Die Sachsen sind gleich den
Alemannen u. a. ein germanischer Völkerbund (Sachsenbund), in welchem
die
Cherusker,
Chauken,
Marsen,
Angrivarier u. a. aufgegangen waren, und der nach
Widukind seinen
Namen von einer
Waffe, Sahs (Steinmesser),
erhielt, während andre ihn als
Sassen, d. h. Seßhafte, erklären. Sie wohnten zu beiden Seiten der Elbmündung und auf
den
Inseln vor derselben
(InsulaeSaxonum), von wo sie sich nach
Westen und
Süden bis zur
Ems,
[* 3]
Lippe
[* 4] und zum
Harz ausbreiteten.
Von den
Erschütterungen der
Völkerwanderung wenig berührt, bewahrten sie unverändert die Grundzüge altgermanischen
Wesens.
Neben den freien Grundeigentümern, den
Frilingen oder
Fronen, aus denen die
Edelinge hervorragten,
gab es dienstpflichtige Unfreie,
Liten (Laten), und Leibeigne. Sie bildeten freie Volksgemeinden und Gaugenossenschaften unter gewählten
Vorstehern; nur in Kriegszeiten stellten sie sich unter die
Führung eines
Herzogs. Alljährlich fand zu Marklo an der
Weser
eine Versammlung von Abgeordneten der einzelnen
Gaue statt, welche über gemeinsame Angelegenheiten, besonders über
Krieg
und
Frieden, beriet.
Städte hatten die S. nicht, nur
Burgen
[* 6]
(Eresburg u. a.).
Gleich den altenGermanen hatten
sie keinen
Priesterstand, hingen aber dem heidnischen Götterdienst mit
Eifer und
Treue an.
Nachdem die S. 530 im
Bund mit den
Franken das Thüringerreich zerstört und das Land zwischen
Harz und
Unstrut erworben hatten,
gerieten sie allmählich in Abhängigkeit von den
Franken, denen sie sich 553
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mehr
124 zur Zahlung eines jährlichen Tributs von 500 Kühen verpflichten mußten; erst 631 wurden sie von demselben gegen das Versprechen,
die fränkische Grenze gegen die Einfälle der Wenden zu verteidigen, befreit. Infolge des Verfalls des Merowingerreichs wieder
unabhängig, wurden sie erst von KarlMartell wieder mit Krieg überzogen (718, 720 und 738), weil sie das
Land der Hattuarier (Geldern) verwüstet hatten. Pippin führte mehrere Kriege gegen sie, unterwarf die Grenzsachsen, bekehrte
sie zum Christentum und legte, nachdem er bis zur Weser und Oker vorgedrungen, 759 den S. einen Tribut von 300 Pferden auf.
Aber erst der große Sachsenkrieg Karls d. Gr. (772-785) unterwarf die S. dauernd der fränkischen Herrschaft
und dem Christentum. Schon auf seinem ersten Feldzug eroberte Karl die Eresburg, zerstörte die Irmensäule, drang bis an die Weser
vor und empfing von den S. Geiseln und das Versprechen, die christliche Mission nicht zu stören. Während Karl 774 gegen die
Langobarden zog, empörten sich die S. unter Widukind, wurden aber in zwei Kriegen 775-776 von Karl unterworfen, der 777 auf
sächsischem Gebiet zu Paderborn
[* 8] einen Reichstag abhielt, auf dem viele Edelinge ihm huldigten und die Taufe empfingen.
Während KarlsAbwesenheit in Spanien
[* 9] erhoben sich die S. 778 von neuem und verwüsteten das rechte Rheinufer. 779 unternahm
daher Karl den vierten Zug
nach Sachsen, drang bis zur Oker vor, wo viele Engern und Ostfalen sich unterwarfen, und hielt 780 einen
Reichstag zu Lippspringe ab, auf welchem Sachsen im Missionsbezirke eingeteilt wurde. Die Einführung der fränkischen Grafschaftsverfassung
und der Heerespflicht rief 782 einen allgemeinen Aufstand unter Widukind hervor; die Kirchen wurden zerstört,
die Priester verjagt und ein gegen die Sorben ziehendes Frankenheer am Süntel vernichtet.
Nur ihr altes Stammesrecht, die LexSaxonum, behielten sie. Der fränkischen Herrschaft blieben sie treu und standen dem KaiserLudwig dem Frommen gegen seine Söhne bei. Während des Kriegs unter diesen nach des KaisersTod gelang es dem bei Fontenoy 841 geschlagenen
KaiserLothar, die niedern Stände in Sachsen, die Frilinge und Liten, gegen den von den Franken sehr begünstigten
Adel aufzureizen und den Aufstand eines Stellinga genannten Bundes
hervorzurufen; doch wurde derselbe 842 von Ludwig dem Deutschen
unterdrückt. Sachsen fiel im Vertrag von Verdun
[* 19] an das ostfränkische Reich.
Seiner kriegerischen Tüchtigkeit verdankte dies die Vertreibung der Magyaren (933) und die Unterwerfung der slawischen Stämme
rechts der Elbe. Unter der weisen Leitung Heinrichs und seines großen SohnsOtto I. entwickelten sich aber
auch Künste und Wissenschaften in S. zu hoher Blüte.
[* 22] Zahlreiche Kirchen und Klöster wurden errichtet, Poesie und Geschichtschreibung
in letztern eifrig gepflegt. Die Sachsen, welche sich kaum 200 Jahre früher der fränkischen Herrschaft und dem Christentum
so hartnäckig widersetzt hatten, waren unter dem sächsischen Kaisergeschlecht die Hauptstütze des
heiligen römischen Reichs deutscher Nation.
Otto I. übertrug 950 dem tapfern GrafenHermannBillung das Herzogtum S., der durch glückliche Kämpfe gegen die Wenden die Ostgrenze
erweiterte; doch gingen die überelbischen Eroberungen unter HerzogBernhard I (973-988), dem Sohn Hermanns,
wieder verloren, als nach dem TodKaiserOttos II. die Slawen einen großen Aufstand machten; weder Otto III. noch Heinrich II.
vermochten dieselben wiederzugewinnen. Auf HerzogBernhard II. (988-1011) folgte Bernhard III. (1011-59), unter dessen langer
Regierung mit dem Erlöschen des sächsischen Kaiserhauses (1024) die deutsche Königskrone vom sächsischen Stamm
wieder auf den fränkischen überging.
Das erbliche sächsische Herzogtum, das auch die Bischöfe unter seine Gewalt beugte, war seitdem die Hauptstütze der fürstlichen
Opposition gegen die kaiserliche Macht, und der auf seine Eigenart und seine Freiheiten stolze sächsische Stamm stand den Billungern
treu zur Seite. Vergeblich verlegten die KaiserHeinrich III. und Heinrich IV. ihre Residenz nach S., nach
Goslar
[* 23] und den von ihnen am Harz erbauten Burgen. Gerade die damit verbundenen Belästigungen und Kosten reizten die Sachsen um
so mehr gegen die fränkischen Herrscher auf, und als HeinrichIV. den sächsischen GroßenOtto von Nordheim des Herzogtums
Bayern
[* 24] beraubte und den Nachfolger Herzog Ordulfs (1059-71), HerzogMagnus, durch Kerkerhaft zum Verzicht
auf die sächsische Herzogswürde zwingen wollte, brach 1073 in S. eine Empörung aus, welche erst 1075 durch den Sieg des
Königs bei Hohenburg bewältigt wurde. Doch hatten HeinrichsGegenkönige, Rudolf vonSchwaben, Hermann vonLuxemburg
[* 25] und Ekbert
von Meißen,
[* 26] auch nachher ihre Hauptstütze im Sachsenstamm.
Als 1106 mit Magnus der Billungsche Mannesstamm erlosch, belehnte Heinrich V. den GrafenLothar von Supplinburg mit dem Herzogtum
S. Derselbe brachte durch Heirat die reichen nordheimischen und braunschweigischen Güteran sich (1113) und stellte sich auf
Anstiften der päpstlichen Partei an die Spitze der Fürstenopposition, welche in der
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Schlacht am Welfesholz 1115 den Sieg über das kaiserliche Heer davontrug. Als dann Lothar nach dem Erlöschen des salischen Hauses 1125 selbst
auf den Kaiserthron erhoben wurde, hatte er mit den staufischen Brüdern um die Krone zu kämpfen und mußte gegen sie eine
Stütze beim welfischen Herzog von Bayern, Heinrich dem Stolzen, suchen, der von seiner Mutter Wulfhild, der
Tochter des HerzogsMagnus, die Billungschen Hausgüter geerbt hatte. Er vermählte demselben seine Tochter Gertrud und übertrug
ihm auch auf seinem Sterbebett 1137 das Herzogtum S. Als der neue König, Konrad III., diese Übertragung nicht anerkennen
wollte, kam es zwischen ihm und Heinrich zum Kampf; letzterer wurde geächtet und seine Herzogtümer ihm
abgesprochen, von denen S. dem MarkgrafenAlbrecht dem Bärenübertragen wurde.
Das neue Herzogtum S., dem alten Volksherzogtum weder an Umfang noch an Macht vergleichbar, spielte demgemäß in der Geschichte
des DeutschenReichs nur eine untergeordnete Rolle. Dazu kam, daß die Askanier nach dem Tode des zweiten Herzogs aus ihrem Geschlecht,
Albrechts I. (1212-60), S. teilten, so daß der ältere Sohn, Johann, das Gebiet an der untern, der jüngere,
Albrecht II. (1260 bis 1298), das an der mittlern Elbe erhielt; beide Linien, die sich nach ihren Hauptstädten Sachsen-Lauenburg
und Sachsen-Wittenberg nannten, führten den Titel eines Herzogs von S., Engern und Westfalen und eines Reichsmarschalls
und erhoben beide auf das Recht, den König zu wählen, Anspruch.
Nach langem Streit wurde dies Recht durch die Goldene Bulle 1356 der wittenbergischen Linie zugesprochen, welche zugleich mit
dem Erzmarschallamt das Reichsvikariat in den Ländern des sächsischen Rechts erhielt und sich durch die Unteilbarkeit der
Kurlande vor weiterer Zersplitterung bewahrte. HerzogRudolf II. (1356-70), Rudolfs I. (1298-1356) Sohn,
nannte sich zuerst Kurfürst von S., sein BruderWenzel (1370-88) führte zuerst die Kurschwerter im sächsischen Wappen.
[* 36] Wenzels
Sohn Rudolf III. starb kinderlos 1419, und mit seinem BruderAlbrecht III. erlosch 1422 die wittenbergische Linie des askanisch-sächsischen
Hauses.
[* 2] Königreich. Die Bevölkerung
[* 56] Sachsens betrug nach der vorläufigen Feststellung der Volkszählung vom
3,500,513 Seelen und hat seit 1885 um 318,510 Seelen (10,01 Proz.), im Durchschnitt jährlich um 1,91 Proz. zugenommen. Diese
Zunahme überwiegt bedeutend diejenige der Perioden 1875-80 (1,48 Proz.) und 1881-85 (1,36
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Proz.) und bleibt nur um ein Geringes hinter der von 1871-75 (1,92 Proz.) zurück. Auf die
einzelnen Landesteile verteilt sich die Bevölkerung so:
zu den schon damals vorhandenen sechs Städten mit einer Bevölkerung von 20-50,000
Einw. sind Bautzen
[* 61] (21,517) und Reichenbach
[* 62] (21,498) hinzugetreten. Im J. 1888 fanden 30,327 Eheschließungen
statt;
es wurden geboren 145,697 (75,078 männliche, 70,619 weibliche);
es starben 92,387, nämlich 48,750 männliche, 43,637
weibliche;
40,421 von den Gestorbenen gehörten dem Säuglingsalter an.
Von 1881 bis mit 1886 schwankte die allgemeine Sterblichkeit
zwischen 28 und 30 pro Mille;
1887 betrug sie 27,2, 1888: 26,4, 1889: 27 pro Mille. Die beobachtete Mindersterblichkeit
gestattete auch der Altersrentenbank, ihre Rentensätze für die Versicherten vom an zu ermäßigen.
Die Auswanderung,
welche 1881 die Zahl von 9241 Köpfen erreicht hatte, ist bis 1889 auf 2367 zurückgegangen. Der prozentuale AnteilSachsens
an der deutschen Auswanderung belief sich 1889 auf 2,62.
Die Staatswaldungen umfaßten 1889: 174,610 Hektar. Die Gesamtverschlagung an Derbholz betrug 831,905 Festmeter. Vereinnahmt
wurden überhaupt durch die Holznutzung 11,9 Mill. Mk., der Reinertrag betrug 8,221,430 Mk. Die Privatwaldungen bedeckten 4592 Hektar.
Der Ernteertrag war 1889 folgender:
Die fiskalischen Weinberge in der Hoflösnitz sind 1889 der Reblaus
[* 63] zum Opfer gefallen (vgl. Reblaus, S.
761). Der Rückgang der Schafzucht ergibt sich am deutlichsten aus dem der Wollmärkte zu Dresden, Bautzen und Kamenz;
[* 64] 1875 betrug
die eingebrachte Wolle 250,118 kg, 1889: 51,273 kg.
Seit 1871 waren in S. zeitweilig 632 Mill. Mk. in 382 Aktienunternehmungen angelegt, die sich jedoch
bis auf 226 Gesellschaften mit 354,6 Mill. Mk. Aktienkapital
verminderten.
Verkehr. Die Länge der Staatsstraßen betrug Ende 1888: 3709 km, die Bahnlänge der Staatseisenbahnen Ende 1890: 2510 km,
die der Privatbahnen
[* 70] unter Staatsverwaltung 26,61 km. Unter allen deutschen Staaten hat S. das dichteste Eisenbahnnetz. Im J. 1889 kamen
auf 100 qkm 16,2 km Eisenbahn (in Baden
[* 71] 9,29, in Preußen
[* 72] 6,90). Eine große Ausdehnung
[* 73] hat in S. das System
der Sekundärbahnen gewonnen, denn von der Gesamtbetriebslänge sind 2302 km normalspurig und 199 (im ganzen Reiche 900) schmalspurig; 1731 sind
in Vollbetrieb, 571 in Sekundärbetrieb.
Auf den Bahnbau sind bis Ende 1889 im ganzen verwendet worden 708 Mill. Mk. Befördert
wurden 1889: 31 Mill. Personen (gegen 1888 +7,48 Proz.) und 16,3
Mill. Ton. Güter (+9,30 Proz.). Die Gesamteinnahme betrug 85 Mill. Mk.,
die Ausgabe 49 Mill. Mk., der Überschuß 36 Mill. Mk. Das mittlere Anlagekapital hat sich mit 5,584 Proz. verzinst. An Elbfahrzeugen
waren vorhanden 66 Dampfer und 560 Segel- und Schleppschiffe mit zusammen 3,014,703 Ztr. Tragfähigkeit.
Postanstalten hatte S. 1889: 974, Telegraphenanstalten 650. Briefsendungen wurden aufgegeben 147,5 Mill., gingen ein 132,5
Mill., Pakete aufgegeben 12¾ Mill., gingen ein 10 Mill., beide ausschließlich der Wertsendungen. Telegramme wurden aufgegeben
1,437,122, kamen an 1,527,312.
Versicherungswesen. 1887 waren vorhanden: Gemeindekrankenversicherungskassen 586, Ortskrankenkassen 359,
Betriebs- (Fabriks-) Krankenkassen 774, Baukrankenkassen 12, Innungskrankenkassen 45, eingeschriebene Hilfskassen 310, landesrechtliche
75, Knappschaftspensionskassen 29. Unfallversicherung der Arbeiter: Betriebe 27,843, versicherte Personen 494,778, verletzte
1554, entschädigungsberechtigte Hinterbliebene 456. Für S. ist eine einzige Alters- und Invaliditätsversicherungsanstalt
errichtet. Gesamtbetrag der Versicherungen bei der Immobiliarversicherung: 3560,6 Mill. Mk. Für 1329 Brandschäden
wurden 1888 vergütet 3,7 Mill. Mk. Die Mobiliarfeuerversicherung
betrug 3278,6 Mill. Mk., die Vergütung 3,5
Mill. Mk.
Sparkassen besaß S. 1888: 132 städtische und 79 ländliche. Die Einzahlungen betrugen 121 Mill. Mk.
(gegen 114 Mill. im Vorjahr), die Rückzahlungen 105,6 Mill. (101,3
Mill.), das Einlegerguthaben am Jahresschluß 523 Mill. (491 Mill.). Seit dem Bestehen der Sparkassen
wurden aus den Überschüssen derselben zu gemeinnützigen oder wohlthätigen Zwecken 26,9 Mill, Mk. verwendet.
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mehr
Die Finanzlage Sachsens war fortwährend eine sehr günstige; der Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben betrug 1882/83:
16,9 Mill. Mk., 1884/85: 8,6 Mill. Mk., 1886/87: 6,1 Mill. Mk.,
der Staatshaushalt für die Finanzperiode 1890/91 bezifferte sich in Einnahme u. ordentlichen Ausgaben auf 92,620,414 Mk. (davon
Einnahmen von Nutzungen des Staatsvermögens und der Staatsanstalten 45,342,954 Mk., Steuern undAbgaben
47,277,460 Mk.). Die außerordentlichen Ausgaben im Betrag von 22,556,150 Mk. finden Deckung in dem Ertragsüberschuß bei
dem Staatshaushalt der Finanzperiode 1886/87 und verfügbaren Beständen mit 16,452,942 Mk. Im J. 1888 betrug die Erbschaftssteuer
nach dem Gesetz vom 1,013,735 Mk., die Grundsteuereinheiten 1,537,840 Mk.
(Zunahme gegen das Vorjahr von 2,07 Proz.), die Einkommensteuer 17,562,755 Mk. (gegen 1887 mehr 2,96 Proz.);
an indirekten
Steuern wurden 1889 vereinnahmt 59,505,379 Mk. (gegen 1888 mehr 8,202,208 Mk.).
Die StaatsschuldenSachsens beliefen sich Anfang 1890 insgesamt auf 647,88 Mill. Mk.; ihnen steht aber ein immobiles
Vermögen gegenüber von 862,37 Mill., einschließlich des Wertes der fiskalischen Gebäude von 127,38 Mill.
Mk., aber ausschließlich des Mobiliars und Inventars im Werte von 108¾ Mill. Zur Verzinsung der Staatsschuld bedarf es 21,76 Mill.,
während allein der Ertrag der Staatseisenbahnen für 1890/91 mit 30,47 Mill. in den Voranschlag eingesetzt ist. Für die Staatsschuldentilgung
sind für 1890 und 1891 je 9,47 Mill. Mk. vorgesehen.
Geschichte. S. beging 1889 unter lebhafter Beteiligung der Bevölkerung das 800jährige Regierungsjubiläum
des HausesWettin, insbesondere in Dresden18. Juni mit Enthüllung des Denkmals für König Johann, am 19. mit einem glänzenden
Huldigungszug vor der königlichen Familie und den zum Feste erschienenen ernestinischen Fürsten. Infolge der günstigen wirtschaftlichen
Lage des Landes gestalteten sich die Finanzen des Staates so vorteilhaft, daß dem Landtag eine erhebliche
Verbesserung der Gehälter der Beamten und Lehrer sowie eine Ermäßigung des Schulgeldes vorgeschlagen werden konnte. Im Bestand
des Staatsministeriums fanden mehrfache Veränderungen statt. Der Finanzminister v. Könneritz starb im Januar 1890, an seine
Stelle trat der Geheimrat von Thümmel. Nach dem Tode des Justizministers v. Abeken wurde der
Geheimrat Schurig (s. d.) zum Justizminister ernannt.
Als im Januar 1891 der Minister des Innern v. Nostiz-Wallwitz seine Entlassung nahm, wurde er durch den Staatsminister
v. Metzsch ersetzt, der auch die Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten nach dem Tode des MinisterpräsidentenGrafen von
Fabrice erhielt. Den Vorsitz im Gesamtministerium u. die Funktionen eines Ordenskanzlers wurden nach
des letztern Tode dem Kultusminister v. Gerberübertragen, der Generalv. d. Planitz (s. d.) zum Kriegsminister ernannt.
[* 2] (lat. Saxones), deutscher Volksstamm, dessen Namen man von dem Sax (s. d.) ableitet, werden
im Altertum zuerst von dem Geographen Ptolemäus in Schleswig-Holstein
[* 78] erwähnt. Von diesem ihrem Stammsitze aus drangen sie
im 3. und 4. Jahrh. erobernd bis über die Weser hinaus vor. Seitdem sie sich hier die Chauker
und die Angrivarier (Engern) unterworfen hatten, bedeutet der Name S. den großen niederdeutschen Volksstamm
(s. Niederdeutsch), der von der Eider und dem Zuidersee bis nach Cassel und Magdeburg hin reichte.
Über ihre Stellung zu den andern deutschen Stämmen und zu den Angelsachsen s. Deutsches Volk (Bd. 5, S. 93 fg.). Die S. waren
ein kriegerisches Volk. Zu Lande drangen ihre Haufen am Niederrhein vor, wo sie 373 bei Deutz geschlagen
wurden, besonders aber waren ihre Einfälle zur See gefürchtet. Mit ihrer Hilfe erhob sich Carausius 287 in Britannien zum
Kaiser. In der heutigen Normandie hatten sich S. als röm. Söldner und Bundesverwandte schon zu Anfang
des 5. Jahrh. festgesetzt, so daß der Landstrich von ihnen den Namen der sächs. Küste (litus Saxonicum) trug.
Auch an der Loiremündung ließen sich S. nieder; beide verschwinden später unter der fränk.
Herrschaft. In Britannien dagegen wurde seit der Mitte des 5. Jahrh. von den Angelsachsen (s. d.) die sächs.
Herrschaft für lange Zeit begründet. Die in Deutschland
[* 79] gebliebenen S., nun häufig Altsachsen benannt, dehnten sich schon
früh gegen Westen über die alten Gebiete der Bructerer und Chamaven bis an den Zuidersee und fast bis zum Rhein aus, an
die salischen und an die ripuarischen Franken grenzend; gegen Süden wohnten sie bis zur Quelle
[* 80] der Sieg,
über die Diemel bis nahe an die Eder (wo der sächs. Hessengau); weiter östlich bildete eine Linie Münden-Harz ihre Grenze
gegen die Thüringer. Die West- und Südgrenze der S. ist als Sprachgrenze noch erhalten. (S. Karte der Deutschen Mundarten,
[* 81] Bd. 5, S. 28.) Gegen Osten besaßen die S. ursprünglich nur die Provinz Hannover; die gesamte Provinz Sachsen
gehörte zum Reich der Thüringer. Dieses zerstörten sie 531 im Bunde mit den Franken und erhielten alles Land ^[Fortsetzung
Seite 132]
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0133a
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forlaufend
132
nördlich der Unstrut; bald aber gerieten wenigstens ihre südl. Gaue selbst in frank. Abhängigkeit. Die südöstl. Landstriche
an der Bode und untern Saale wurden von Schwaben (Nordschwaben) bevölkert, als 20000 S. sich von dort 568 dem Zuge der Langobarden
nach Italien anschlössen. Ganz Niederdeutschland bis zur Elbe war seit dem 6. Jahrh. sächsisch. Nur in
dem Marschlande an der Nordseeküste hielten sich als ein besonderer Stamm die Friesen (s. d.). Im Osten grenzten die S. an die
slaw. Stämme.
Die Grenze der S. gegen die Slawen bildete etwa die Linie Kiel-Magdeburg-Halle. Die S. bildeten keinen einheitlichen Staat oder
Bund, sie zerfielen in die drei auch später fortdauernden Abteilungen Westfalen, Engern und Ostfalen, zu
denen als vierter Hauptzweig die Nordalbinger in Holstein hinzukamen. Jede Gruppe zerfiel in Gaue unter gewählten Häuptlingen
oder Ältermännern. Nur im Kriegsfalle vereinigte man sich wohl über die Wahl eines gemeinsamen Heerführers oder Herzogs;
doch hat sich niemals die Gewalt eines solchen über ganz Sachsen erstreckt.
Das Volk zerfiel in Edelinge, Freie (Frilinge), Hörige (Liten oder Lazzen) und Knechte. 753 wurden die S. von dem Frankenkönige
Pippin, der von der Lippe bis zur Weser vordrang, zu einem Tribut von 300 Pferden gezwungen, aber erst Karl d. Gr. unterwarf
sie 772-804 dauernd durch eine Reihe blutiger Kriege. (S. Karl I., Bd. 10, S. 142 a.)
Um 780 hatte Karl auf einer in Sachsen abgehaltenen Reichsversammlung die capitulatio de partibus Saxoniae erlassen, die eine
Art Standrecht für die eben unterworfenen Lande einführte und durch grausame Strafen das Heidentum auszurotten suchte.
Ihre Härte wurde wesentlich gemildert durch das Capitulare Saxonicum von 797. Bald darauf ließ Karl auch das sächs. Recht,
die Lex Saxonum, aufzeichnen, denn die S. behielten ihre persönliche Freiheit und ihr altes Volksrecht, nur daß Verwaltung
und Gerichtswesen nach frank. Muster organisiert wurden. Hauptmittel der Unterwerfung, zugleich aber Hauptanlaß
des Widerstandes, war die Einführung des Christentums und der Bau christl. Kirchen in ihrem Lande, wo nun acht Bistümer errichtet
winden (doch meist erst nach Karl d. Gr.), Münster und Osnabrück für das nördl. Westfalen (das südliche kam zu Köln),
Paderborn, Minden, Bremen für Engern, Verden und Hildesheim für Ostfalen, Halberstadt für Thüringen.
In den Bürgerkriegen der SöhneLudwigs des Frommen versuchte Lothar in Sachsen den Bund der Stellinger, eine Schwurgenossenschaft
der Armen gegen den geistlichen und weltlichen Adel, für sich zu benutzen, aber Ludwig der Deutsche
[* 84] zerstreute diese Scharen
schnell. Beim Zerfall der karoling. Herrschaft gegen Ende des 9. Jahrh. erhob
sich der mächtige Graf Ludolf zu einer herzogl. Gewalt und erneuerte so das Stammesherzogtum Sachsen. Auf Ludolf folgte sein
Sohn Bruno und, als dieser gegen die Normannen gefallen war, dessen BruderOtto, der Erlauchte genannt, der mächtigste und angesehenste
der deutschen Fürsten, durch den auch Thüringen, als dessen Herzog Burkard starb, an Sachsen kam. Otto
(gest. 912) erhielt sich in steigender Bedeutung unter den Königen Ludwig dem Kinde und Konrad I. Sein Sohn Heinrich wurde 919 als
erster aus dem sächs. Stamme zum deutschen König erwählt.
Das Herzogtum behielt Heinrich I. an sich; sein Sohn, Otto d. Gr., der dem Vater auf dem
Königsthron folgte,
übertrug es dem tapfern Hermann Billung um 960, bei dessen Stamme es bis 1106 verblieb (s. Billunger). Ihm waren in der Heeresfolge
die Markgrafschaften untergeben, die von Heinrich I. und Otto I. gegen die Slawen gegründet waren, nämlich Meißen, dessen
Markgraf Ekkard von Otto III. auch Thüringen erhielt, Ostsachsen in den Lausitzen, Nordsachsen in der Altmark
(dem alten Nordthüringen), dem Anhaltischen und dem Lande an der Havel und Spree. Auch die Markgrafschaft Schleswig,
[* 85] die gegen
die Dänen bis 1026 bestand, hing vom Herzogtum Sachsen ab. Gegen KaiserHeinrich IV. erhoben sich schon 1067, noch heftiger 1073 die
S., unter der Führung des GrafenOtto von Nordheim und des sächs. Herzogs Magnus, des letzten aus Billungs Geschlecht. 1077 brach
von neuem ein Aufstand aus. Auf Magnus (gest. 1106) folgte Lothar, Graf von Supplinburg, im Herzogtum. Er erwarb 1113 durch
Vermählung mit Richenza, Tochter Heinrichs des Fetten, des SohnesOttos von Nordheim, Braunschweig und das
nordheimische Gebiet und wurde 1125 zum deutschen König erwählt.
Das Herzogtum Sachsen gab er 1127 seinem Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen von Bayern, der durch seine Mutter Wulfhild schon
in Sachsen (Lüneburg) begütert war. Unter seiner Regierung erfolgte die Begründung der schauenburgischen Dynastie
in der Grafschaft Holstein und die Erneuerung der wettinischen in der Markgrafschaft Meißen; in Thüringen wurde 1130 Ludwig
I. Landgraf; die Nordmark erhielt 1134 der askanische Albrecht der Bär. Diesem gab Konrad III. das Herzogtum Sachsen, nachdem
er Heinrich den Stolzen 1138 abgesetzt hatte, gab es aber bald an Heinrichs Sohn Heinrich den Löwen zurück.
Albrecht wurde dadurch entschädigt, daß die Nordmark und ein Teil der Ostmark als Markgrafschaft Brandenburg für unabhängig
erklärt wurde. Heinrich der Löwe, seit 1156 auch Herzog von Bayern, erweiterte die sächs. Macht durch seine Siege über die
Slawen an der Ostsee bis zur Oder und erhöhte die Befugnisse der Herzogsgewalt über die mächtigen
sächs. Großen. Sein Sturz 1180 führte zur Auflösung des Herzogtums Sachsen, indem die geistlichen und weltlichen Großen selbständig
wurden, so die StifterMünster, Osnabrück, Paderborn, Minden, Verden, Bremen, Magdeburg, Halberstadt, die Grafen von Tecklenburg,
Altena,
[* 86] Arnsberg,
[* 87] Schaumburg, Lippe u. s. w. Köln erhielt mit dem Titel eines Herzogtums Westfalen einige
herzogl. Rechte im südl. Westfalen.
(Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Meiningen) und die Fürstentümer Reuß und Schwarzburg mit einer Gesamtfläche von 12 281,02 qkm und 1 271 238 E., darunter 22 580 Katholiken und 3914 Israeliten. (S. Karte: Königreich Sachsen, Provinz Sachsen u. s.
Kreis u. Stadt Altenstein Bauerbach Dreißigacker Frauenbreitungen Landsberg, 6) s. Meiningen Liebenstein Lutherbuche, s. Altenstein Möhra Roßdorf Salzungen Schweina Steinbach Wasungen Hildburghausen, Kreis und Stadt Eisfeld Friedrichshall Heldburg Römhild
Flecken im Kreis Sonneberg des Herzogtums Sachsen-Meiningen, in einem Thale des Thüringer Waldes, an der rechts zur Rodach gehenden S. und der Nebenlinie Sonneberg-Lauscha der Werrabahn, Sitz eines Amtsgerichts
die in der Karwoche 1542 zwischen dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und dessen Vetter, dem Herzog Moritz von Sachsen, ausbrach, weil ersterer in dem unter beider Fürsten gemeinschaftlichem Schutz stehenden Stift Wurzen einseitig eine Türkensteuer ausgeschrieben u