Saint
-Etienne
(spr. ssängt-etjänn), Hauptstadt des franz. Departements Loire, am Flüßchen Furens, 523 m ü. M., Knotenpunkt von Eisenbahnen nach Lyon, [* 2] Roanne, Montbrison und Le [* 3] Puy, eine der wichtigsten Industriestädte Frankreichs, im Mittelpunkt eines großen Kohlenbeckens gelegen, ist unregelmäßig gebaut und von düsterm Aussehen. Die Stadt besitzt nur wenige bemerkenswerte Gebäude, darunter das Kunstgebäude mit Sammlung von Gemälden und andern Kunstgegenständen und dem hauptsächlich aus den Sammlungen des Marschalls Oudinot bestehenden Artilleriemuseum.
Sie zählt (1886) 102,229 (als Gemeinde 117,875) Einw. (um 1800 erst 16,000). Das Kohlenbecken, dessen Mittelpunkt S. bildet, ist nächst dem von Valenciennes das reichste in Frankreich und liefert ausgezeichnete Steinkohle (jährlich ca. 3 Mill. Ton.). Hieran reiht sich die metallurgische Industrie mit großen Eisenwerken, Bessemer- und Martinstahlhütten, Schienenwalzwerken, Fabrikation von Waffen, [* 4] insbesondere Schußwaffen (namentlich in einer großen staatlichen Waffenfabrik), ferner von Panzerplatten, Maschinen, Schlosserwaren, Werkzeugen, Messerschmiedewaren, Feilen, Nägeln u. a. Von hoher Bedeutung ist außerdem auch die Fabrikation von Seidenbändern, Schnüren und Posamentierwaren, von Hüten, Töpferwaren etc. S. hat lebhaften Handels- u. Marktverkehr. Ringsum liegen eine Menge stark bevölkerter Fabrikorte, die sämtlich an der Industrie der Stadt beteiligt sind. S. ist Sitz des Präfekten und hat ein Handelsgericht, ein reformiertes Konsistorium, ein Lyceum, eine Töchterschule, eine Bergwerkschule, Lehranstalten für angewandte Mathematik und Mechanik, eine ¶
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Bibliothek von 12,000 Bänden, ein Taubstummeninstitut, ein Industrie- und ein Artilleriemuseum, ein naturhistorisches Kabinett, ein Theater, [* 6] mehrere wissenschaftliche und gemeinnützige Gesellschaften, eine Ackerbau- und Handelskammer und eine Filiale der Bank von Frankreich. - S. ward schon im 10. Jahrh. gegründet und zweimal (1563 und 1570) von den Hugenotten erobert; die Minen sind nachweisbar schon im 11. Jahrh. bekannt gewesen und seit Anfang des 14. Jahrh., im großen seit der Revolution, ausgebeutet worden.