Säule
,
in der
Baukunst
[* 2] jede lotrecht aufrecht und frei stehende Stütze, welche eine Last zu tragen oder emporzuhalten
hat, zunächst wenn sie aus einem
Stücke besteht (so z. B. die lotrechten Stützen einer Fachwand oder eines Dachstuhles).
Weiterhin nennt man S. einen Rundpfeiler, welcher zwar aus mehrern
Stücken gearbeitet sein kann, aber
eine
Basis und ein
Kapital und gewisse Verhältnisse hat, wie sie durch die
Lehre
[* 3] der Säule
nordnung
[* 4] (s. d.) festgestellt wurden.
Diese Verhältnisse sind begründet auf die Tragfähigkeit des betreffenden Materials und eine mittlere Belastung, so daß eine S. in Gußeisen schwächer gebildet sein kann als eine solche in Stein. Doch sind sie mehr oder minder willkürlich, durch Angewöhnung des Auges festgestellt, so daß sich Gesetze darüber, wann die S. zum Pfeiler werde, nicht aufstellen lassen. Die S. ist fast zu allen Zeiten eines der wichtigsten Bauglieder gewesen und bestimmt meist die stilistische Form im hohen Grade.
Namentlich war dies der Fall
i n der
Antike, wo die Griechen ein bisher unerreichtes Ideal der Durchbildung schufen. Fast alle
folgenden
Stile entwickelten ihre S. aus diesem heraus, mit Ausnahme der
Gotik, in deren Pfeilersystem die nur angelehnten,
sehr gestreckten S. (hier Dienste
[* 5] [s. d.] genannt) nur von dekorativer oder
besser symbolischer Bedeutung, nicht die eigentlichen
Träger
[* 6] der Lasten waren.
Halbsäulen und Dreiviertelsäulen
nennt man
solche S., die scheinbar zur Hälfte oder zu ein Vierteil in eine
Wand eingemauert sind;
Zwergsäulen
solche, deren Höhe
in einem auffallend geringen Verhältnis zu ihrer
Breite
[* 7] stehen;
gekuppelte S. solche, welche paarweise zu zweien verbunden, oft gemeinsame Grundplatten und Deckplatten über den Kapitalen haben;
verkröpfte S. solche, welche nur ein Stück Gebälk tragen;
Freisäulen
solche, welche nicht zum Tragen sondern zum Emporhalten einer
Statue (s. Ehrensäulen
) oder dergleichen
bestimmt sind.
Über die S. in
Verbindung mit dem
Gebälk s. Säule
nordnung.
Über eiserne S. s. Eisenkonstruktionen.
In der Krystallographie ist S. soviel wie Prisma [* 8] (s. d.). ¶