvan
, das heute die Gemeinden Salvan und Finhaut
umfasst, und Otanelle (Vernayaz) wurden vom Burgunderkönig Sigismund 516 dem Kloster Saint Maurice geschenkt, dessen Aebte
bis 1798 hier unbeschränkte Herren waren und ihre Hoheitsrechte durch einen Burgvogt ausüben liessen. Um 1138 gelang es
den Herren d'Allinges, deren einer weltlicher Chorherr und Vorsänger des Klosters Saint Maurice war, sich
Salvan's
zu bemächtigen; sie mussten ihre Eroberung aber bald wieder an die Abtei abtreten, der in dieser Angelegenheit
der Graf von Savoyen und die Bischöfe der Tarentaise und von Sitten kräftig zur Seite standen.
Als die von den Oberwallisern geschlagenen Liberalen der Bezirke Saint Maurice und Monthey auf dem Heimmarsch
begriffen waren, wurden sie am bei der Trientbrücke von den Salvanins
, die am Felskamm von Les Charfaz im Hinterhalt
lagen, nocheinmal angegriffen. 516: Silvanum; 1252: Salvans;
1307: Servans. Im Dorf Salvan und in Les Marécottes hat man
zu wiederholten Malen vorhistorische Schalensteine und Steine mit Skulpturen und Inschriften aufgefunden.
Fund eines Bronzebeiles in der Forêt du Triège; prähistorische Gräber. Bei der Anlage der Bahnstation Salvan ist 1903 ein
Stück des Gehänges abgerutscht, wodurch mehrere Häuser des Weilers Le Biolley beschädigt wurden. Bibliographie siehe heim
Art. Salvan (Vallée de).