Man wäscht das rohe
Stärkemehl wiederholt mit
Wasser, läßt es an der
Sonne
[* 7] trocknen, zerkleinert die
Kuchen gröblich und
trennt die Bruchstücke durch
Sieben von dem
Pulver. Erstere werden durch Schütteln in einemBeutel
[* 8] abgerundet,
sodann in eisernen
Pfannen unter stetem Umrühren erhitzt, wieder gesiebt, nochmals erhitzt und bilden dann den Perlsago,
wie er im
Handel vorkommt. Derselbe besteht also aus teilweise gelatiniertem
Stärkemehl und ist deshalb nicht mehr mehlig,
sondern halb durchscheinend und hart. In kochendem
Wasser schwillt er bedeutend auf, macht dasselbe etwas
schleimig und wird durchsichtig und schlüpfrig.
Auch das
Mehl
[* 9] von
Caryota urens in
Indien soll dem besten S. gleichkommen. Aus
Copernicia cerifera bereitet
man in den Nordprovinzen
Brasiliens Farinha oder
Mehl für den Hausbedarf, und
Corypha Gebanga liefert auf
Java eine Art S. Der S. von
Mauritia flexuosa
(Ipuruma) schmeckt sehr angenehm.
Oreodoxa oleracea gibt in
Westindien
[* 10] eine Art
S., und das
Mehl, welches
Phoenix farinifera enthält, dient den Bewohnern der Bergdistrikte zwischen dem
Ganges und
KapComorin als
Nahrungsmittel, wenn
es an
Reis fehlt. S. kann überhaupt aus allen Stärkemehlsorten bereitet werden. So liefern auch
Cycas-Arten S.; den
westindischen S. gewinnt man aus den
Wurzeln der
Manihot utilissima und M. Aipi
(Tapioka), welche
Pflanzen jetzt auch in
Ostindien
[* 11] kultiviert werden, und bei uns bereitet man viel S.
(Kartoffelsago) aus Kartoffelstärkemehl. Man körnt dasselbe zu diesem
Zweck, indem
man es feucht durch
Siebe mit erbsengroßen Öffnungen reibt, die Stückchen in einer langsam
rotierenden
Trommel abrundet, durch
Sieben¶
mehr
vom Mehl trennt, in einem Ofen auf 100° erhitzt und durch Einleiten von Dampf
[* 13] verglasen läßt. Man läßt dann erkalten, trennt
die Körnchen durch Reiben voneinander und trocknet sie bei möglichst niedriger Temperatur. Bisweilen färbt man den S. mit
gebranntem Zucker
[* 14] oder rotem Bolus. S. dient zu Suppen und Mehlspeisen; die einzelnen Körner sollen in siedendem
Wasser, in Fleischbrühe oder Wein aufquellen, durchsichtig und schlüpfrig werden, aber nicht zerfallen. Deshalb darf Kartoffelmehlsago
nur in kochende Fleischbrühe oder Milch geschüttet werden, während Palmensago mehrmals gewaschen und blanchiert und dann
in kaltem Wasser langsam erwärmt, auf ein Sieb gegossen, nochmals mit frischem Wasser zugesetzt und erst,
wenn er weich gekocht ist, in die heiße Fleischbrühe gebracht wird.
(frz. sagou, engl. sago). Dieser Artikel des Material-
oder Kolonialwarenhandels besteht aus den teils unveränderten, teils verkleisterten Stärkemehlkörnchen, welche aus
dem Stammmarke verschiedner tropischer Palmen abgeschieden werden und in Form verschieden großer und verschieden gestalteter
Körner in den Handel kommen. Anfänglich wurde aller S. aus Ostindien und den umliegenden Inseln nach Europa gebracht; jetzt
wird auch in Westindien, z. B. auf Guadeloupe, und in andern Tropengegenden S. gewonnen.
Hinsichtlich ihrer chemischen Zusammensetzung ist die Sagostärke von der Stärke andrer Pflanzen nicht
verschieden; nur unter dem Mikroskope zeigen die Körnchen eine etwas abweichende Form von denjenigen der Weizenstärke,
Kartoffelstärke etc. -
Die am meisten zur Sagogewinnung benutzten Palmen sind Sagus Rumphii (Willd.), Sagus laevis (Rumph.) und Sagus farinifera
(Lam.), die nicht allein in Indien und auf den Sundainseln wild wachsen, sondern daselbst auch stark
angebaut werden. Auch Borassus flabelliformis (L.) und Arenga saccharifera (Lab.) liefern S., der jedoch für den europäischen
Handel weniger Bedeutung hat, als der von erstgenannten Palmen gewonnene.
Diese Palmen haben alle das Eigne, daß ihre Stämme die härtesten Teile außerhalb haben und innen
anstatt des Kernholzes ein lockres schwammiges Mark. Dieses Mark besteht aus Gefäßbündeln und
Zellgewebe, welches mit Stärkemehl strotzend gefüllt ist. Dies ist jedoch nur kurz vor Eintritt der Blüte der Fall. Dieses
Stärkemehl ist der Vorrat, den der Baum ansammelt zur Bildung seiner Blüten und Früchte. Sind letztre
gereift, so ist auch das Mark aufgezehrt und der Stamm hohl.
Um daher S. in größter Menge zu gewinnen, muß der Baum gerade in der Periode geschlagen werden, wo er sich anschickt,
seinen Blütenschaft zu treiben. Wird er hierin nicht gestört, so stirbt er nach der Reife der ersten
Früchte nach und nach ab. Die Blüte tritt gewöhnlich nach dem 8.-10. Jahre ein. Die gefällten Stämme werden der Länge
nach aufgespalten, das Mark nimmt man heraus, zerkleinert es und wäscht es auf Sieben aus. Die Stärkemehlkörnchen gehen
mit dem Wasser durch das Sieb und setzen sich aus dem Wasser dann ab, während die Fasern durch das Sieb
¶
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zurückgehalten werden. Die Verarbeitung dieser Rohware zu S. geschieht erst in einigen größern indischen Städten, namentlich
aber in Singapore, nach welchem Hafenplatze die Rohstärke von Sumatra und Borneo aus in großen Mengen gebracht wird; diese
Versendung geschieht noch in feuchtem Zustande in Zuckerbrotformen.
Die Bereitung von Perlsago aus dieser rohen Sagostärke wird in Singapore fast nur von Chinesen betrieben
und besteht in einem Körnen der noch feuchten Stärke mittels siebartiger Vorrichtungen und nachherigem schnellem Trocknen
in erwärmten Pfannen, wodurch die Stärke teilweise verkleistert wird. Die Ausfuhr von S. aus Singapore soll sich auf jährlich 200000
Zentner belaufen. Außer dem Perlsago, von dem man weißen, gelben und braunen unterscheidet, kommt auch
eine Sagosorte aus Indien in den Handel, die aus eckigen Stückchen von verschiedner Gestalt und Größe besteht.
In neuerer Zeit wird auch aus dem Kassawamehle S. gefertigt, der unter dem Namen brasilianischer S. in den Handel kommt;
er ist weiß und opak, nicht hyalin, wie der ostindische. Eine andre Sorte, die aber nicht in unsern
Handel kommt, ist der javanische S.;
er ist gelblich und hat einen gewissen Beigeschmack;
man fertigt ihn aus dem Stärkemehl
von Arenga saccharifera. In Deutschland und Frankreich wird sehr viel inländischer S. aus Kartoffelstärkemehl, sog.
Kartoffelsago, bereitet;
er leistet dasselbe wie der indische und ist dabei billiger.
Die herkömmliche Art der Fabrikation ist folgende: Die angefeuchtete Stärke wird mittels eines Bürstenwerkes durch ein
Sieb getrieben;
die durchfallenden Klümpchen kommen in ein Rollfaß, das etwa 25 Umgänge pro Minute macht, und runden sich
dadurch ab.
Die Masse wird dann in Blechkästen in einem Trockenofen auf 70-80° C. erhitzt und kurze
Zeit einem Dampfstrome ausgesetzt, der durch oberflächliche Kleisterbildung die Körnchen glasiert. Dieselben werden dann
durch Sieben in verschiedne Größennummern geschieden.
Nach einer andern Fabrikationsmethode wird die feuchte Stärke aus einem Cylinder mit durchlöchertem Boden ähnlich wie
Fadennudeln gepreßt, nur mit dem Unterschiede, daß durch eine Einrichtung der Maschinerie die heraustretende Masse immer
sofort in kurzen Enden abgestoßen wird. Diese Stückchen werden auf einem Tuche ohne Ende fortgeführt, wobei sie schon etwas
austrocknen, kommen in das Rollfaß und schließlich in einen eisernen, rotierenden Cylinder, in welchem sie
getrocknet und schließlich durch Dampf geglättet werden.
Guter S. muß beim Kochen in Wasser oder Bouillon nur bis zur doppelten Größe der Körner gallertartig aufquellen, ohne
zu zerfallen. In Halle, Magdeburg, Schweinfurt, Neuwied etc. sind Fabriken, die Kartoffelsago
fertigen. - Zoll: S. und Sagosurrogate, ferner Sagomehl s. Tarif im Anh. Nr. 25 q 1.