Saint
Prex
(Kt. Waadt,
Bez. Morges).
378 m. Gem. und
Dorf auf einer in den
Genfersee vorspringenden Halbinsel, zwischen
dem
See und der Strasse
Lausanne-Genf und 4,5 km sw.
Morges.
Strassen nach
Étoy-Aubonne und nach
Yens-Ballens. Station der Linie
Lausanne-Genf (300 m nw. vom Dorf) und Dampfschiffstation. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach
Étoy und
Aubonne.
Gemeinde, mit dem
Weiler
Sur la Ville und mehreren Landgütern
(Fraid' Aigue, Hollandia,
Les Iles): 142
Häuser, 882 reform.
Ew.; Dorf: 116
Häuser, 695 Ew. Kirchgemeinde
Étoy.
Das Dorf hat den alten Charakter eines befestigten Ortes noch wohl erhalten: Ueberreste der einstigen Ringmauer mit einem Tor an der dem See entgegengesetzten Seite und einer Turmruine im O., die zu dem von den Meiern bewohnten Schloss gehört haben muss. Die sehr alte Kirche steht zwischen dem Dorf und der Bahnstation. Acker- und Weinbau (geschätzter Rotwein, als Salvagnin rühmlich bekannt). Grosse Säge Le Battiau. Nach dem Kartular von Lausanne hiess der Ort ehemals Basuges.
Die Ueberlieferung erzählt, dass ein in der Nähe von
Bière plötzlich gestorbener
Bischof, der h. Prothasius
oder
Saint Prothais, in einer
Kapelle zu Basuges beigesetzt worden sei, worauf diese
Kapelle den Namen
Saint Prothais oder Saint Prex
erhalten hätte. Die
Kapelle Saint Prex
wurde zusammen mit einem
Weiler Drassy
von einem Edeln Réginold 885 dem Stift zu
Lausanne
geschenkt, welche Vergabung Rudolf, damaliger
Graf der Waadt
und nachheriger Burgunderkönig, bestätigte.
Das Stift liess diesen
Ort durch einen Meier verwalten, der meist dem niedern Adel angehörte. Als ältester dieser Meier
wird ein vor 1200 gestorbener Turumbert genannt. Da die Bewohner des Waadtlandes unter der Oberhoheit des
Hauses Savoyen vielfachen
Plackereien und Uebergriffen von
Seiten der Edelgeschlechter ausgesetzt waren, sah sich das Stift veranlasst,
zum
Schutze seiner Untertanen feste
Schlösser zu erbauen. So gestaltete es besonders auch die Ortschaft Saint Prex
, die unter
den Ueberfällen der Seeräuberei treibenden Bewohner des jenseitigen Seeufers zu leiden hatte, 1234 zu einem geschlossenen
Flecken mit Mauern und Wällen um. 1282 gab das Stift
Schloss und
Flecken Saint Prex
mit dem Dorf
Crans dem
Chorherrn Othon de
Champvent zu
Lehen.
Als die Savoyarden, insbesondere die Bewohner von Évian, die ihre Raubzüge nach dem N.-Ufer des
Sees fortsetzten, 1351 nahe
Saint Prex
den Mitherrn von
Aubonne,
Jean, gefangen genommen hatten, drangen die zur Hilfe herbeigeeilten
Leute von
Aubonne in den
Flecken ein und begingen hier verschiedene Ausschreitungen. Die daraufhin geforderten 2000 Pfund Entschädigung
wurden nicht anerkannt und nie bezahlt. Um 1500 traf den
Flecken ein neues Unglück: ein
Graf von
Greierz, der dem Stift seit
zwei Jahren einen Zehnten schuldete und dem dieses daher seinen Zehnten zu
Oulens hatte mit Beschlag belegen
lassen, bemächtigte sich damals aus Rache des
Fleckens und der Burg Saint Prex
, wo er die Bewohner misshandelte, bis ihn
das Einschreiten der Städte Bern
und Freiburg
zum Rückzug zwang.
Grosser Pfahlbau aus der Steinzeit in der Bucht von
Fraid' Aigue, Pfahlbau aus der Bronzezeit s. von Saint Prex;
Gräber mit Skeletten und
Urnen aus der Bronzezeit. Helvetisch-römisches
Gräberfeld. Fund von
Silber- und Kupfermünzen aus der römischen Kaiserzeit, sowie eines zu Ehren von Marcus Aurelius Caracalla
errichteten Meilensteines, der jetzt in eine der Brüstungen der
Brücke über den
Boiron eingelassen ist.