Saint
-Malo
(spr. ssäng-), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Ille-et-Vilaine, Festung [* 2] zweiten Ranges, liegt an der Mündung der Rance auf einem ins Meer vorspringenden Felsen, welcher durch einen jetzt beträchtlich verbreiterten, mit Häusern bedeckten Damm (Sillon) mit dem Festland verbunden ist, und steht mit Rennes in Eisenbahnverbindung. Der alte, sichere, aber schwer zugängliche Hafen ist in neuester Zeit durch ein Hafenbecken ersetzt worden, das sich an die Anse des Bas Sablons anschließt, eine Bucht, welche S. von dem nahen St.-Servan trennt, mit dem es an der Landseite immer mehr verwächst.
Die Stadt ist durch mehrere auf den vorliegenden Felseneilanden gelegene Forts geschützt, von alten Festungsmauern umgeben, welche auch als Promenade dienen und eine schöne Aussicht gewähren, und hat enge Straßen mit hohen Häusern. Bemerkenswerte Gebäude sind: die Kathedrale (teilweise ins 12. Jahrh. zurückreichend), das Schloß aus dem 15. Jahrh. (jetzt Kaserne) am äußersten Punkte des Dammes, mit vier flankierenden Türmen, und das Stadthaus. S. hat (1886) 8981 Einw., welche Schiffbau, Seilerei, Fabrikation von Ketten, Schiffszwieback, Gerberei, Branntweinbrennerei, lebhaften Handel, Austernzucht und Fischerei [* 3] sowie Schiffahrt betreiben.
Der Schiffsverkehr des Hafens hat übrigens gegen früher wesentlich abgenommen. Im Mittelalter und bis ins 18. Jahrh. waren die Malains als Großfischer, Seefahrer, Entdecker und Piraten berühmt und reich. Jetzt senden sie nur etwa 30 kleine Fahrzeuge von zusammen 4500 Ton. nach Neufundland auf den Stockfischfang und bringen namentlich die Erzeugnisse der Provinz nach England hinüber. 1886 sind im Hafen 996 Schiffe, [* 4] mit 171,143 T. beladen, ein- und 774 Schiffe, mit 124,693 T. beladen, ausgelaufen.
Die Haupthandelsartikel sind in der Einfuhr: Steinkohle, Bauholz, Stockfisch, Salz, [* 5] Phosphat, Wein u. Branntwein; in der Ausfuhr: Vieh, Geflügel, Eier, [* 6] Butter, Getreide, [* 7] Obst, Cider, Tabak. [* 8] Die Stadt hat ein Handelsgericht, ein Kommunalcollège, eine hydrographische Schule, eine Bibliothek von 10,000 Bänden, ein Museum, eine Ackerbau- und Handelskammer, eine Warenbörse, besuchte Seebäder und ist Sitz mehrerer Konsulate (darunter auch eines deutschen). - Die Stadt wurde im 8. Jahrh. von Einwohnern von Aletum (dem heutigen St.-Servan), welches den Angriffen der Seeräuber fortwährend ausgesetzt war, gegründet und nach ihrem Bischof S. genannt. Am wurde die Stadt durch die Engländer bombardiert und dann durch einen Brander, welcher 200 Fässer Pulver, 400 Bomben, Eisenstangen, Ketten etc. enthielt, teilweise zerstört. Sie war der Sitz der französischen Indischen Kompanie und bereicherte sich dadurch beträchtlich. S. ist Geburtsort von Cartier, Maupertuis, Chateaubriand (welcher hier auf der Felseninsel Grand Bé begraben liegt), Duguay-Trouin, Lamennais, Labourdonnaye, Lamettrie und Broussais.