Sachs
,
Sahs, Waffe, s. Sax.
Sachs
2 Seiten, 1'312 Wörter, 9'209 Zeichen
Sachs,
Sahs, Waffe, s. Sax.
Sachs,
Hans, deutscher Dichter, geb. als der Sohn eines Schneiders in Nürnberg, [* 2] besuchte die Lateinschule seiner Vaterstadt, vollendete seine Lehrjahre als Schuhmacher und erlernte bei dem Leinweber Leonhard Nunnenbeck die Anfangsgründe des Meistergesangs (s. d.). 1511 begann er seine Wanderschaft und arbeitete in Regensburg, [* 3] Passau, [* 4] Salzburg, [* 5] München, [* 6] Würzburg, [* 7] Frankfurt [* 8] a. M., Köln, [* 9] Aachen [* 10] u. s. w.; weitere Reisen sind zweifelhaft. Er kehrte 1516 in die Heimat zurück, wurde Meister in seiner Zunft, verheiratete sich 1519 sehr glücklich und lebte seitdem in wachsender Achtung bei Mitbürgern und Fremden und in behaglichem Wohlstand der Ausübung seines Handwerks und der Dichtkunst. In spätern Jahren scheint er das Schustern ganz aufgegeben und neben der Dichtung lediglich das Sammeln und Abschreiben von Liedern und Sprüchen (auch auf Bestellung) betrieben zu haben. Nach dem Tode seiner ersten Frau (März 1560) heiratete er noch einmal 1561. Er starb
Hans S. war einer der fruchtbarsten, vielseitigsten Dichter, die es je gegeben hat. Außer den J. 1518‒23, in denen ihn die Reformation beschäftigte, und 1560‒61, da ihn der Tod seiner Frau lähmte, hat er unausgesetzt poetisch geschaffen. Was er erlebte und was er las, ward ihm zum Reim. Als er 1567 die Summa aller seiner Gedichte zog, fand er 4275 Meisterlieder in 275 verschiedenen Tönen, darunter 13 eigenen;
208 Tragödien, Komödien, Spiele und Fastnachtspiele;
etwa 1700 Gedichte in Reimpaaren, Schwänke, Legenden, Erzählungen, weltliche und geistliche Gespräche, Fabeln, Parabeln, [* 1] Figuren (Allegorien) u. s. w.;
73 Kirchen-, Gesellschafts-, histor. und Buhllieder, 7 Prosadialoge;
im ganzen 6048 Stück.
Wie die poet. Gattungen, sind auch seine Stoffe überaus mannigfach. Er hat nahezu die ganze Bibel [* 11] stückweise, zum Teil mehrmals, gereimt, hat deutsche Volksbücher und Ritterromane, lat. und griech. Autoren, soweit sie ihm in Übersetzungen zugänglich waren (namentlich Ovid, Livius, Plutarch und die Kirchengeschichte des Eusebius), Reisebeschreibungen und Chroniken (so die nordische Chronik von Alb. Krantz), humanistische Dichtungen und sogar wissenschaftliche Werke, vor allem aber den Boccaccio als Quellen benutzt. Es war nicht sein geringstes Verdienst, daß er der deutschen Dichtung so gewaltige bildungfördernde Stoffmassen zuführte. Das Gelesene oder Gehörte erzählt er unbefangen wieder, ohne bewußte künstlerische Gestaltung, aber mit einer naiven Anmut und einer lebendigen Auffassung, die noch heute bezaubert. Von dem Schmutz, der der Zeit anhaftet, ist er frei wie wenige. Sein moralischer Standpunkt, der bei ihm eine große Rolle spielt, ist gut bürgerlich beschränkt, doch immer milde und kerngesund. Pathos und Leidenschaft fehlen ihm, nie aber herzlich innige Empfindung.
S. begann als Meistersänger und hat, indem er sich von den scholastischen Stoffen des ältern Meistersangs befreite, auch die Singschule seiner Vaterstadt zur höchsten Blüte [* 12] gebracht; doch fühlte er selbst, daß die künstlichen Regeln sich überlebt hätten, und hat nach 1556 nur noch wenige Meisterlieder gedichtet, sie auch nicht in die Ausgabe seiner Werke aufgenommen. Der Reformation trat er warm, aber ohne Leidenschaftlichkeit bei. Seine ausgezeichneten vier Dialoge (neu hg. von Reinh. Köhler, Weim. 1858), vielleicht die beste Prosa des Jahrhunderts, stellen seinem versöhnlichen Geiste sowohl wie dem Ernste seiner theol.
Studien das beste Zeugnis aus, und sein Spruch von der «Wittenbergischen Nachtigall» (1523), der mit seinem Holzschnitte durch ganz Deutschland [* 13] verbreitet wurde, that der Reformation gute Dienste. [* 14] 1530‒48 hat S. neben biblischen Stoffen besonders gern Allegorien aller Art behandelt, wohl durch die Humanisten angeregt; hier zumal hat er seine friedlichen kirchlichen und socialen Ansichten niedergelegt. Es folgt 1548‒56 eine Zeit vorwiegend dramat. Dichtung.
Seine meist novellistischen Komödien und die biblischen oder histor. Tragödien sind in Akte geteilt, haben Prolog und moralische Schlußdeutung; dazu kommen lehrhafte Spiele und Fastnachtspiele. Die Tragödien glücken S. am wenigsten; von dramat. Aufbau hat er kaum eine Ahnung, und tragische Konflikte, heroische Gestalten faßt er so wenig, daß er z. B. in der Tragödie vom «Hürnen Seufrid» (in den «Neudrucken Deutscher Litteraturwerke», Nr. 29, Halle [* 15] 1880) den Helden als abschreckendes Beispiel eines ungeratenen Sohnes behandelt. Dagegen sind seine ausgelassenen Fastnachtspiele (7 Bdchn., hg. von Goetze, ebd. 1880‒87) und seine Fabeln und Schwänke (hg. von Goetze, ebd. 1893‒94), die Scenen aus dem Bürger- und Bauernleben mit ausgezeichneter Charakteristik der Personen, glücklichen Details, derbem Witz und belebtem Dialog schildern, die Krone der gesamten Dichtung des ¶
16. Jahrh. Von 1556 an überwiegt die Novelle und der Schwank in Reimpaaren, darunter die entzückenden Legenden vom heil. Petrus. Je älter der Dichter wird, um so mehr treten ernste biblische Stoffe in den Vordergrund.
Dem 17. Jahrh. war S. das Urbild elender Reimerei. Erst Goethe hat den Meister in dem wunderbar kongenialen Gedicht «Hans Sachsens poet. Sendung» (in Wielands «Deutschem Merkur», [* 17] 1776) wieder zu Ehren gebracht. Durch Rich. Wagners «Meistersinger von Nürnberg» ist er uns eine vertraute Gestalt geworden, nachdem ihn schon Lortzing (1840) und Gyrowetz in komischen Opern behandelt hatten; Deinhardstein hat ihm (1829) eins seiner Künstlerdramen gewidmet. Sein Fastnachtspiel «Das heiß Eisen» [* 18] ist in Genées Bearbeitung auch über die neuere Bühne gegangen. 1874 wurde sein Denkmal (sitzende Erzfigur) in Nürnberg enthüllt.
Bei S.' Lebzeiten sind seine Gedichte großenteils als Einzeldrucke mit Holzschnitten geziert verbreitet worden (vgl. Hans S. im Gewande seiner Zeit, Gotha [* 19] 1821). Von den 34 Bänden, in denen er selbst seine Werke niederschrieb, sind nur 20 auf uns gekommen. Der erste Druck seiner gesammelten Dichtungen erschien 1558‒79 in Nürnberg; er liegt zu Grunde der neuen Ausgabe von A. von Keller und E. Goetze in der «Bibliothek des Stuttgarter Litterarischen Vereins» (22 Bände bis 1895). Die beste Auswahl gaben Gödeke und Tittmann in den «Deutschen Dichtern des 16. Jahrh.», Bd. 4‒6 (2. Aufl., Lpz. 1883‒85). –
Vgl. Schweitzer, Étude sur la vie et les œuvres de H. S. (Nancy [* 20] 1889);
Goetze in der «Allgemeinen deutschen Biographie», Bd. 30, und in der «Bayrischen Bibliothek», Bd. 19 (Bamb. 1890);
Drescher, Studien zu H. S. (2 Bdchn., Berl. 1890 und Marb. 1891);
Goetze, H. S. (Bamb. 1890);
Genée, H. S. und seine Zeit (Lpz. 1893);
Suphan, H. S. in Weimar [* 21] (Weim. 1894);
ders., H. S., Humanitätszeit und Gegenwart (ebd. 1895);
Hans Sachs
-Forschungen (hg. von Stiefel, Nürnb. 1894).
Sachs,
Jul. von, Pflanzenphysiolog, geb. zu Breslau, [* 22] studierte zu Prag, [* 23] wo er Privatassistent des Physiologen Purkynje war, wurde 1859 Assistent an der Forstakademie zu Tharandt, 1861 Professor an der Landwirtschaftlichen Akademie zu Poppelsdorf, 1867 Professor der Botanik an der Universität Freiburg [* 24] und 1868 an der Universität Würzburg. Seine wissenschaftlichen Forschungen betreffen die Ernährungsbedingungen der Pflanzen, die Assimilationsthätigkeit des Chlorophylls, die Bewegung der assimilierten Stoffe im Pflanzengewebe, den Einfluß von Wärme [* 25] und Licht [* 26] auf das Wachstum der Pflanzen und die Mechanik dieses Wachstums. Die Resultate dieser Forschungen sind meist in Fachzeitschriften und in den von ihm seit 1871 herausgegebenen «Arbeiten des botan. Instituts in Würzburg» niedergelegt, sowie in den Werken: «Handbuch der Experimentalphysiologie der Pflanzen» ( Lpz. 1865),
«Lehrbuch der Botanik» (ebd. 1868; 4. Aufl. 1874) und u. dgl. «Vorlesungen über Pflanzenphysiologie» ( ebd. 1882; 2. Aufl. 1887). Auch schrieb er eine «Geschichte der Botanik vom 16. Jahrh. bis 1860» (Münch. 1875). Seine «Gesammelten Abhandlungen über Pflanzenphysiologie» erschienen Leipzig [* 27] 1892‒93 (2 Bde.).