Saint
-Omer
(spr. ssängt-omähr), Arrondissementshauptstadt und Kriegsplatz zweiten Ranges im franz. Departement Pas de Calais, an der Mündung des Kanals Neuffossé in die schiffbare Aa und an den Eisenbahnen von Lille [* 2] und Arras [* 3] nach Calais [* 4] und Boulogne gelegen, ist gut gebaut, hat 2 Vorstädte, Haut [* 5] Pont und Lyzel, eine schöne gotische Kathedrale, Notre Dame (im 11. 16. Jahrh. erbaut), mit bemerkenswerten Skulpturen und eine in Ruinen liegende alte Abtei, St.-Bertin. S. zählt (1886) 17,288 Einw., welche namentlich Garn, Tuch, Battist, Tüll, Musselin, Stickereien und Pfeifen fabrizieren und damit sowie mit Getreide, [* 6] Gemüse, Eiern und Geflügel Handel treiben. Die Stadt ist Sitz eines Assisenhofs und eines Handelsgerichts, hat ein Lyceum, ein geistliches Kollegium, eine Gewerbe- und Kunstschule, eine Bibliothek von 15,000 Bänden, ein Museum, eine Ackerbau- und eine Handelskammer. - Die Stadt bildete sich um die Abtei Sithieu (St.-Bertin) und ward seit dem 10. Jahrh. nach ihrem Gründer, dem heil. Omer (Audomari fanum), benannt. 1071 erlitten Graf Arnulf III. von Flandern und König Philipp I. von Frankreich hier eine Niederlage durch Robert den Friesen. Die Stadt gehörte zur Grafschaft Artois und mit dieser zu Burgund, seit 1493 zu den Niederlanden. Die Franzosen belagerten sie 1629 vergeblich; aber 1677 eroberte sie der Herzog von Orléans, [* 7] und im Frieden von Nimwegen [* 8] 1678 wurde sie an Frankreich abgetreten.