Die
Kapelle hat die Gestalt eines lateinischen
Kreuzes, ist 1445 an der Stelle, wo man ein Stück des wahren
Kreuzes gefunden haben will, erbaut und 1898 restauriert
worden.
Sie birgt drei Altäre und ist ein stark besuchter und berühmter Wallfahrtsort des
Elsgaues oder der Landschaft
Ajoie.
Im 30jährigen Krieg wurde die
Kapelle 1636 von den Schweden geplündert und zerstört, worauf man sie 1660 wieder aufbaute.
Die Revolution von 1793 tat ihr ebenfalls argen Tort an, indem damals ihre Statuen und alle ihre Schmucksachen
von den Franzosen verbrannt wurden.
Die durch fromme Hand gerettete Reliquie vom wahren
Kreuz ging 1849 wieder in den Besitz
der
Kapelle über.
Berühmt ist besonders der Altar der h. Walburga, der aus dem
Schloss Coeuve stammt.
Sainte Croix
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Während des Bauernaufstandes in der
Ajoie (1730-1740) pflegte der Anführer
Pierre Péquignat seine Anhänger öfters bei
und in dieser
Kapelle zu
¶
mehr
versammeln. Das von hier gegen Fontenais nach NO. ziehende, nur schwach ausgeprägte Thälchen führt den Namen der Combe deSainte Croix.
Croix (Kt. Waadt,
Bez. Grandson).
1091 m. Umfangreiche Gemeinde und grosses Dorf; in einer weitgespannten Senke zwischen dem Chasseron
im N. und dem Kamm der Aiguilles de Baulmes im S., im Quellgebiet des Arnon und von der Hochfläche von
Granges durch den w. vom Dorf sich erhebenden steilen Kamm des Mont des Cerfs getrennt. 11 km w. Grandson, 12 km wnw. Yverdon
und 11 km sw. Fleurier. Mit der Ebene des Mittellandes und zwar speziell mit Yverdon ist das Dorf durch eine
während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstellte Strasse verbunden, die hoch über der Schlucht von Covatannaz hinzieht
und sich mit weiten Schlingen gegen Vuiteboeuf zu senkt. Eine andere Strasse führt nach NW. auf den Col desÉtroits (1155
m), wo sie sich gabelt, um einerseits über L'Auberson nach Pontarlier und andererseits durch das Thälchen
von Noirvaux gegen Fleurier sich zu wenden.
Von diesem letztern Zweig löst sich 1,2 km unterhalb des Col desÉtroits eine weitere Strasse ab, die über La Côte aux Fées
nach Les Verrières zieht. Diese Strassen stammen alle aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts,
während man erst in den letzten Jahren noch eine weitere Strasse von Sainte Croix über Les Rasses nach Bullet gebaut hat,
wo sie an diejenige nach Mauborget anschliesst. Endlich verbindet ein zum Teil fahrbarer Weg w. der Aiguilles de Baulmes das
Dorf Baulmes über das Gebiet von Sainte Croix direkt mit L'Auberson.
Die verschiedenen Abschnitte der Gemeinde sind somit durch ein gutes und genügendes Strassennetz aufgeschlossen und miteinander
verbunden. Seit 1893 führt von Yverdon über Baulmeseine Schmalspurbahn nach Sainte Croix hinauf, die als besondere und in
der Schweiz sonst nirgends vorkommende Eigentümlichkeit hat, dass auf ihr an Sonntagen keine Züge verkehren.
Die 25 km lange Linie erklettert mit einer maximalen Steigung von 4% die Hänge des Mont deBaulmes und den untern O.-Hang des
Suchet und zieht sich wie die Strasse Yverdon-SainteCroix - aber auf der gegenüberliegenden Seite - hoch
über der Schlucht von Covatannaz hin, indem sie eine schöne Aussicht auf diese Schlucht, sowie auf Mittelland und Alpen gewährt.
Ausser La Grange de la Côte (695 m) bei Vuiteboeuf und La Villette (930 m) einerseits und Les Praises (1262
m) und Les Gittes (1220 m) andererseits liegen alle Siedelungen der Gemeinde zwischen 1000
und 1200 m Höhe. Gesamte Gemeinde: 671 Häuser, 5914 Ew.;
davon entfallen auf die Abteilung Sainte Croix (im engeren Sinn) 442 Häuser, 4254 Ew. und auf die Abteilung
Les Granges 229 Häuser, 1660 Ew. 5641 Reformierte, 266 Katholiken und 7 Andere; 5641 Ew. französischer, 202 deutscher, 66 italienischer
und 5 anderer Zunge.
Gemeinde 1850: 3541 Ew., 1880: 5163 Ew. und 1888: 5992 Ew. Während also die Zahl der Bewohner bis 1888 ziemlich rasch zugenommen
hat, ist sie im Zeitraum 1888-1900 etwas zurückgegangen. Dorf Sainte Croix: 252 Häuser, 2969 zur grossen Mehrzahl reform.
Ew. Land- und Waldwirtschaft. Weit bedeutender ist aber die industrielle Tätigkeit und zwar besonders die Herstellung von
Uhren, Musikdosen, Musikautomaten und Phonographen. Diese Spezialitäten werden von mehreren Fabriken im Dorf Sainte Croix
selbst, sowie in La Sagne und L'Auberson hergestellt.
Seiner günstigen und besonders vor den NO.-Winden geschützten Lage wegen erfreut sich Sainte Croix
eines im Verhältnis zur Höhenlage milden Klimas mit Abwesenheit von Nebel u. starker u. oft lange andauernder Insolation
im Winter. Die Temperaturmittel, aus 11 jährigen Beobachtungen abgeleitet, betragen: 6,3° C. für das Jahr u. -0,6° für
den Winter (November-März). Maximum 28,6° C.; Minimum -19° C. Es würde sich also Sainte Croix, ebenso
wie das benachbarte Les Rasses, zum Winterkurort eignen.
Das Dorf zieht sich auf eine Länge von 1 km in der Richtung SO.-NW. hin und hat seine dichtesten Häuserkomplexe im untern,
sö. Abschnitt. Die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Pfarrkirche steht im n. Teil des Dorfes.
Freikirchliche Kapelle. Sekundarschule seit 1856 und Lateinschule seit 1899; höhere Töchterschule. Grosses und schönes neues
Schulhaus seit 1893; neues Museums- und Bibliotheksgebäude. Die Bibliothek ist 1845 von Dr. Campiche gestiftet worden, der
ihr neben einer bestimmten Geldsumme noch 700-800 Bände zuwandte, und zählt heute 5000 Bände.
Sainte Croix
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Museum, mit naturhistorischer, archäologischer, ethnographischer, Münz- und Fossiliensammlung; ebenfalls von Dr. Campiche
gestiftet, der ihm einen Teil seiner Sammlung von Münzen und Versteinerungen übergab. Dieses Museum hat sich besonders
seit 1872 unter der Mitwirkung einer besonderen Museumsgesellschaft und dank zahlreicher Geschenke, die ihm
aus dem In- und Ausland zugekommen sind, bedeutend entwickelt. Sainte Croix ist in wissenschaftlichen Kreisen in erster Linie
durch die wichtige Sammlung von Fossilien aus seiner Umgebung bekannt geworden, die Dr. Campiche angelegt hatte und die nach
dessen Tod vom geologischen Museum zu Lausanne angekauft worden ist. Ihr einziger Fehler besteht darin,
dass Campiche
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nicht in jedem Fall den genauen Fundort der einzelnen Handstücke angegeben hat. Krankenhaus des Kreises Sainte Croix, 1880 eröffnet
und mit Raum für jährlich durchschnittlich 65 Kranke. Armenunterstützungsverein, Unterstützungsverein für Greise und
für verwahrloste Kinder. Ursprünglich wanderten die Bewohner von Sainte Croix periodisch aus, um sich mit verschiedenen
Handwerken ihr Brot zu verdienen; später beschäftigten sich die Frauen mit der Herstellung von Spitzen
und die Männer mit Messerschmiedearbeit und einigen Zweigen der Uhrenmacherei, von denen seit dem 18. Jahrhundert die Herstellung
von Vorlegewerken für Repetieruhren in den Vordergrund trat. Geschäfte, die sich mit der Herstellung von fertigen Uhren
befassen, entstanden in Sainte Croix erst seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Spezialität
ist die Fabrikation von Musikautomaten in allen Grössen, die 1811 eingeführt und seither vielfach vervollkommnet wurde,
so dass sie sich nun zu einem ganz bedeutenden Industriezweig entwickelt hat.
Dorfgasse in Sainte Croix.
Ueber die geschichtlichen Schicksale von Sainte Croix herrscht bis zum Jahr 1317 noch ziemliches Dunkel.
Man darf annehmen, dass der Ort an der Römerstrasse von Eburodunum (Yverdon) nach Ariolica (Pontarlier) lag, die dann aber
im Mittelalter allmählig vernachlässigt und verlassen wurde, da der Weg über Les Clées und Jougne den Interessen der hochburgundischen
Herren besser zu entsprechen vermochte. 1177 bestätigte eine Bulle des Papstes Alexander III. der Abtei
am Jouxsee eine ihr von Seiten des Huon von Grandson vermachte Schenkung des Sennberges Lantifer oder Chaux duJura und zweier
Mühlen an einem Sainte Croix genannten Ort, der nach den nähern Angaben der Urkunde mit dem heutigen Dorf
dieses Namens identisch sein dürfte. Es wäre dies also die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Sainte Croix.
Diese Deutung ist aber doch noch nicht völlig sicher gestellt, da Sainte Croix unter den Besitzungen des Klosters sonst nicht
wieder genannt wird und damit vielleicht auch die Ortschaft Villars-SainteCroix gemeint gewesen sein könnte.
Peter von Grandson, einer der mächtigsten Herren im Waadtland, wandelte 1317 die ihm zugefallenen Ländereien von Champvent
jenseits des Arnon in eine besondere Herrschaft «Sainte Croix» um. Er baute hier zugleich ein Schloss und verlieh neuen Ansiedlern
Grundeigentum und verschiedene Freiheiten, was zahlreiche Kolonen zur Niederlassung veranlasste.
Aus Furcht, dass der Verkehr von Reisenden und Waren sich nun von dem seinen eigenen Interessen besser
dienenden Weg über Jougne abwenden könnte, liess Hugues de Châlons-Arlay, Herr von Jougne und der mächtigste Edelmann
der Freigrafschaft, alte Befestigungen, die von frühern hochburgundischen Herren zum Schutz gegen Einfälle über den Col desÉtroits her angelegt worden waren, wieder in Stand setzen und zugleich auch über einem durch eine Kette
absperrbaren Engpass der von Sainte Croix herkommenden Strasse ein Schloss mit Zollstätte erbauen (1317). Von diesem nahe
dem heutigen Dorf La Chaux stehenden und FrancChâtel oder Franc Castel (s. diesen Art.) geheissenen Schloss
haben sich bis heute noch einige Reste erhalten.
Der hier erhobene Zoll gab wiederholt Anlass zu heftigen Streitigkeiten zwischen den beteiligten Herren. Die Herrschaft Sainte Croix
kam nach Peter von Grandson an dessen zweiten Sohn Wilhelm (den Grossen) von Grandson und um 1388 an Otto, den Sohn Wilhelms.
Nach dem Tod Otto's von Grandson fielen alle dieser Familie eigenen Herrschaften und Güter an die Krone
Savoyen, von der Ritter Luquin de Saluces die Herrschaft Sainte Croix noch vor 1403 zu Lehen erhielt. Bald nachher wurde aber
auch Sainte Croix dem Savoyerreich als integrierender Bestandteil einverleibt, worauf es als einer der 14 Flecken
(bourgs) des Waadtlandes berechtigt war, an die Ständeversammlung der Waadt
seine eigenen Abgeordneten zu senden. 1470 gehörte
das Schloss Sainte Croix zum Leibgedinge der Jolantha von Frankreich, Herzogin von Savoyen. Der Schlossvogt Hugo von Gallera
wurde von den Eidgenossen nach der Einnahme des Schlosses¶