Sachalin
(bei den Japanern und den Aino der Kurilen Krafto, Karafuto), russische, zur sibirischen Küstenprovinz gehörige Insel im Ochotskischen Meer (s. Karte »China«),
vor der Mündung des Amur, vom Festland durch die Straße von Mamia Ringo, von Jesso durch die Lapérousestraße getrennt, 63,600 qkm (1755 QM.) groß, ist schmal, von N. nach Süden lang gestreckt und von 1000-1500 m hohen Berggraten durchzogen, im Süden dringt der Aniwagolf, im O. die Patiencebai tief ein. Obschon die Südspitze unter 46° nördl. Br. liegt, ist das Klima rauh (mittlere Temperatur Juli 16-17°, Januar-10° C.) mit starken Niederschlägen und Nebeln, der Himmel ist während 253 Tage bedeckt.
Die Flora ist der der Mandschurei u. Japans verwandt, hat auch amerikanische Elemente. Die Tierwelt ist die des Festlandes, man jagt Bären, wilde Renntiere, Zobel; der Tiger überschreitet zuweilen die gefrorne Meerenge. Das Meer ist außerordentlich fischreich. Sehr bedeutend sind die Kohlenlager, die auch bereits ausgebeutet werden (1879: 3 Mill. kg). Die Bevölkerung, etwa 16,000 Seelen, besteht aus Giljaken, Aino, Japanern und Russen. Die Japaner treiben meist Fischfang in kleinen temporären Niederlassungen an der Küste, die Russen sind Beamte, Soldaten oder Sträflinge; von letztern gab es 1886: 4200. Man wollte die Insel durch die Zufuhr von Verbrechern, welche dieselbe nicht wieder verlassen dürfen, aber häufig entfliehen, heben.
Allein zum Ackerbau ist S. nicht geeignet, bessere Resultate könnten Viehzucht und Gemüsebau geben, die Fischerei aber jedenfalls ein Reichtum der Bevölkerung werden. Die Kolonisierung der Insel ist ein großartiger Mißerfolg. Lapérouse war 1787 der erste, welcher die Gestalt von S. als einer Insel erkannte; noch bis 1857 jedoch stellten englische Karten sie als Halbinsel dar. In den Besitz teilten sich später Rußland und Japan, so daß ersterm der Norden, letzterm der Süden zufiel. Im Vertrag vom wurde sodann von Rußland der südliche Teil gegen die Kurilen eingetauscht.
Vgl. F. Schmidt, Reisen im Amurland und auf der Insel S. (Petersb. 1868);
Petri in den »Jahresberichten der Geographischen Gesellschaft von Bern 1883-84«; Poljakow, Reise nach der Insel S. 1881-82 (deutsch, Berl. 1884).