[* 2] 1) ehedem selbständiges (sächsisches), seit 1826 zum Herzogtum
Sachsen-Meiningen gehöriges
Fürstentum,
im östlichen Teil des
ThüringerWaldes gelegen, bildet jetzt den sachsen-meiningischen
Kreis
[* 3]
S. und umfaßt 599 qkm (10,88
QM.) mit 55,863 meist evang. Einwohnern. Die gleichnamige
Hauptstadt am linken
Ufer der
Saale,
Knotenpunkt der
LinieGera-Eichicht der Preußischen Staatsbahn wie der
EisenbahnenGroßheringen-S. und
Arnstadt-S., 233 m ü. M., hat eine schöne gotische Stadtkirche (aus dem
Anfang des 13. Jahrh.), ein
Schloß mit
Turm
[* 4] (1679 an
Stelle einer alten, im
Bauernkrieg zerstörten
Abtei erbaut), das Jagdschlößchen
Kitzerstein (angeblich von König
Heinrich I. erbaut, der Hauptbau aber aus dem Anfang des 16. Jahrh.
herrührend), ein altertümliches
Rathaus (1537 vollendet), ein schönes Reichspostgebäude, ein öffentliches Schlachthaus,
ein
Realgymnasium, ein
Amtsgericht, ein Bergamt,
Nähmaschinen-,
Farben-, Schlackenstein- und Drahtgewebefabrikation,
Eisengießerei,
[* 5] Maschinenbau, zahlreiche graphische Anstalten, Bierbrauerei,
[* 6]
Schneidemühlen etc. und (1885) 8371
¶
mehr
meist evang. Einwohner. Am rechten Saalufer, S. gegenüber, das Dorf Altsaalfeld mit 556 Einw.
Am Südende der Stadt die hoch ragende, imposante Ruine der Sorbenburg (auch »der hohe Schwarm« genannt) mit 2 runden
Türmen, wahrscheinlich unter Karl d. Gr. zum Schutz gegen die Sorben erbaut, aber schon 1290 auf Veranlassung Rudolfs vonHabsburg von den Erfurtern zerstört. Der Burg verdankt S. seine Entstehung. Es wurde frühzeitig Reichsdomäne, kam aber unter
Philipp vonSchwaben an Thüringen.
1) Kreis im Herzogtum Sachsen-Meiningen, hat 598,50 qkm und (1890) 58 486 (28 272 männl., 30214 weibl.)
E., 12625 Haushaltungen und umfaßt die Amtsgerichtsbezirke S., Gräfenthal, Pößneck, Kranichfeld und Camburg.
2) S. an der Saale, Kreisstadt im Kreis S.,
ehemals Hauptstadt des seit 1826 zum Herzogtum Sachsen-Meiningen gehörigen Fürstentums
S., an der Saale, rings von Bergen
[* 14] umgeben, an der Linie Leipzig-Gera-Probstzella der Preuß. Staatsbahnen,
[* 15] an der Saal-Eisenbahn und der NebenlinieArnstadt-S. (48 km), ist Sitz des Landratsamtes, ^[Abb. Stadtwappen] eines
Amtsgerichts (Landgericht Rudolstadt), Kataster-, Berg- und Kreisschulamtes sowie einer Handels- und Gewerbekammer, uud hat
(1890) 9793 (4786 männl., 5007 weibl.) meist evang. E., Postamt
erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph,
[* 16] Fernsprecheinrichtung, neue Brücke
[* 17] über die Saale, alten Turm
(Darrturm) und altes Thor (Saalthor), got.Johanniskirchc (13. Jahrh.), 1891-94 renoviert, Residenzschloß (1679)
nebst Kirche, got. Rathaus (15. Jahrh.) und eine nach dem Brand von 1880 in reinstem roman. Stil wiederhergestellte Hofapotheke.
Das ehemalige Barfüßerkloster ist jetzt Malzfabrik. Ferner bestehen ein Realgymnasium, höhere Mädchen-, kaufmännische
Fortbildungsschule, Armen-, Siechen- und Krankenhaus,
[* 18] Wasserleitung,
[* 19] städtisches Schlachthaus, Kanalisation
und Gasbeleuchtung; Eisengießereien, Fabrikation von Näh-, Wasch- und Werkzeugmaschinen, Webstühlen, Erdfarben, Metallgeweben
und Wachstuch, Dampfsägewerke, Brauereien und Anstalten für graphische Künste. Das Schlößchen Kitzerstein, ein got. Bau
aus dem 16. Jahrh., ist noch bewohnt. Dicht an der Saale die Ruine des Hohen Schwarms; südlich am Fuße
der Berge die Heilanstalt Bad
[* 20] Sommerstein. - S. ist eine der ältesten StädteThüringens, war später Kaiserpfalz und wiederholt
Residenz Heinrichs I. Heinrich der Heilige schenkte 1011 Salveldum dem Pfalzgrafen Ezo, durch dessen Tochter Richza es 1063 an
Köln
[* 21] fiel; später kam S. wieder an das Reich und wurde 1209 an die Grafen von Schwarzburg
[* 22] verpfändet,
die es 1389 an die Markgrafen von Meißen
[* 23] verkauften. In der Nähe von S. fand ein Gefecht zwischen den Preußen
und Franzosen statt, wobei der Prinz Louis Ferdinand von Preußen (s. Ludwig, Bd. 11, S. 355a) seinen Tod fand,
dem 1823 beim nahen Wöhlsdorf ein eisernes Denkmal errichtet wurde. --
Vgl. Wagner und Grobe, Chronik der Stadt S. (Saalf.
1867);
Thümmel, Kriegstage aus S.s Vergangenheit (Berl. 1882).
Das Fürstentum S. wurde 1680 von Johann Ernst (gest. dem jüngsten SohneHerzog Ernsts des
Frommen von Gotha,
[* 24] begründet, der auch in der Stadt seine Residenz nahm. Als jedoch 1745 das Fürstentum Coburg
[* 25] an das Haus
Sachsen-Saalfeld gelangte, wurde Coburg der Sitz des Fürsten, und 1826 fiel das Fürstentum nach dem Aussterben der
gothaischen Speciallinie durch Teilungsvertrag an Sachsen-Meiningen.
3) S. in Ostpreußen, Stadt im Kreis Mohrungen des preuß. Reg.-Bez. Königsberg, am Nordostrand
des Ewingsees, der durch den Weinsdorfer Kanal mit dem Geserichsee und indirekt mit dem Elbing-OberländischenKanal in Verbindung
steht, an der NebenlinieElbing-Hohenstein der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Braunsberg)
[* 26] und Warendepots
der Reichsbank, hat (1890) 2517 E., darunter 48 Katholiken und 65 Israeliten, Postamt zweiter Klasse,
Telegraph; Brauerei, Brennerei und Viehzucht.
[* 27]
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