Säulenhalle
6 Wörter, 45 Zeichen
Säulenhalle
Hallämter - Halle
* 3
Seite 8.21.[* 2] (griech. Stoa, lat. Porticus), bei Griechen und Römern ein entweder freistehendes oder an ein andres öffentliches Gebäude, an einen Tempel, [* 4] ein Gymnasium oder Theater, [* 5] sich anlehnendes Bauwerk, welches aus mehr oder weniger langen, bedeckten Gängen, deren Decke [* 6] auf Säulen ruhte, bestand. Dergleichen Säulenhallen, die gewöhnlich auch um die quadratischen Marktplätze herumgeführt wurden, dienten bei großer Hitze oder auch bei Regenwetter zu Spaziergängen, öfters aber auch als Hörsäle, Versammlungsplätze etc. Sie waren zum Teil offen, zum Teil verschlossen, in welch letzterm Fall die Zwischenräume zwischen den Säulen mit Mauerwerk ausgefüllt und öfters mit Gemälden und Reliefs verziert waren. Im Innern waren Sitze (Ephedrä) angebracht.
Halle (Bergbau etc.) -
* 10
Seite 8.22.Auch die offenen Hallen waren an der einen Seite durch eine Wand geschlossen, indem sie sich entweder an die Wand eines andern Gebäudes anlehnten, oder in der Mitte eine Mauer hatten, die auf beiden Seiten Malereien trug und den Gang [* 7] in zwei nach außen offene Hallen teilte. Die berühmteste der mit Gemälden geschmückten Hallen in Griechenland [* 8] war die Stoa Poikile in Athen [* 9] (vgl. Poikile). Andre viel genannte Hallen des Altertums waren: die persische Halle in Sparta, die Stoa des Attalos und die des Eumenes in Athen. War die Säulenhalle rings um ein Gebäude herumgeführt, so hieß letzteres Peripteros; umgab dieselbe aber einen freien Platz, so ¶
hieß dieser Peristylos. Je nach der Länge dieser Hallen gab es Porticus stadiatae, semistadiatae etc., je nach der Zahl der Säulenreihen aber Porticus duplices, triplices etc. Bisweilen waren auch Springbrunnen und Wasserkünste in diesen Hallen angebracht. In Rom [* 11] wurden dieselben entweder nach den anliegenden Gebäuden, z. B. Porticus Concordiae, Apollinis, Quirini, Herculis, theatri, circi etc., oder nach ihren Erbauern, z. B. Porticus Pompeja, Livia, Octavia etc., oder nach den darin befindlichen Gemälden, z. B. Porticus Argonautarum, oder endlich auch von dem Geschäft, das darin vornehmlich betrieben wurde, z. B. Porticus argentaria, Sammelplatz für Geldwechsler, benannt.
Die Bestimmung dieser Gebäude war mannigfach. Mitunter wurden selbst Gerichtssitzungen und Senatsversammlungen darin abgehalten; Juwelen- und Gemäldehändler legten darin ihre Waren aus, Schriftsteller lasen darin ihre Werke vor, Philosophen (Stoiker) lehrten und disputierten darin.
Vgl. Konr. Lange, Haus u. Halle (Leipz. 1885).
Malerei (hervorragends
* 12
Markthallen.Jetzt bezeichnet Halle gewöhnlich ein bedecktes, an den beiden Langseiten offenes Gebäude, besonders auf Marktplätzen zum Feilhalten von Waren, z. B. die Markthallen, [* 12] Getreide-, Fleischhallen;
auch einen bedeckten und gewöhnlich auf Säulen ruhenden Vorbau an Kirchen und andern öffentlichen Gebäuden (Museen), durch welchen man zur Thür gelangt;
ferner einen Platz in Gebäuden, welcher als Vorraum zu andern Räumlichkeiten dient;
endlich einen mehr oder minder langgestreckten, offenen Gang, welcher zum Spazierengehen bei regnerischem oder heißem Wetter [* 13] dient, z. B. die Trinkhallen in Bädern, von denen diejenige in Baden-Baden, [* 14] erbaut von Hübsch, die künstlerisch bedeutendste in Deutschland [* 15] ist.
[* 2] im Bergbau [* 16] s. v. w. Halde;
auf Salinen das Siedehaus.
Merope - Merseburg
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Merseburg.[* 2] 1) an der Saale (hierzu der Stadtplan), Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, [* 17] am Bahnhof 110, Marktplatz 75 m ü. M., liegt dicht an der Saale, die hier zahlreiche Arme bildet, ist Knotenpunkt der Linien Leipzig-Wittenberge, Weißenfels-Halle, Halle-Münden, Halle-Zellerfeld, Halle-Kottbus-Guben und Berlin-Halle der Preußischen Staatsbahn und besteht aus der eigentlichen oder alten Stadt am rechten Saalufer mit fünf Vorstädten, von denen zwei, Strohhof und Klausthor, auf Saalinseln liegen, und den zwei ehemaligen Nebenstädten Glaucha im S. und Neumarkt im N., welche früher zum Amt Giebichenstein gehörten und erst 1817 mit Halle verbunden wurden.
Brücken I
* 18
Brücke.Neue Stadtteile, besonders im S., SO., O. und N., die sich von Jahr zu Jahr stetig vergrößern, sind seit etwa zwei Jahrzehnten entstanden und von dem alten Kern der Stadt durch Anlagen und Promenaden geschieden. Das Zentrum der eigentlichen Stadt bildet der imposante Marktplatz, an dessen Südostseite das altertümliche Rathaus, an der Westseite die große Marienkirche mit zwei durch eine Brücke [* 18] verbundenen Kuppeltürmen und reichen Netzgewölben (1529-54 mit teilweiser Benutzung einer ältern Kirche erbaut) steht, während in der Mitte sich der 84 m hohe Rote Turm [* 19] (unten von dem Gebäude der Hauptwache und von Kaufläden umschlossen, davor eine Rolandstatue), ein durch die städtische Wasserkunst gespeister Springbrunnen und das 1859 errichtete Erzbild Handels (von Heidel modelliert) befinden.
Nach W. steigt man vom Markt nach der Halle oder in das Thal [* 20] hinab, wo sich die pfännerschaftlichen Salinen befanden (s. unten). Weiter südlich steht die gotische St. Moritzkirche (aus dem 12. Jahrh.), die schönste Kirche der Stadt, mit trefflichen Holzschnitzwerken u. Skulpturen. Der Dom, nordwestlich vom Markt, erst im 16. Jahrh. vom Kardinal Albrecht aufgeführt, befindet sich seit 1689 im Besitz der reformierten Gemeinde. Im ganzen zählt Halle sieben Kirchen (darunter eine katholische) und eine Synagoge.
Magdeburg
* 21
Magdeburg.Sonstige sehenswerte Gebäude sind: die nördlich vom Dom gelegene Moritzburg, von 1484 an zur Bändigung der Stadt als Citadelle und Residenz der Erzbischöfe von Magdeburg [* 21] erbaut, im Dreißigjährigen Krieg durch Brand zerstört, gegenwärtig teilweise noch zu militärischen Zwecken dienend, im ganzen aber (besonders von W. gesehen) eine großartige Ruine, an der Nordwestecke der Stadt; ferner die Residenz mit verschiedenen Sammlungen, das Universitätsgebäude (von 1834) im NO. der Stadt, das großartige Zuchthaus, das Gebäude des Stadtgymnasiums (seit 1869), die Loge auf dem Jägerberg nächst der Moritzburg, die Diakonissenanstalt vor dem Kirchhof.
Sehr sehenswert sind auch die im letzten Jahrzehnt entstandenen Neubauten der Universität, besonders die medizinischen Institute, welche einen vollständigen, mit Parkanlagen geschmückten Stadtteil bilden (Anatomie, pathologisches und physiologisches Institut, chirurgische, medizinische, gynäkologische, Augen- und Ohrenklinik, nebst zahlreichen Krankenbaracken, Ökonomiegebäuden und einer Kapelle), die Universitätsbibliothek, die Lehr- und Verwaltungsgebäude des landwirtschaftlichen Instituts, die Versuchsstation des Landwirtschaftlichen Zentralvereins der Provinz Sachsen [* 22] mit mustergültigen Laboratorien, das neue, 1885 und 1886 erbaute, mustergültig und feuersicher eingerichtete Theater (vergl. Staude, Das Stadttheater zu Halle, 1886), das Kriegerdenkmal etc. Die Zahl der Einwohner beträgt (1885) mit der Garnison (2 Füsilierbataillone Nr. 36) 81,949 (1816: 19,907), darunter 2900 Katholiken und 700 Juden.
Salzgewinnung
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Salzgewinnung.Die Industrie der Stadt ist bedeutend; am ältesten sind die Salzgewinnung, [* 23] Bierbrauerei [* 24] und Weizenstärkefabrikation. Die Salzwerke (Solwerke) Halles, eins im »Thal« oder in der »Halle«, das andre außerhalb der Stadt auf einer Saalinsel, von denen jenes im uralten Besitz der Pfännerschaft von den Halloren (s. d.) bearbeitet wurde, sind jetzt vereinigt und verarbeiteten 1884: 472,396 hl Siedesole mit 116,643 metr. Ztr. Rohsalz, woraus 106,769 metr. Ztr. Speisesalz produziert wurden.
Die Sole im Thal ist so stark; daß sie das Gradieren entbehrlich macht; ein Maß derselben gibt über ¼ kg reines Salz. [* 25] Das damit verbundene Solbad wurde von Reil gegründet. Am reichsten an festen Bestandteilen sind der deutsche und der Gutjahrbrunnen, welche, in der sogen. Halle belegen, durch einen langen Rohrstrang ihre Sole nach dem 1868 durch Vertrag in das Eigentum der Pfännerschaft übergegangenen, bisher königlichen Siedewerk an der Schifferbrücke abgeben, während der Betrieb in der Halle selbst gänzlich eingestellt ist und die dortigen Siedehäuser abgebrochen sind. Außer der Sole hat Halle noch eine erdig-salinische Eisenquelle. Außerdem besitzt eine Zuckerraffinerie (Produktion 1884: 150,827 metr. Ztr. Rohzucker), Sprit- und Malzfabriken, Fabrikation von Maschinen aller Art (26 Fabriken, darunter 3 große Etablissements mit [1886] zusammen 1400 Arbeitern), Fabri-
[* 10] ^[Abb.: Wappen [* 26] von Halle a. d. Saale.] ¶
Halle
* 2
Seite 8.22a.Maßstab [* 28] 1:15000
Aktien-Brauerei | D 2 |
Albrechts-Straße | C 2 |
Alter Markt | C 4 |
Augusten-Straße | D 4, 5 |
Bade-Anstalt | B 3 |
Bahnhof | E 5 |
Bahnhof, Am | E 5, 6 |
Bahnhof-Straße | E 5 |
Barfüßer-Straße | C 3, 4 |
Berliner Straße | E 2, 3 |
Bernburger Straße | C 1, 2 |
Blücher-Straße | D 3 |
Böllberger Weg | A B 6 |
Botanischer Garten | B 3 |
Brauhaus-Gasse, Große | D 4, 5 |
Brauhaus-Gasse, Kleine | D 4, 5 |
Breite Straße | B 2 |
Brüder-Straße | C 4 |
Brunnen-Gasse | C D 3 |
Brunnen-Platz | C D 3 |
Brunos-Warte | C 5 |
Burg-Straße | A 1 |
Charlotten-Straße | D 4, 5 |
Dachwitz-Gasse | C 3 |
Dessauer Straße | E 2 |
Diakonissen-Anstalt | B 1, 2 |
Dom | B 4 |
Dom-Platz | B 4 |
Dorotheen-Straße | E 4, 5 |
Elisabeth-Brücke | A 4 |
Eremitage | B 4 |
Exerzierplatz | E 1 |
Fleischer-Gasse | B 3 |
Franken-Platz | C 5 |
Franckesche Stiftungen | C D 5 |
Francke-Straße | D E 5 |
Friedrichs-Platz | C 2 |
Friedrichs-Straße | C 2 |
Gasanstalt | A 4 u. E 3 |
Geist-Straße | C 2, 3 |
Giebichenstein, Dorf | A B, 1 |
Glauchaische Kirche | B 5 |
Gottesacker, Stadt- | D E 4 |
Gottesacker-Gasse | D 4 |
Groß-Berlin | C 5 |
Grüne Straße | E 3 |
Gymnasium | D 3 |
Hamster-Thor | B 6 |
Händel-Denkmal | C 4 |
Harz | C 2, 3 |
Hedwig-Straße | D 3 |
Henrietten-Straße | B 2 |
Herren-Straße, An der | B 4, 5 |
Hospital | B 5 |
Hospital-Platz | B 5 |
Jäger-Platz | B 3 |
Judenkirchhof | E 2 |
Kaiser-Platz u. Straße | D 1 |
Kapellen-Gasse | C 3 |
Karls-Straße | C 2 |
Kaulenberg | C 3 |
Kirchthor, Am | A B 2 |
Klaus-Straße, Große | B C 4 |
Klaus-Straße, Kleine | B C 4 |
Klausthor-Straße | B 4 |
Klinik | B 3 |
Königs-Platz | D 5 |
Königs-Straße | D E 5, 6 |
Krausen-Straße | E 3 |
Kreisständehaus | D 3 |
Kronprinzen-Straße | C D 1 |
Kuh-Gasse | C 4 |
Kutsch-Gasse | C 4 |
Landgericht | C D 4 |
Landwehr-Straße | D E 5 |
Landwirtschaftl. Institut | D 2 |
Lazarett | B 3 |
Lehmanns-Garten | A 1 |
Leipziger Platz | E 5 |
Leipziger Straße | C D 4, 5 |
Linden-Straße | C D 6 |
Lucke, Die | D 3 |
Louisen-Straße | D 3 |
Magdeburger Straße | E 3, 4 |
Marienkirche | C 4 |
Marien-Straße | D E 5 |
Märker-Straße, Große | C 4, 5 |
Märker-Straße, Kleine | C D 4 |
Marktplatz | C 4 |
Martinsberg | D 4 |
Mauer-Gasse | C 5 |
Merseburger Straße | E 5, 6 |
Mittel-Straße | C 3, 4 |
Moritzburg | B 3 |
Moritz-Kirche | C 4 |
Moritz-Zwinger | C 5 |
Mühl-Gasse | B 3 |
Mühlpforte | B 3 |
Mühlweg | B 2 |
Neue Klinik | D 3, 4 |
Neumarkt-Kirche | B 2 |
Niemeyer-Straße | D E 5 |
Oberbergamt | B 4 |
Oberglaucha | B 5, 6 |
Paradeplatz | B 3 |
Pathologisches Institut | B 3 |
Pfännerhöhe | D 6 |
Pfännerschaftl. Saline | A B 4 |
Pfälzer Schießgraben | B 3 |
Post | D 4 |
Post-Straße | D 4 |
Promenade | C 3 |
Promenade, Neue | C D 5 |
Rannische Straße | C 4, 5 |
Rathaus | C 4 |
Rathaus-Straße | C D 4 |
Reichsbank | D 5 |
Reitbahn | B C 3 |
Residenz | B 4 |
Rittergasse, Große | C 4 |
Rote Turm | C 4 |
Sandberg, Großer | D 4 |
Sandberg, Kleiner | C D 4 |
Sankt Ulrichs-Kirche | C D 4 |
Schimmel-Straße | D 3, 4 |
Schlamm, Großer | C 4 |
Schlamm, Kleiner | C 3, 4 |
Schloßberg, Am | B 3 |
Schloß-Gasse, Große | B C 3 |
Schmeer-Straße | C 4 |
Schulberg | C 3 |
Schul-Gasse | C 3 |
Schützen-Gasse | B 6 |
Siechenhaus | A B 6 |
Sophien-Hafen | A 3 |
Sophien-Straße | C D 2, 3 |
Spiegel-Gasse | C 3 |
Spitze | B 4 |
Stadtschützenhaus | D 5 |
Steinbocks-Straße | C 4 |
Steinmühle | A 2 |
Stein-Straße, Große | C D 3, 4 |
Stein-Straße, Kleine | C 4 |
Steinthor | D 3 |
Steinthor, Vor dem | D 3 |
Steinweg | C 5, 6 |
Stern-Gasse | C 4, 5 |
Sternwarte | A B 3 |
Strafanstalt | B 2 |
Süd-Straße | D 6 |
Synagoge | C D 5 |
Tauben-Gasse | C 5 |
Telegraphen-Amt | D 5 |
Theater | C 3 |
Thor-Straße | B C 6 |
Trift-Straße | B C 1 |
Turm | D 4 |
Turm-Straße | E 6 |
Turnhalle | E 2 |
Ulrichs-Straße, Große | C 3 |
Ulrichs-Straße, Kleine | C 3 |
Universität | C 3 |
Universitäts-Bibliothek | C 2 |
Vereins-Straße | B C 6 |
Wage | C 4 |
Waisengarten | C 5, 6 |
Wall-Straße, Große | B 3 |
Wasserturm | E 4 |
Weidenplan | C 3 |
Weingärten | A 6 |
Wettiner Straße | B 1, 2 |
Wilhelms-Straße | C 3 |
Wucherer-Straße | C D 1, 2 |
Halle - Hallé
* 29
Seite 8.23.ken für Zichorie, Mineralöl, Wagenschmiere, Maschinenöl, Kutschen, Honigkuchen, Zuckerwaren und Spielkarten; ferner Buchdruckerei, Obst- und Gemüsebau.
Entsprechend der Industrie, ist auch der Handel bedeutend; der Export, besonders der Maschinen nach überseeischen Ländern und die Ausfuhr von Rohzucker, Mineralöl und Paraffin [* 30] nach den verschiedensten Ländern Europas, ist sehr lebhaft. Einen bedeutenden Handelsartikel bilden auch Mühlenfabrikate und Getreide [* 31] (Saalgerste). Für den Buchhandel waren 1884: 34 Firmen thätig, darunter 16 ausschließlich Verlagsgeschäfte;
die v. Cansteinsche Bibelanstalt ist Zentralrevisionsstelle der Lutherbibel und hat einen jährlichen Umsatz von 50-60,000 Exemplaren.
Die Reichsbankstelle hatte 1884 einen Umsatz von 716 Mill. Mk., der Bankverein einen solchen von 430 Mill. Mk. Eine neue Verkehrsader ist seit 1884 durch Ausdehnung [* 32] der Kettenschiffahrt auf der Saale bis Halle eröffnet. Der früher zurückgegangene Schiffsverkehr hat sich dadurch wesentlich gehoben. Eine Pferdeeisenbahn vermittelt den Personenverkehr zwischen dem Bahnhof, der innern Stadt und dem nördlich sich anschließenden Giebichenstein. Die Zahl der Bildungs- und andrer öffentlicher Anstalten ist eine große.
Die Universität zählt an 100 Dozenten und (im Sommersemester 1886) 1518 Studierende. Die Bibliothek enthält über 100,000 Bände und gegen 300 Handschriften; ebenfalls reich ausgestattet sind das archäologische Institut und andre Institute. Die Franckeschen Stiftungen (s. Francke 1) zählen nicht weniger als acht verschiedene Schulen, darunter eine Lateinschule (Gymnasium), ein Realgymnasium, eine höhere Töchterschule mit Lehrerinnenseminar etc. Außerdem befinden sich in ein städtisches Gymnasium, eine Realschule, eine Taubstummenanstalt, eine Diakonissenanstalt, ein Provinzialmuseum, eine Sammlung für Kunst und Kunstgewerbe, ein Zuchthaus, eine Irrenanstalt (in dem 2 km von der Stadt gelegenen Nietleben) etc. In Halle erscheinen zwei Zeitungen: die »Hallesche Zeitung« und die »Saale-Zeitung«.
Bitschuanen - Bitterma
* 33
Bitterfeld.Die städtischen Behörden zählen 14 Magistrats- und 45 Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung. Sonst ist Halle Sitz eines Landgerichts (für die 18 Amtsgerichte zu Alsleben, Bitterfeld, [* 33] Delitzsch, [* 34] Eisleben, [* 35] Ermsleben, Gerbstedt, Gräfenhainichen, Halle, Hettstedt, Könnern, Lauchstädt, Löbejün, Mansfeld, Merseburg, Schkeuditz, Wettin, Wippra und Zörbig), eines Oberberg- und eines Hauptsteueramtes, einer Oberpostdirektion und des Landratsamtes für den Saalkreis.
Die Umgegend von Halle bietet nur im N. Interesse, wo zuerst an dem östlichen, später auch an dem westlichen Ufer der Saale hohe, steil abfallende Porphyrhügel sich erheben und zum Teil recht groteske Landschaften bilden. In einem Seitenthal, dicht bei Giebichenstein (s. d.); liegt hier das Solbad Wittekind, gegenüber, am linken Saalufer, das Dorf Kröllwitz mit der vielbesuchten Bergschenke, weiter abwärts das große Dorf Trotha. Auch bieten die unmittelbar an Halle sich anschließenden Saalinseln: Peißnitz (Nachtigalleninsel) und die Rabeninsel, reizende Spaziergänge. Einen weitern Ausflug erfordert der Besuch des nördlich von Halle gelegenen Petersbergs (s. d.).
Geschichte. Die hallischen Salzquellen waren schon in ältester Zeit bekannt und scheinen zuerst von den Wenden benutzt worden zu sein, welche im 7. Jahrh. die Gegend von Halle in Besitz nahmen. 806, wo der Ort zuerst unter dem Namen Halla vorkommt, wurde durch Karl, den ältesten Sohn Karls d. Gr., zuerst der Platz der spätern Moritzburg verschanzt. 952 kam der Ort an das Haus der Billunger, Herzog Hermann legte daselbst eine Burg an, die seinem Geschlecht bis zu dessen Aussterben (1106) verblieb, während der Ort Halle vom Kaiser Otto I. 966 an das Kloster, dann an das Erzbistum Magdeburg geschenkt ward.
Durch Otto II. erhielt Halle 981 Stadtrechte; bedeutenden Umfang erlangte es bereits zu Anfang des 12. Jahrh. Im 14. und 15. Jahrh. führte die Stadt als Hansestadt wiederholt glückliche Kriege mit den Erzbischöfen von Magdeburg und hielt 1435 sogar eine Belagerung mit Erfolg aus. 1478 eroberte aber endlich der Erzbischof von Magdeburg die bisher fast unabhängige Stadt und erbaute, um sie besser im Zaum halten zu können, seit 1484 die Moritzburg, welche aber im Dreißigjährigen Krieg wieder zerstört wurde.
Mainz (Stadt: hervorra
* 36
Mainz.Unter den Augen Albrechts V., Erzbischofs von Mainz [* 36] und Magdeburg, welcher hier residierte und ein Schutzbündnis mit Joachim von Brandenburg, [* 37] Georg von Sachsen und Erich und Heinrich von Braunschweig [* 38] abschloß, ward die Reformation in Halle eingeführt und 1541 als erster lutherischer Superintendent Justus Jonas berufen. Nach der Schlacht bei Mühlberg unterwarf sich hier im Residenzschloß des Erzbischofs der Landgraf Philipp von Hessen [* 39] dem Kaiser.
Nach dem Sieg der Reformation kam die Stadt unter die Herrschaft der hohenzollerischen weltlichen Administratoren von Magdeburg, welche in Halle ihre Residenz aufschlugen. Während des Dreißigjährigen Kriegs fiel Halle 1635 durch den Prager Frieden an das Haus Sachsen. Durch den Westfälischen Frieden wurde es dagegen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg zugeteilt; indes kam es erst 1680 thatsächlich in brandenburgischen Besitz. Am eröffnete Kurfürst Friedrich III. die Universität.
Preußen
* 40
Preußen.Hier erfochten die Franzosen unter Bernadotte über die Preußen [* 40] unter Prinz Eugen von Württemberg [* 41] einen Sieg, worauf die Stadt im Frieden von Tilsit [* 42] dem neuen Königreich Westfalen [* 43] einverleibt ward. Im April 1813 von den Preußen unter Kleist besetzt, mußte sie trotz des erfolgreichen Gefechts bei Merseburg (29. April) den vordringenden Franzosen überlassen werden. Vor der Leipziger Schlacht erhielt eine starke preußische Besatzung und ist seitdem im Besitz Preußens [* 44] geblieben.
Vgl. Dreyhaupt, Ausführliche Beschreibung des Saalkreises (Halle 1755, 2 Bde.), im Auszug von Stiebritz (das. 1771-73, 2 Bde.), fortgesetzt von Eckstein (das. 1842-44);
Freiherr v. Hagen, [* 45] Die Stadt Halle (das. 1866-67, 2 Bde. mit Nachträgen);
Hertzberg, Geschichte der Vereinigung der Universitäten Wittenberg [* 46] und Halle (das. 1867);
M. v. Voß, Zur Geschichte der Autonomie der Stadt Halle (das. 1874);
Schwetschke, Zur Gewerbegeschichte der Stadt Halle von 1680 bis 1880 (das. 1883 ff.);
Schönermark, Die Stadt Halle (in »Beschreibende Darstellung der ältern Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen«, neue Folge, 1. Bd., das. 1886);
Kunze, an der Saale in sanitärer Beziehung (das. 1885).
2) Halle in Westfalen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Minden, [* 47] am Teutoburger Wald und an der (1886 im Bau befindlichen) Eisenbahn Osnabrück-Bielefeld, hat ein Amtsgericht, Fabrikation von Tabak, [* 48] Zigarren, Würsten und Seilerwaren, Brennereien und (1885) 1712 meist evang. Einwohner; der Ort erhielt erst 1719 Stadtrechte.
(spr. allee), Charles (eigentlich Karl Halle), Pianist, geb. zu Hagen in Westfalen, kam 1840 nach Paris, [* 49] blieb hier acht Jahre als gesuchter Lehrer und sehr geschätzter Klavierspieler, ¶