Saint
Aubin
, deutsch
Sankt Albin (Kt. Freiburg,
Bez. Broye).
471 m. Gem. und Pfarrdorf auf den Höhen rechts über dem
Neuenburgersee, an der Kreuzung der
Strassen
Domdidier-Portalban und
Estavayer-Vully und 3,5 km nw. der Station
Domdidier der
Linie
Lausanne-Payerne-Lyss. Postablage, Telegraph, Telephon; Postwagen
Estavayer-Avenches und
Domdidier-Portalban. 118
Häuser, 598 kathol.
Ew. französischer Zunge. Obst- und Weinbau, Viehzucht. Je eine
Mühle mit elektrischem und mit Wasserbetrieb,
Dreschmaschine. Handel mit Heu, Stroh und Obst. Schönes und grosses Dorf am
SO.-Hang der den
Mont Vully nach SW. fortsetzenden
Höhen rechts über dem
Neuenburgersee. Die erste Pfarrkirche, 1166 und 1453 urkundlich genannt, stand an der einst
L'Abbaye
und heute La Baise genannten Stelle. Die heutige, mitten im Dorf befindliche Kirche stammt aus 1516. Das
jetzige
Schloss steht an der Stelle der ehemaligen Burg der
Herren von Oncieux und ist um 1606-1615 vom Geschlecht Wallier
umgebaut worden. 1691-1798 diente es den Landvögten zum Wohn- und Amtssitz, und 1804 wurde es an Jakob Anton
Collaud aus Saint Aubin
verkauft, der es seinen Kindern hinterliess. Da die Gemeinde
Freiburg für ihre Hypothek, die sie
auf diesem Grundstück besass, die Zinsen nicht erhalten konnte, zog sie das
Schloss um 1819 an sich und verkaufte es am um
die Summe von 14565 Fr. an die Gemeinde Saint Aubin.
Heute dient es als Primarschulhaus und als Sitz
der Gemeindebehörden.
Es ist wahrscheinlich, dass auf der so schön gelegenen und so nahe bei Aventicum befindlichen Anhöhe von Saint Aubin
eine
Römersiedelung irgend welcher Art gestanden hat, doch hat man bis auf heute noch keine Spuren einer
solchen aufgedeckt. Man vermutet, dass der
Ort Saint Aubin
nach dem am 1. März 550 erfolgten Tod des
Bischofes
Albin von Angers,
dem er seinen Namen verdankt, entstanden sei. Urkundlich erscheinen der
Ort zum erstenmal am oder 1074 und die
Pfarrei 1182, in welch' letzterm Jahr Papst Lucius III. die Vergabung der
Kapelle von
Portalban und der
Kirche Saint Aubin
en
Vully durch
Bischof Roger von
Lausanne an die Propstei
Saint Maire in
Lausanne bestätigte. Das Dorf gehörte
zuerst zur
Herrschaft
Grandcour, die 1293 an Ludwig I. von Savoyen, Herrn der Waadt,
überging.
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1311 kam sie an Peter von Grandson, nach dessen 1342 erfolgtem Tod an seinen Sohn Wilhelm und nach dieses letztern Tod 1389 an den berüchtigten Otto von Grandson, der wegen eines Versuches, den Grafen Amadeus VII., den Roten, von Savoyen zu vergiften, als eidbrüchig verurteilt wurde und seinen ganzen Besitz 1393 an das Haus Savoyen verlor. Amadeus VII. hatte einen natürlichen Sohn Humbert, unter der Bezeichnung des Bastardes von Savoyen bekannt, der von Bajesid in der Schlacht von Nikopolis gefangen genommen und dann 7 Jahre lang in Gefangenschaft gehalten worden war.
Nach seiner Rückkehr wurde er mit Gütern reichlich belehnt, indem er die Herrschaften Montagny, Cudrefin
und Grandcour erhielt und zum Grafen von Romont ernannt wurde. Durch testamentarische Verfügung hinterliess er 1440 seinem
Schildknappen Anton Anglici oder Engle neben andern Gütern auch die Burg La Molière, die dieser dann aber laut Bestimmung
von Seiten Ludwigs von Savoyen im Dezember 1443 an das Dorf Saint Aubin
umtauschen musste. Am fügte
der Herzog von Savoyen diesem Besitz noch die Dörfer Villars le Grand, Les Friques und Agnens bei (letzteres Dorf stand zwischen
Saint Aubin
und Portalban und ist seither verschwunden).
Anton Anglici starb 1497 oder 1498 kinderlos und hinterliess seinen Besitz dem Philipp von Oncieux, einem
Neffen seiner Gemahlin, dem die Bewohner der Herrschaft, die sich am als Bürger von Freiburg
hatten aufnehmen lassen, am den
Treueid leisteten. Er starb um 1523. Nachdem die Berner ins Waadtland eingefallen waren, eroberten am die
Freiburger Saint Aubin
und Villars les Friques. Die Herrschaft wurde nun der Landvogtei Estavayer zugeteilt, behielt aber ihre
eigenen Herren bei. 1569 ging sie je zur Hälfte an Claude d'Oncieux und an Charles d'Oncieux über, welch' letzterer (getötet 1587 in
der Schlacht von Coutras) 1571 beide Teile wieder in seiner Hand vereinigte. Zu jener Zeit schuldete
der Marquis de la Chambre, ein savoyischer Edelmann, schweizerischen Gläubigern eine Summe von 26000 Goldgulden, für die
sich der Herzog von Savoyen verbürgt hatte.
Als die Gläubiger nun dringend eine Abschlagszahlung von 7000 Gulden forderten, erklärten sich der Edle Georg von Diesbach,
Herr von Grandcour, und Jean Messello, Bürger von Freiburg,
bereit, diese Summe vorzuschiessen, unter der Bedingung jedoch, dass Charles
d'Oncieux sich seinerseits wieder für den Herzog Emmanuel Philibert von Savoyen verbürge und zu diesem Zweck seine Herrschaft
Saint Aubin
verpfände. Dies fand dann 1573 tatsächlich statt. Als die Summe nicht zurückbezahlt wurde
und auch die Zinsen nicht erhältlich waren, wurde die Herrschaft Saint Aubin
1606 öffentlich versteigert und von Jakob Wallier,
einem Solothurner Ratsherrn, um 14200 Goldgulden erworben. 1691 kam sie um die Summe von 30500 Gulden käuflich an die Stadt
Freiburg, die sie zu einer eigenen Vogtei umwandelte, deren erster Vogt der Edle Joseph Reiff aus
Freiburg
und deren letzter 1795 Hans Niklaus von Montenach war. 1798-1803 gehörte Saint Aubin
zum Bezirk Avenches, 1803-1830 zum Bezirk
Montagny, 1831-1848 zum Bezirk Dompierre und seit 1848 zum Bezirk Broye. 1725 legte eine grosse Feuersbrunst einen Teil des
Dorfes in Asche, wodurch 15 Familien obdachlos wurden. Saint Aubin
ist die Heimat von Raccaud, einem
der hauptsächlichsten Anhänger Chenaux', des Leiters des Aufruhres von 1781.