Léonard (Kt. Freiburg,
Bez. Saane,
Gem. Freiburg).
608 m. Kapelle, zwischen der Verzweigung der beiden Linien von Freiburg
nach Bern
und nach Yverdon und
an der Strasse Freiburg-Murten, unter Torry und 1 km n. Freiburg.
Die Kapelle ist in Befolgung eines während der
schrecklichen Pest des 17. Jahrhunderts abgelegten Gelübdes jedes Jahr am Freitag nach Rogate das Ziel einer Prozession und
wird auch von Wallfahrern viel besucht. Benannt nach dem Einsiedler St. Leonhard, der ums Jahr 559 gestorben ist
und dessen Fest auf den 6. November fällt.
Steht
mitten in einem Friedhof und ist von einem wenig hohen viereckigen Turm ohne Uhrwerk flankiert, dem ein
von weither sichtbares Spitztürmchen aus Holz aufsitzt.
Eine lange aber nicht steile Treppe führt zur Kirche hinauf.
Gehörte
vor der Reformation dem Kloster Bellelay und wird schon 1181 in der Bulle des Papstes Lucius III. genannt, durch welche dieser
die Besitzungen des Klosters bestätigte.
Diesem stand dann nach der Reformation bis 1798 das Recht zu,
den reformierten Pfarrer von Tavannes zu ernennen.
Léonard, deutsch Sankt Leonhard (Kt. Wallis,
Bez. Siders). 510 m. Gem. und Pfarrdorf am linken Ufer der Liène (oder Rière)
da gelegen, wo dieser ungestüme Wildbach aus seiner Mündungsschlucht in das Rhonethal eintritt; 10 km
wsw. Siders und 5 km onö. Sitten. Station der Simplonbahn. Postbureau, Telegraph. Die einst oft Verheerungen anrichtende Liène
ist verbaut worden und fliesst heute in einem tiefen Kanal in gerader Linie der Rhone zu. Die Gemeinde umfasst nur eine geringe
Fläche und das Dorf kann seine sonst so günstige Lage nicht vollständig ausnützen, da sein am linken
Ufer der Liène stehender Teil zur Gemeinde Saint Léonard und damit zum Bezirk Siders gehört, während der beträchtliche
Abschnitt am rechten Ufer den Bezirken Sitten und Hérens zugeteilt ist.
Zusammen zählt das Dorf über 1000 Ew., während die Gemeinde in 83 Häusern blos 678 Ew. hat (1888: 64 Häuser, 593 Ew.).
Am sonnenreichen Thalgehänge zu beiden Seiten von der Ausmündung der Liène liegen prachtvolle Rebberge, die bis beinahe 1000 m
hoch hinaufreichen und von kühnen und weither kommenden Wasserleitungen (Bisse de Clavoz, Bisse du Saint Léonin
etc.) befruchtet werden. Das Dorf trägt äusserlich ganz den Charakter, der allen vorwiegend Weinbau treibenden Siedelungen
im Rhonethal eigen ist. Es hat eine schöne neue Kirche und steinerne Wohnhäuser und wird von Gärten und Baumgärten umrahmt,
wo alle Produkte der Gegend prachtvoll zur Reife kommen.
Brüche auf triadischen Gips und Bausteine, Kalkofen. Elektrizitätswerk. Eine Kunstdüngerfabrik. Das
Dorf wird von der grossen WalliserThalstrasse durchzogen und steht mit Brämis (Bramois) und dem Eringerthal durch eine die
Ebene querende und die Rhone überschreitende Strasse, sowie mit Ayent, Lens und dem Rawilpass durch Bergwege in Verbindung. Oestl.
vom Dorf befindet sich am Weg nach Lens eine Höhle mit Stalaktiten. Bei Saint Léonard besiegten die Walliser
Patrioten 1375 den Anton de la Tour, der den SittenerBischof Witschard Tavelli ermordet hatte. Im April 1840 schlug hier nach
mehrtägigen Scharmützeln auf den umliegenden Höhen die Kolonne der Niederwalliser unter Alexis Joris die vom Grafen
Ludwig von Courten befehligten
Oberwalliser in die Flucht.
Dieses Ereignis machte dem ersten Walliser Bürgerkrieg ein Ende, der aus Anlass der Verfassungsrevision von 1839 ausgebrochen
war. 1218: Sancturn Leonardum. Benannt nach dem h. Leonhard, Abt des Klosters Noblac in der französischen Landschaft Limousin.
Im Rebberg von Arsal hat man ein prähistorisches Steindenkmal aufgedeckt; Fund eines Bronzeringes (bei
der Kirche) und eines Bronzemessers; Gräber aus der ersten und zweiten Eisenzeit, verschiedene Römergräber (z. B. bei
Plempraz).