(spr. ssäng-ssihr), Dorf im franz.
Departement
Seine-et-Oise,
Arrondissement
Versailles,
[* 2] westlich vom
Park von
Versailles an der Westbahn gelegen, welche sich hier in die
Linien nach
Chartres und
Dreux teilt, hat (1881) 2712 Einw.
Hier gründete
Ludwig XIV. auf Ansuchen der
Frau v.
Maintenon ein
Fräuleinstift
(Maison de S.).
Später wurde dasselbe in ein
Militärhospital verwandelt, und 1808 verlegte
Napoleon I. die
Militärschule von
Fontainebleau dahin, welche zur
Ausbildung
von
Offizieren der
Infanterie und
Kavallerie dient und
ca. 800 Zöglinge zählt. In der
Kapelle findet sich
das
Grabmal der
Frau v.
Maintenon. Westlich von S. wurde in neuester Zeit ein starkes
Fort errichtet.
(spr. ssäng-ssihr),
Laurent,
Graf
Gouvion,
Marschall von
Frankreich, geb. zu
Toul,
[* 3] war erst Miniaturmaler
und ging 1782 nach
Rom,
[* 4] um sich in seiner
Kunst zu vervollkommnen, trat jedoch beim Anfang der
Revolution
in französische
Kriegsdienste, wurde 1794 Divisionsgeneral und befehligte teils in
Holland, teils in
Italien.
[* 5] Zwar mußte er 1799 seiner
republikanischen
Gesinnung wegen seine
Stelle niederlegen, doch gab ihm bald darauf
Napoleon I. eine
Division in
Italien,
dann in
Deutschland,
[* 6] ernannte ihn 1801 zum
Staatsrat und zum
Gesandten in
Spanien
[* 7] und 1803 zum Obergeneral der französischen
Okkupationsarmee in
Neapel,
[* 8] 1804 zum
Generalobersten der
Kürassiere, 1805 zum Großoffizier der
Ehrenlegion. Er erhielt darauf
unter
Masséna ein
Kommando in Oberitalien,
[* 9] leitete die
Einschließung von
Venedig,
[* 10] besetzte 1806
Neapel, wohnte
den
Feldzügen in
Preußen
[* 11] und
Polen bei, war 1807
Gouverneur in
Warschau,
[* 12] befehligte seit
November 1808 das 7.
Armeekorps in
Katalonien,
mußte aber infolge der erfolglosen Belagerung von
Gerona sein
Kommando abgeben und ward erst bei Beginn des russischen
Feldzugs 1812 aufs
neue angestellt. Er focht an der
Spitze des 9.
Armeekorps gegen
Wittgenstein an der
Düna, zeichnete sich
bei
Polozk aus und ward dafür zum
Marschall ernannt. 1813 kommandierte er das 14.
Armeekorps bei
Dresden,
[* 13] war dann
Gouverneur
daselbst, kapitulierte mit der
Besatzung von
Dresden und ward mit der
Garnison kriegsgefangen nach
Ungarn
[* 14] abgeführt.
Nach
Napoleons
Fall nach
Paris
[* 15] zurückgekehrt, ward er zum Pair von
Frankreich und
Kommandeur des St.
Ludwigsordens
ernannt. Bei
Napoleons Rückkehr versuchte er die
Besatzung von
Orléans
[* 16] dem König zu erhalten, rettete sich aber kaum
vor der
Wut der
Soldaten. Nach der zweiten
Restauration ward er Kriegsminister, dann
Staatsrat, 1815
Gouverneur von
Straßburg,
[* 17] 1816
Großkreuz des
Ludwigsordens, 1817
Marine- und bald darauf wieder Kriegsminister.
Da er die Änderung des Wahlgesetzes
mißbilligte, legte er 1819 das
Amt nochmals nieder und starb auf einer der Hyèrischen
Inseln, wo er seine
Gesundheit
wiederherstellen wollte. Er schrieb:
»Mémoires du maréchal S.« (Par. 1821-31, 9 Bde.).
Vgl.
Gay de
Vernon,
Vie du maréchal
Gouvion S. (Par. 1857).