Saltykow
,
Michael Jewgrafowitsch, unter dem Pseudonym N. Schtschedrin bekannter russ. Satiriker, geb. 15. Jan. (a. St.) 1826 in einem Dorf des Kreises Kaljasin (Gouvernement Twer) als Sohn eines wohlhabenden Gutsbesitzers, besuchte 1838-44 das Lyceum in Zarskoje Selo und ließ bereits damals Gedichte im Druck erscheinen. Nachdem er 1844 zu Petersburg [* 3] in den Staatsdienst getreten, ward er infolge einiger satirischer Erzählungen, die er 1844-1848 herausgegeben, plötzlich nach Wjatka verwiesen, wo er bei der Gouvernementsverwaltung beschäftigt wurde und so lange blieb, bis ihm die Thronbesteigung Alexanders II. 1858 Begnadigung brachte.
Nach wenigen Jahren verließ S. mit dem Rang eines Wirklichen Staatsrats den Staatsdienst und widmete sich seitdem ganz der politischen Satire, zuerst im »Zeitgenossen«, dann in den von ihm mitredigierten »Vaterländischen Blättern«, bis dieselben 1884 aufgehoben wurden. Sein erstes Werk, das seinen Namen in ganz Rußland populär machte, waren die »Skizzen aus der Provinz« (1856). Dann folgte eine lange Reihe von Skizzen, unter denen die »Satiren in Prosa« und »Unschuldige Geschichten« (1863),
»Die Zeichen der Zeit« und »Briefe aus der Provinz« (1869),
»Tagebuch eines Kleinstädters in St. Petersburg«, »Die Herren Taschkenter«, »Männliche und weibliche Pompadours«, »Gutgesinnte Reden« (1876),
»Die Zuflucht
Monrepos«, »Jenseit der Grenzlinie«,
»Briefe an
meine
Tante«, »Eine zeitgenössische
Idylle«,
»Erzählungen aus Poschehonien (das russische
Abdera)« und
»Bunte
Briefe«
als die bedeutendsten hervorzuheben sind.
Rein novellistischer
Art ist die
Erzählung »Die Golowljews«.
Wie jede echte
Satire, so ist auch Saltykows
Satire gewissermaßen mit dem
Blut seines
Herzens geschrieben; er will seinem Vaterland
durch
Offenbarung des
Bösen, der
Lüge und des
Lasters dienen.
Schlagender
Witz und originelle
Erfindung halten bei ihm stets gleichen
Schritt. Da übrigens die russischen Preßverhältnisse
eine offene
Sprache
[* 4] nicht gestatten, so sieht sich der Dichter oft genötigt, eine allegorische
Sprache
zu reden, die seinen Lesern jedoch nicht weniger verständlich ist. Es ist mehrmals der
Versuch gemacht, Saltykows
Satiren
ins Deutsche
[* 5] zu übersetzen; doch bieten sie dem Übersetzer fast unüberwindliche Schwierigkeiten.