Saint
Brais
, deutsch
Sankt Brix (Kt. Bern,
Amtsbez. Freibergen).
975 m. Gem. und Pfarrdorf auf dem SW.-NO. ziehenden
Rücken zwischen dem
Plateau der
Freiberge und den
Côtes du
Doubs, an der Strasse
Glovelier-Saignelégier und 12 km nö.
Saignelégier. 2 km s. vom
Dorf die Station Saint
-Brais
der Linie
Glovelier,
Saignelégier. Postburau, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
mit
Cesai und
Sur Moron: 71
Häuser, 394 kathol. Ew.; Dorf (die Häusergruppe
Chesal mitgerechnet): 22
Häuser, 131 Ew. Kirchgemeinde
des Dekanates von
Saint Ursanne.
Steiniger und wenig fruchtbarer Boden;
Klima im Winter rauh, im Sommer dagegen sehr angenehm, so dass sich der Ort zu einer gut besuchten Sommerfrischeentwickelt hat.
Landwirtschaft. Holzhandel. Uhrenindustrie.
Sehr schöne Aussicht auf die
Berner
Alpen, das Doubsthal und die Vogesen von zwei Punkten aus, deren einer westl. (1058 m)
und deren anderer nö. (1056 m) vom Dorf liegt. Die nach
Glovelier hinunter führende und die Gallerie von
La Roche (2,4 km
ö. Saint Brais
) durchziehende schöne Strasse ist im Auftrag der
Berner Regierung vom Ingenieur
Watt (†
1834) aus
Löwenburg erbaut worden. Spuren ehemaligen Eisenerzbaues. 1275: Sem
Bris; 1316:
Saint Brey.
Nahe der Gallerie von
La Roche sieht man noch Spuren des ehemaligen Pfarrdorfes
Planey, das 1139 zum erstenmal genannt wird
und schon vor langer Zeit zerstört worden ist. Seine dem h. Brix
(Saint Brice) geweihte Pfarrkirche erscheint
schon 1178 als Filiale des Stiftes zu
Saint Ursanne. 1306 werden ein Werner de
Planey und 1336 ein
Jean und ein Guillaume de
Planey genannt. Nach der Zerstörung des Dorfes (in unbekannter Zeit) baute man die neue Pfarrkirche
in dem 20 Minuten entfernten
Ort Saint Brais.
Der Standort des einstigen Dorfes
Planey heisst heute noch Le Plaignat. Ein Edelgeschlecht derer von Saint Brais
erscheint
vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. Daneben besassen hier auch noch die Edeln von
Pleujouse und die Abtei
Bellelay Grundbesitz.
Der Bürgermeister wurde mit Zustimmung des Stiftspropstes von
Saint Ursanne vom
Bischof von Basel
ernannt. Das
Dorf hatte im 30 jährigen Krieg furchtbar zu leiden: von den 80 Herdstätten und 500 Ew., die es 1630 zählte, waren 1639 blos
noch 50 Herdstätten und 160 Ew. übrig geblieben.
Nachdem es schon von den Truppen des Herzogs von Weimar geplündert worden, zündeten es die Franzosen
am an allen vier
Ecken an. Die Kirche wurde erst 1656 wieder aufgebaut. Als sich die
Freiberge 1792 weigerten, die
französische Staatsgewalt anzuerkennen, errichtete der französische General
Ferrières bei Saint Brais
ein durch Artillerie
verteidigtes
Lager und brachte alle Schrecken der Revolution in das Land. Kirche
1765 umgebaut und 1769 dem
Bischof Saint Brais
geweiht, dessen
Fest am 13. November gefeiert wird. Sie enthält die Gebeine des Märtyrers St. Aurelius. Zur
Kirchgemeinde gehören ausser Saint Brais
selbst noch die
Weiler
Montfavergier (1338:
Mons fabrorum = Schmiedeberg),
Les Sairains (1210: Sorores rupes = Schwesternfelsen),
Cesai (1393: Cesar),
Moron,
Sceut Dessus (1210 genannt; mit Schulhaus)
und endlich zahlreiche zerstreut gelegene
Hofe.