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Gegen N. geht dieselbe allmählich in die sandige Tiefebene über, an deren Grenze noch als bedeutendere Berge der Rothstein bei Sohland, das Pulsnitzer Gebirge mit dem Sibyllenstein (428 m), der isolierte Keulen- oder Augustusberg (409 m) und die Kamenzer Berge hervortreten. Nach W. hin bildet dieses flache Terrain einen steil abfallenden Rand gegen das Elbthal von Pillnitz abwärts (Porsberg 362 m) bis Niederau und tritt dann von Meißen [* 3] abwärts mit immer niedriger werdendem Rand hart an die Elbe heran, bis es nordwestlich von Großenhain [* 4] ganz in die Ebene übergeht.
Oberhalb Meißen erhebt sich das kleine, geognostisch zum linken Ufer gehörige Spaargebirge (200 m). Zu beiden Seiten der Elbe von Tetschen abwärts bis Pirna [* 5] bildet das Elbsandsteingebirge oder die Sächsische Schweiz (s. d.) ein im Durchschnitt über 325 m hohes bewaldetes Plateau, aus Quadersandstein mit einzelnen Basaltdurchbrüchen bestehend, von tiefen und engen Thalschluchten durchfurcht, mit zahlreichen aufgesetzten Tafelbergen, darunter dem Lilienstein (409 m) am rechten, dem Königstein (360 m), den Zschirnsteinen (558 und 494 m), dem Papststein (438 m) und dem Pfaffenstein (423 m) am linken Ufer.
Die höchste, aber flachere Erhebung dieses Gebiets ist in S. der Große Winterberg (558 m) auf dem rechten Elbufer. Westlich von der Elbe erstreckt sich das Hauptgebirge Sachsens, das Erzgebirge (s. d.), in einer Länge von 151 km von den Quellen der Gottleuba in westsüdwestlicher Richtung bis über die Quellen der Zwickauer Mulde und Zwota hinaus. Der Kamm desselben ist eine einförmige, oft stundenbreite öde Sumpf- und Waldfläche ohne Paßeinschnitte von 700-850 m durchschnittlicher Erhebung, über welche die höchsten auf sächsischem Gebiet liegenden Berge, der vordere (1217 m) und hintere Fichtelberg (1213 m), emporragen.
Die bedeutendsten Höhen des Gebirges liegen auf böhmischem Gebiet; auf der sächsischen Nordabdachung zwischen Elb- und Zschopauthal erheben sich nur der basaltische Geising (822 m) und der Kahlenberg (894 m). Eine Linie von Mittweida über Nossen, Wilsdruff, Wesenstein, Berggießhübel begrenzt das über 325 m hohe Terrain, welches nur selten einen scharfen Abfall, wie im Windberg (364 m) zum Plauenschen Grund, zeigt. Aus der Tiefebene erheben sich das kleine Oschatzer Grauwackengebirge mit dem weithin sichtbaren Kolmberg (314 m) sowie die Hügelgruppen von Lübschütz bei Strehla und von Hohburg, letztere mit dem Löbenberg (241 m) und dem Spitzberg (204 m). Eine etwas mannigfaltigere Gestaltung als der östliche Gebirgsflügel zeigt der von dem Pöhlbach und der Zschopau im O. bis gegen Schöneck und Auerbach [* 6] im W., von der böhmischen Grenze im Süden bis Stein, Stollberg, [* 7] Thum im N. reichende westliche.
Hier erreicht der Granulit des Schneckensteins 874 m, der Großaffenstein 746 m. An letztern schließt sich der Höhenzug an, welcher, von 600 m mittlerer Höhe, die Zwickauer Mulde im W. begleitet. Das Zentrum des Erzgebirges bietet infolge der weitern Verbreitung des Granits und des Auftretens tafelförmiger Basaltberge abwechselnde Formen dar. Hier erheben sich auf sächsischem Gebiet zwischen Muldequelle und Schwarzwasser nach SO.: der Rammelsberg (965 m), der Hirschkopf (1006 m), der Brückenberg (964 m), der Auersberg (1019 m) und der Eselsberg (886 m), wegen ihrer ähnlichen Gestalt mit dem gemeinsamen Namen der Auersberge bezeichnet.
Über die flachen, großenteils kultivierten Höhenzüge bei Annaberg [* 8] erheben sich die Basaltkuppen des Bärensteins (900 m), Pöhlbergs (831 m) und Scheibenbergs (804 m), der Granitfels Greifenstein (726 m), der Schatzenstein (790 m) und der Ziegenberg (665 m). Zwischen Zwickau, [* 9] Chemnitz [* 10] und Nossen liegt das erzgebirgische Kohlenbassin, in dem Thonschiefer, Grauwacke, Grünstein, Kohlengebirge, Rotliegendes, auch Porphyr und Melaphyr miteinander abwechseln, unter einer welligen Oberfläche eingebettet, deren tiefste Punkte bei Zwickau (290 m), Glauchau [* 11] (246 m) und Chemnitz (307 m) von den Höhen bei Lichtenstein und Ölsnitz nur unbedeutend überragt werden, während der Thonschieferrücken im Süden (425-520 m) und der Hohenstein-Chemnitzer Glimmerschiefer- und Thonschieferzug im N. (Langenberger Höhe 418 m) die höhern Begrenzungen jenes Kohlenbassins bilden.
Zwischen Glauchau und Döbeln, [* 12] rings von einem Thonschieferrand umgeben, erstreckt sich ein sich wenig über 350 m erhebendes Granulitgebirge, mit einzelnen Granit-, Gneis- und Serpentinbildungen abwechselnd. In den flachern Gegenden von Altenburg [* 13] bis Wurzen [* 14] und Oschatz [* 15] herrscht Porphyr vor, der sich im Rochlitzer Berg 341 m hoch erhebt. Bei Grimma [* 16] und Brandis sind noch Höhen von 200 m, während sich nach NW. um Leipzig [* 17] die braunkohlenführende Tertiärformation [* 18] in flachen Wellen [* 19] ausbreitet. Der südlichste Teil des sächsischen Vogtlandes gehört dem Elstergebirge an, dessen abgerundete, meist aus Urthonschiefer bestehende Höhen durch wenig markierte Sättel vom Erzgebirge und Fichtelgebirge getrennt sind. Hier erheben sich um die Quellen der Elster [* 20] der Hohe Brand (676 m) und der Kapellenberg (750 m).
S. ist reich bewässert, und zwar liegt es fast ausschließlich im Stromgebiet der Elbe (s. d.). Sie nimmt in S. auf: rechts die Kirnitzsch, den aus der Sebnitz und Polenz gebildeten Lachsbach, die Wesenitz und die Priesnitz;
links die Biela, Gottleuba, Müglitz, Lockwitz, Weißeritz, den Zschonergrundbach, Saubach, die Triebisch, das Lommatzscher Wasser, die Jahna, Döllnitz und den Lupper- oder Bruchbach.
Der bedeutendste Nebenfluß der Elbe ist die Mulde, die mit ihren zwei bei Klein-Sermuth sich vereinigenden Hauptarmen, der Zwickauer und der Freiberger Mulde, ein Gebiet von fast 5500 qkm (99,,6 QM.) umfaßt und als bedeutendsten Zufluß die Zschopau mit der Sehma, Pöhla, Preßnitz und Flöha aufnimmt. Die Weiße Elster (s. d.) verläßt bald nach der Vereinigung ihrer Quellen und nach Aufnahme der Trieb und der Göltzsch S., betritt es aber oberhalb Pegau wieder, um dann, verstärkt durch die Schnauder und die Pleiße mit Wihra und Parthe, jenseit der Grenze in die Saale zu münden.
Die Schwarze Elster (s. d.) entspringt in S., das sie nach einem Laufe von 22 km verläßt, und nimmt aus S. das Schwarzwasser, die Pulsnitz und die Röder auf. Die Spree entspringt auf dem Lausitzer Gebirge bei Walddorf, durchfließt S. auf einer Strecke von 52 km und nimmt das Löbauer Wasser auf. Zum Gebiet der Eger [* 21] gehören nur die südlichste Spitze des Landes und die Zwota. Das Saalegebiet berührt S. durch die Wiesenthal an der äußersten westlichen Grenze. Zum Odergebiet gehört nur die aus Böhmen [* 22] kommende Neiße, [* 23] die nach 38 km langem Lauf nach Preußen [* 24] übergeht, nachdem sie die ebenfalls aus Böhmen kommende Mandau, [* 25] Kipper, Wittig und Pliesnitz aufgenommen hat. Eigentliche Seen hat S. nicht, wohl aber zahlreiche Teiche, namentlich bei Moritzburg und zwischen Hubertusburg und Mutzschen. Unter den Mineralquellen sind hervorzuheben: Elster, das alkalische Bad [* 26] Berggießhübel, die Eisenwässer Augustusbad bei Radeberg, Schandau, Tharandt, Hohenstein, [* 27] Neustadt [* 28] ¶
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bei Stolpen, die Thermalbäder Wolkenstein (das wärmste von allen, 30° C.) und Wiesenbad, das Vitriolwasser zu Lausigk (Hermannsbad) und das Schwefelbad Grünthal.
Sachsens Klima [* 30] ist infolge seiner Lage am Nordabhang des Erzgebirges rauher, als die geographische Breite [* 31] es bedingt, am mildesten in den Thälern der Elbe, Mulde und Pleiße, am rauhesten auf dem Kamm des Erzgebirges, namentlich in dem »sächsischen Sibirien« um Morgenröthe, Karlsfeld, Johanngeorgenstadt und Oberwiesenthal. Die mittlere Jahrestemperatur, wie sie auf den unter dem meteorologischen Institut zu Chemnitz stehenden 156 Stationen ermittelt ist, beträgt 7,2° C., in Leipzig bei 119 m Meereshöhe 8,5,° in Dresden [* 32] (128 m) 8,8,° in Elster (501 m) 6,2,° in Oberwiesenthal (927 m) 4,6°. Die Abnahme der mittlern Jahrestemperatur erfolgt um 1° C. bei durchschnittlicher Erhebung um 170 m. Die Menge der Niederschläge ist durchschnittlich 710 mm an 188 Regen- und Schneetagen, davon in der niedrigsten Höhenlage 589, in der höchsten 940. Den geringsten Niederschlag hat die Station Gohrisch mit 490, den stärksten die Station Rehfeld mit 1297 mm.
Areal und Bevölkerung.
Der Flächenraum des Königreichs S. beträgt 14,992,94 qkm (272,29 QM.). Es hat unter allen europäischen Staaten die dichteste Bevölkerung, [* 33] im J. 1885: 3,182,003 Einw. in 707,088 Haushaltungen und 284,524 Hausgrundstücken, und trotzdem auch die stärkste jährliche Bevölkerungszunahme. Es zählte 1815: 1,178,802, 1830: 1,402,066, 1840: 1,706,276, 1864: 2,344,094, 1875: 2,760,786 Seelen. Männliche Einwohner sind 1,542,405, weibliche 1,639,598. Es kommen auf 1 qkm 212,2 Einw., auf die Kreishauptmannschaft:
QKilom. | Einwohner | ||
---|---|---|---|
überhaupt | auf 1 QKil. | ||
Dresden | 4336.86 | 860558 | 186.4 |
Leipzig | 3567.35 | 774036 | 198.4 |
Bautzen | 2469.73 | 356560 | 142.3 |
Zwickau | 4619.00 | 1190849 | 239.3 |
Am dichtesten bevölkert ist, abgesehen von den Bezirken der Großstädte, die industriereiche Amtshauptmannschaft Glauchau mit 396,3 Einw. auf 1 qkm, am dünnsten das rein landwirtschaftliche sandige Niederland rechts der Elbe und das unwirtliche Oberland. Die Zahl der Gebornen überragt die der Gestorbenen jährlich um ca. 40,000 = 3 überschießende Geburten auf 1 qkm. Die Zahl der Auswanderer betrug 1887: 2434, der durchschnittliche Anteil Sachsens an der deutschen Auswanderung 3,3 Proz., dagegen die der in S. aufgenommenen Fremden 3694 gegen 236 aus dem sächsischen Staatsverband Entlassene. S. hat 143 Städte und 3118 Landgemeinden (920 Rittergüter). In Städten wohnen 1,340,881 (= 42,1 Proz.), auf dem Land 1,841,122 Menschen.
Unter den Städten hat eine (Dresden) mehr als 200,000 Einw., eine zwischen 150-200,000, eine über 90,000, eine über 30,000, vier zwischen 20,000 und 30,000, vier zwischen 15,000 und 20,000, acht zwischen 10,000 und 15,000, aber auch sechs weniger als 500 Einw. Fünf Landgemeinden hatten mehr als 10,000 Einw.; die volkreichste der letztern war Reudnitz (18,824 Einw.), welches aber nebst andern Vorstadtdörfern 1889 in die Stadt Leipzig einverleibt wurde. Der Abstammung nach sind die Bewohner teils germanisierte Slawen, teils aus Thüringen und Franken eingewanderte Deutsche. [* 34] In der Lausitz wohnen noch 49,916 Wenden. Dem religiösen Bekenntnis nach zählte man 1885: 3,064,564 (96,31 Proz.) Lutheraner, 86,952 (2,79 Proz.) Römisch-Katholische, 2539 Apostolisch-Katholische, 10,193 Reformierte, 2155 Deutschkatholiken, 7755 (1834: 850) Israeliten etc. Bodenbenutzung, Land- und Forstwirtschaft.
In Bezug auf die physische Kultur nimmt S. eine hohe Stelle ein. Von der Gesamtfläche an 1,492,491 Hektar waren im J. 1883 landwirtschaftlich benutzte Fläche 1,021,030 Hektar (Feld und Gärten 831,226, Wiesen 174,122, Weiden und Hutungen 14,668, Weinberge 1014 Hektar), Forsten und Holzungen 409,120, Haus- und Hofräume 12,879, Wege, Straßen, Bahnen und öffentliche Plätze 28,238, Gewässer und Teiche 9720, Stromgebiet der Elbe 2075, sonstige Wasserläufe 4100, Steinbrüche 2756, Unland 2573 Hektar.
Den wenigsten Wald hat die Amtshauptmannschaft Borna: 9,49 Proz., den meisten die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg: 64,61 Proz.;
das meiste Acker- und Gartenland hat die Amtshauptmannschaft Leipzig: 75,30 Proz., das wenigste die Amtshauptmannschaft Auerbach: 23,66 Proz. Der Boden wird in allen Höhenstufen in nahezu gleichem Verhältnis zu landwirtschaftlicher Kultur benutzt, indem von der dazu benutzten Fläche noch 8,5 Proz. auf die Höhenlage von 550-700 m und 0,9 Proz. auf die über 700 m entfallen;
denn die Dichtigkeit der Bevölkerung drängt auch dort zu intensiver Bodenbenutzung, wo die klimatischen Verhältnisse derselben nicht günstig sind. Im Vergleich zu andern Ländern des Reichs nimmt S. insofern eine sehr abweichende Stellung ein, als nur Berlin [* 35] und die Hansestädte einen geringern, alle andern Länder und Provinzen aber einen erheblich größern Prozentsatz an landwirtschaftlicher Bevölkerung haben. Im J. 1882 gehörten der Land- und Forstwirtschaft an 19,8 Proz. der Gesamtbevölkerung, der Industrie, dem Berg-, Hütten- und Bauwesen 58,21, dem Handel und Verkehr 10, den persönliche Dienste [* 36] Leistenden 0,82, sonstigen Hand- und Tagelöhnern 0,96, dem Heer 1,06, allen sonstigen Berufsarten 3,86; ohne Beruf waren 5,11 Proz. Von der gesamten landwirtschaftlich benutzten Fläche kommen 25,7 Proz. auf die kleinen Betriebe von 1-10 Hektar Größe, 57,2 Proz. auf die mittlern von 10-100 Hektar; nur einer hat mehr als 1000 Hektar. Die Regel ist also der mittlere bäuerliche Betrieb; Zwergwirtschaft und Großbetrieb treten daneben wesentlich zurück. Die meisten großen Güter liegen im Leipziger Kreis, [* 37] die meisten mittlern im Dresdener, die meisten kleinen im Zwickauer. Der Ernteertrag war im J. 1886 an:
Doppelztr. | Doppelztr. | ||||
---|---|---|---|---|---|
vom Hektar durchschnittlich | |||||
Weizen | 834699 | 31.4 | |||
Roggen | 2901094 | 24.5 | |||
Gerste | 509855 | 33.0 | |||
Hafer | 3014823 | 16.4 | |||
Kartoffeln | 12349032 | 104.7 | |||
Futterrüben) | Knollen | 4823967 | (221.4 | ||
Zuckerrüben) | (259.3 | ||||
Sonstige Rüben | 913762 | 107.3 | |||
Kraut, Häupter | 2767965 | 71.8 | |||
Kleeheu | 2629983 | 34.2 | |||
Wiesenheu | 5175608 | 29.8 | |||
Anbauverhältnis der einzelnen Feldfrüchte:Getreide und Hülsenfrüchte | 507929 | Hektar | = | 49.74 | Proz. |
Futterpflanzen | 308786 | " | = | 30.24 | " |
Kartoffeln | 117090 | " | = | 11.46 | " |
Futterrüben und -Kohl | 36445 | " | = | 3.57 | " |
Handelsgewächse | 10222 | " | = | 1.01 | " |
Brache | 5955 | " | = | 0.58 | " |
Gärten | 33590 | " | = | 3.29 | " |
Weinberge | 1014 | " | = | 0.09 | " |
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Die eigentlichen Kornkammern Sachsens sind die Gegenden von Lommatzsch, Döbeln, Mügeln, Grimma, südlich von Leipzig, um Bautzen [* 39] und Zittau. [* 40] Treffliche Wiesen besitzen besonders das Erzgebirge und die Niederungen der Pleiße. Flachsbau wird im Erzgebirge und einem Teil der Lausitz betrieben. Sehr bedeutend ist der Obstbau, vorzüglich in der Umgegend von Dresden, Meißen, Lommatzsch, Mügeln, Leipzig, Glauchau und Krimmitschau, gefördert durch den Landesobstbauverein. Im J. 1883 gab es in S. 4,832,495 Obstbäume, welche einen Ertrag von 3,303,337 Mk. lieferten.
Gemüsebau und Gärtnerei haben ihren Hauptsitz um Dresden, Leipzig und Zittau. Auf einer hohen Stufe steht auch die Viehzucht [* 41] Sachsens. 1883 zählte man 651,329 Stück Rindvieh (43,4 Stück auf 100 Hektar), 126,886 Pferde [* 42] (8,5 auf 100 Hektar), 355,550 Schweine [* 43] (23,7), 149,037 Schafe [* 44] (9,9), 116,547 Ziegen (7,8). Der Gesamtwert des Viehbestandes auf 1 Hektar beträgt 159 Mk. (in Preußen 97, in Bayern [* 45] 105 Mk.). Zur Veredelung der Pferdezucht [* 46] dient das Landgestüt mit Beschälanstalt zu Moritzburg.
Die Schafzucht, deren Produkt, die sogen. Elektoralwolle, ehemals großen Ruf genoß, ist zwar sehr zurückgegangen, doch befinden sich ausgezeichnete Zuchtschäfereien zu Leutewitz und Löthain bei Meißen, zu Machern, Lützschena, Klipphausen, Thal [* 47] bei Oschatz, Rochsburg etc. Wollmärkte finden in Leipzig, Dresden und Bautzen statt. Gänsezucht wird besonders in der Lausitz, auch um Leipzig betrieben, Bienenzucht [* 48] noch am meisten in den Heiden des rechten Elbufers.
Trotz der intensiven Landwirtschaft vermag S. nicht den Bedarf seiner dichten Bevölkerung an Nahrungsmitteln selbst zu erzeugen. Im J. 1884 waren von den Körnerfrüchten für die menschliche Nahrung verfügbar 2 ⅓ Mill. Doppelzentner, der Verbrauch betrug 7,177,600, so daß 4,651,800 Doppelzentner durch Einfuhr zu decken waren. Nur an Kartoffeln wurden 8,260,800 Doppelzentner mehr erbaut als der Bedarf. Ebensowenig wird der Fleischbedarf durch die einheimische Viehzucht gedeckt; jener betrug 1884: 1,123,450 Doppelzentner, von denen 342,500 durch Einfuhr zu decken waren.
Der gesamte Mehrbedarf an Körnerfrüchten, Fleisch und Butter stellte einen Wert von 65,,92 Mill. Mk. dar. Als beratendes Organ für landwirtschaftliche Angelegenheiten steht dem Ministerium des Innern der aus den Vorständen und Abgeordneten der fünf Kreisvereine zu Dresden, Leipzig, Chemnitz, Reichenbach [* 49] und Bautzen (mit 507 Zweigvereinen) und andern Sachverständigen zusammengesetzte Landeskulturrat zur Seite. An der Universität Leipzig besteht ein landwirtschaftliches Institut; Versuchsstationen ebendaselbst, zu Möckern und Pommritz, eine chemisch-physiologische bei der Tierarzneischule zu Dresden, eine pflanzenphysiologische und Samenkontrollanstalt zu Tharandt.
Außerdem streben landwirtschaftliche Garten- und Obstbauschulen, Vereine für Fohlenaufzucht, Geflügelzucht etc. sowie landwirtschaftliche Kreditvereine die Hebung [* 50] der Landwirtschaft an. Eine Anstalt für künstliche Fischzucht befindet sich in Tharandt. Die staatliche Landrentenbank hat von 1834 bis 1859 die Entschädigungen für die Aufhebung der auf dem Grund und Boden haftenden Lasten beendigt; 1861 ist zunächst zum Zweck der Erleichterung von Wasserlaufsberichtigungen und Ent- und Bewässerungsanlagen die Landeskulturrentenbank errichtet worden.
Eines europäischen Rufs erfreut sich die Forstkultur Sachsens. Es lassen sich drei Waldregionen unterscheiden: die der Fichten und Tannen im Süden, die der Laubhölzer im NW. und die der Kiefern im NO. Die Summe aller Forsten beträgt 408,798,35 Hektar = 27,4 Proz. der Gesamtfläche; davon waren 1886 Staatswaldungen 173,981 Hektar, in welchen die Gesamtverschlagung 817,895 Festmeter betrug. Bei seiner großen industriellen Thätigkeit bedarf jedoch S. noch viel Holz [* 51] aus den Nachbarländern, das besonders durch Flöße auf der Elbe bezogen wird.
Von sonstigen Waldprodukten sind Heidelbeeren, Preißelbeeren und Erdbeeren selbst Gegenstand der Ausfuhr. Der Wildstand wird sorgfältig gehegt. Hirsche [* 52] finden sich nur in einzelnen größern Revieren, Schwarzwild nur im Moritzburger, Auerhähne bei Tharandt, Schwarzenberg etc., Trappen kommen im Niederland vor. Für die Hebung der Fischerei [* 53] ist der Verein für Fischzucht thätig. In der Elbe werden Welse, Störe, Sander, Aale und Lachse, letztere beiden auch in ihren größern Nebenflüssen gefangen; Karpfen und Hechte liefern besonders die Teiche des rechten Elbufers, Forellen die Gebirgsgewässer. Die Perlenfischerei in der Weißen Elster und einigen Seitengewässern, die früher mitunter schöne Perlen lieferte, wird noch auf Staatskosten unterhalten. In Leipzig und Moritzburg treibt man Blutegelzucht.
Bergbau und Hüttenwesen.
Einen Hauptzweig der physischen Kultur bildet der Bergbau, der auf Metalle schon seit dem 12. Jahrh. in S. betrieben wird. Das Gesetz unterscheidet den Regalbergbau und den Kohlenbergbau. Zu ersterm gehören nach dem Gesetz vom alle wegen ihres Metallgehalts nutzbaren Mineralien; [* 54] ihre Gewinnung ist unter gewissen Bedingungen, namentlich der Erlaubnis von seiten des Staats, jedermann gestattet. Am bedeutendsten ist die Gewinnung von silberhaltigen Blei-, demnächst von Zinn-, Eisen- und Kobalterzen.
Doch ist die Zahl der gangbaren Gruben von 1858 bis 1886 von 526 auf 137, die der Beamten und Arbeiter von 11,464 auf 8053, der Wert der Produkte von 5,461,797 auf 5,326,828 Mk. zurückgegangen. 158 Erzgruben erforderten im J. 1886 eine Zubuße von 1,702,509 Mk. Es bestehen vier Bergamtsreviere: das Freiberger, auf welches fast ausschließlich die Silberproduktion kommt, das Altenberger, wo das meiste Zinn, das Schwarzenberger, wo das meiste Eisen [* 55] gegraben wird, und das Marienberger.
Der Steinkohlenbergbau wird in zwei Becken, in dem größern erzgebirgischen um Zwickau und Lugau und in dem des Plauenschen Grundes, betrieben. Von den im J. 1886 noch vorhandenen 45 Steinkohlengruben arbeiteten 15 mit einem jährlichen Reinertrag von 3 ⅓ Mill. Mk. Braunkohlen kommen vornehmlich in den Einbuchtungen des Tieflandes um Grimma, Oschatz, Bautzen und Zittau vor. Die Ausbeute der 114 Braunkohlenwerke betrug 733,917 Ton. im Wert von 2 1/7 Mill. Mk. Der gesamte Bergbau [* 56] auf Erz, Stein- und Braunkohlen beschäftigte 1886: 29,648 Personen und lieferte Produkte im Wert von 39¾ Mill. Mk. Torf hat besonders das Erzgebirge.
Bausteine (Quadern) liefert in vorzüglicher Güte das Elbsandsteingebirge, wo 1887 in 272 Steinbrüchen 3357 Arbeiter beschäftigt waren, Granit zu Platten oder Skulpturen das Lausitzer Gebirge. Porphyr wird an den Wänden des Elbthals ober- und unterhalb Meißen, Kalk im Müglitz- und Triebischthal, bei Mügeln, Geithain und Lengefeld, Schiefer im Erzgebirge, Serpentin bei Zöblitz und Waldheim gebrochen. Einige Arten Edelsteine [* 57] kommen im Erzgebirge vor, treffliche Porzellanerde bei Sornzig und Meißen, Töpferthon an mehreren Stellen, Salz [* 58] aber fehlt. ¶