Sajento
(Valle) (Kt. Graubünden, Bez. Bernina). 2550-676 m. Südlichstes der rechtsseitigen Nebenthäler des Puschlav. Senkt sich vom Grenzgebirge des Pizzo Combolo nach ONO. und mündet in der Mitte der Thalstrasse zwischen Brusio und Campocologno und 500 m nw. Zalende ins Hauptthal. Das Thälchen ist im N. vom Corno del Giumellino, Corno di Solcone und Monte Delle Tre Croci und im W. vom Monte Malgina (2877 m) und Pizzo Combolo (2902 m) begrenzt, während im S. die Gräte von Anzana und Salarsa und der Monte Salarsa, etwa 0,9-4,5 km von der Landesgrenze gegen Italien entfernt, sich hinziehen.
Die Länge vom Vereinigungspunkt der Quellbäche auf den
Alpen Pescia Alta und Anzana bis zur Einmündung
in den
Puschlaverbach
(Poschiavino) beträgt fast 4,5 km, das Gefälle auf dieser Strecke etwa 27,5%, im durchschluchteten
untersten Thalstück von der Einmündung des von
Cavajone herabkommenden nördl. Nebenbaches an dagegen fast 50%. Der prachtvolle
Fall des Sajento
baches über die
Felsen unter
Cavajone ist eine Sehenswürdigkeit der Umgebung von
Brusio
und kann besonders von der Anhöhe des
Kirchleins von
Sant' Antonio (am östl. Gehänge des Hauptthales) aus bewundert werden.
Die Valle Sajento
ist im vordern Teil gut bewaldet und trägt weiter oben und in den seitlichen Verzweigungen schöne Alpweiden.
Von
Zalende und
Campocologno führen gute
Wege hinauf nach dem Dorf
Cavajone (1432 m; Gem.
Brusio), dessen
Häuser und Kirche am steilen Abhang am Eingang ins einzige grössere Seitenthälchen des Sajento
thales liegen. Die Brusasker
Alpen in der Valle Sajento
werden meistens mit italienischem Sömmerungsvieh bestossen; sie heissen Prata und
Le Plane auf
der n. Thalseite, Alp Pescia und Alp d'Anzana (2122 m) im landschaftlich grossartigen Thalhintergrund,
wo die
Bäche der schönen Alpenseen
Lago della Regina und
Lago del Platteo unter dem
Pizzo Combolo, sowie der Quellarm vom
Collo
d'Anzana her zusammenströmen.
Aus dieser Gegend führen die
Bocchetta Malgina (2620 m) und die
Bocchetta di Meden (2445 m) in w., der
Collo d'Anzana (2223 m) und der
Collo di Salarsa (2233 m) in sö. und s. Richtung ins Veltlin hinüber. Die italienisch-schweizerische
Grenze s. der Valle Sajento
war zu der Zeit, da Oberitalien noch österreichisch war, streitig, Oesterreich beanspruchte
damals auch den südlichsten Teil des
Puschlav im W. bis zum Sajento
und im O. bis zur
Valle di Gaggia,
worüber 1852 und 1859 Unterhandlungen stattfanden. Die definitive heutige Grenze wurde erst durch Vertrag von 1863 mit Italien
geregelt und 1873 vermarkt. Der vordere Teil der Valle Sajento
ist in den Granit von
Brusio eingeschnitten, der bläulichgrauen
Feldspath, glasigen Quarz und schwarzen bis braunen Glimmer mit eingestreuter Hornblende enthält und
häufig in Syenit übergeht; das übrige Gebiet des
Thales setzt sich aus Gneis und Talkglimmerschiefer zusammen.