Säkularisation
Säkularspiele - Sala C

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Seite 14.207.(lat.), die vom Staat einseitig vorgenommene Verwandlung geistlicher Länder, Güter und Rechte in weltliche. Das Recht hierzu suchte man wohl zuweilen aus dem sogen. Dominium eminens, d. h. dem Obereigentum des Staats, herzuleiten, kraft dessen derselbe sich in Fällen höchster Not ohne Entschädigung Privateigentum zueignen dürfe. Richtiger ist es, die S. als einen durch politische Verhältnisse gebotenen Notakt des Staats aufzufassen. So fand in Deutschland [* 2] zur Entschädigung weltlicher Fürsten eine S. infolge des Westfälischen Friedensschlusses 1648 statt, auf Grund dessen die geistlichen Stifter Magdeburg, [* 3] Halberstadt, [* 4] Bremen, [* 5] Minden, [* 6] Schwerin [* 7] etc. in weltliche Länder und ¶
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Besitzungen verwandelt wurden. Die zweite war das Ergebnis des Lüneviller Friedens vom und des hierauf folgenden Reichsdeputationshauptschlusses vom Sie betraf die Bistümer Brixen, Trient, [* 9] Salzburg, [* 10] Eichstätt, [* 11] Würzburg, [* 12] Bamberg, [* 13] Freising, [* 14] Augsburg, [* 15] Passau, [* 16] Hildesheim, [* 17] Paderborn, [* 18] Osnabrück, [* 19] Lübeck, [* 20] Fulda, [* 21] Korvei, Konstanz, [* 22] Speier, [* 23] Basel, [* 24] Straßburg, [* 25] Mainz, [* 26] Worms, [* 27] Trier [* 28] und Köln. [* 29] In Frankreich hatte 1789 die Nationalversammlung sämtliche Kirchengüter für Nationaleigentum erklärt.
Das neueste Beispiel der S. bietet die Annexion des Kirchenstaats 1870 dar, nachdem schon zuvor, 1860, ein Teil des letztern und die meisten Klöster nebst deren Gütern in den damals von Italien [* 30] annektierten Landesteilen säkularisiert worden waren. Auch bedeutet S. in der katholischen Kirche Versetzung einer Person aus dem geistlichen Stand in den weltlichen, sofern dies nicht zur Strafe (Degradation) geschieht.
Vgl. Kleinschmidt, Die S. von 1803 (Berl. 1878).