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. Im nördlichen S. haben die Untersuchungen von A. Hettner, W. Sievers und Fr. Regel über Columbia [* 3] und Venezuela [* 4] neues Licht [* 5] gebracht. Diejenigen Hettners erstrecken sich auf die Cordillere von Bogota, den östl. Zug der Anden in Columbia. Sie stellt sich als ein gleich- mäßig gebautes Faltengebirge mit Hochbecken dar, die zum Teil noch vom Wasser bedeckt sind. Sievers Bereisung Coros ergab die Existenz eines zweigliedrigen Gebirgssystems vom Charakter der Anden und einer dazwischen gelegenen Niederung.
Interessant ist auch der Nachweis eines Gebietes fast vollkommener Sandwüste im östl. Llano Venezuelas zwischen dem Rio [* 6] Chive und dem Orinoco. Regel er- forschte das columbianischcDepartamentoAntioquia. Über Ecuador haben Theodor Wolfs (^rta. 360- Frakca äsi Ncu^äor in 1:445000 und seine (^60- AraiiH ^ ßeoloZiii äei Ncuaäor neue Anschauungen hervorgerufen. Danach besteht das Land nicht, wie bisher angenommen wurde, aus zwei Andenketten und dazwischen gelagerter Hochebene, sondern aus einer Reihe von Hochbecken, indem die beiden Aste der Doppelcordillere durch Riegel mehrfach in Ver- bindung stehen. Außerdem reicht die Doppelcordil- lere weiter nach Süden, als bisher bekannt war, und endlich müssen die meisten Längen nach Osten verschoben werden. Neue Höhenmessungen der großen Vulkane [* 7] gab Whymper. Leider fehlt immer noch eine umfassende Darstellung der physik.-geogr. Untersuchungen von Reiß und Stübel in Ecuador. Dagegen sind die astron. Ortsbestimmungen der- selben von V. Peter bearbeitet erschienen. Die große Karte von Peru von A. Raimondi wurde nach dem Tode des Gelehrten von der Geographischen Gesellschaft in Lima [* 8] weiter herausgegeben und war 1894 zur Hälfte fertig; es fehlten noch die 18 füdl.
Blätter. Eine umfang- reiche Beschreibung des ganzen Landes gabMidden- dorf in seinem dreibändigen Werke «Peru». Durch A. Hettners Reise in Peru ist der Schneeberg Ampato in der Westcordillere als einer der höchsten Gipfel Amerikas bekannt geworden, der mit dem Aconcagua zu konkurrieren fchcint. Zugleich hat derselbe Reisende wahrscheinlich gemacht, daß der Spiegel [* 9] des Titicacasees zur Eiszeit [* 10] bis 200 iu höher gestanden hat und nicht unbedeutende Thal- gletscher in der Ostcordillere vorhanden gewesen sind. In Chile [* 11] knüpften sich die Fortschritte in der Physik.
Geographie des Landes an den Grenzstreit mit Argentinien. Da die Grenze zwischen beiden Staaten auf der Wasserscheide verlaufen foll, diese aber südlich des vierzigsten Parallelkreises nicht mehr überall mit der Linie der höchsten Gipfel zu- sammenfällt, so sind Zweifel über die richtige Ab- grenzung entstanden, und diese haben Veranlassung zur Untersuchung der fast unbekannten Anden Zwischen 42 und 44" südl. Vr. gegeben. Am meisten haben zur Aufhellung der Grenz- gebiete H. Steffen, P. Stange und von Fischer bei- getragen.
Die Form des Lago Nahuel-Huapi wird auf den Karten verändert, die Höhe beträgt 710 in. Die Anden sind südlich davon durch Querthäler und Lücken aufgelöst. Der Rio Palena, einer der jen- seits, östlich der Hauptkette entspringenden Flüsse, [* 12] fließt aus dem Rio Carrileufn und Rio Frio zu- sammen; ersterer entspringt unter 71" westl. L., 44" südl. Vr. an der Laguna del General Paz, fließt in einem Querthal westwärts; letzterer ist noch unerforscht, durchzieht aber ein gewaltiges Längsthal südwärts.
Möglicherweise ist er identisch mit dem von Fontana von Patagonien aus gefun- denen Flusse Staleufu. Den Carrileufu umgeben großartige Schnceberge, die Wasserscheide liegt auch hier östlich der Hauptkette unter 71° westl. L. Auch der Rio Puelo, der große östl. Zufluß der Boca de Reloncavi, ist bis zur Quelle [* 13] von Valle Nuevo verfolgt worden;
er durchbrickt die Schnee- berge der Cordillere in nordwestl.
zwei Seen, der Lago Superior und der Lago Inferior, liegen nahe seinen Quellen als Sammelbecken.
Der Berg Tupungato ist von W. Moericke 1890 als ein thätiger Vulkan erkannt worden, was schon Darwin vermutet hatte;
als thätig erwies sich auch der bisher als erloschen geltende Vulkan Calbuco südlich des Llanquihuesees, durch lange andauernde Ausbrüche vom Febr. 1893 bis Anfang 1895. In Patagonien sind nur wenige neue Errungen- schaften zu verzeichnen.
Die Quelle des Rio Coile' wurde 1892 von A. Mcrcerat in 73" westl. L. gefun- den. Auch hier sowie an den Quellen des Rio Gal- legos und des Santa Cruz sind die Anden keine ge- schlossene Kette. Auf dem Vasaltplateau nahe Cabo de las Virgencs liegen einige erloschene Vulkane. Fürdiephysik.Geographie Mittelargentiniens sind von Bedeutung L. Brackebusch' Karten (in «Peter- manns Geographischen Mitteilungen», 1892) und seine gesondert erschienene «NapH 66 1a RkMdlica ^rL6ntww) in 1:1000000; ferner A. Seelstrangs großer »^.tl^L äLlHi^LpudlicH^i'^entinii".
Bracke- busch' Arbeiten beruhen auf eigenen Reisen in den 1.1881-88 in den argentin. Anden. Ihm folgten feitdem W. Bodenbender, Avti - Lallemant und H. Kurtz im Gebiet zwischen Mendoza und dem Neuquen. Bodenbender wies nach, daß die Thal- bildung am Neuquen, Grande, Agrio, Collon Cura, Varrancas auf tektonische Ursachen, Spaltenbildung zurückgeht, meist nordwestliche. Dadurch wird es wahrscheinlich, daß auch die großen Andenseen auf ähnliche Spaltenbildung zurückzuführen sind.
Die vorherrschende Oberflächenform nördlich der Seen ist die Hochfläche, am deutlichsten zwischen dem Limay, Neuquenund Colorado. Derwasser-, holz-und weide- reiche Süden steht im Gegensatz zu dem wasserarmen, öden, vegetationslosen Norden [* 14] mit engen Thälern und Schutthalden. Über die Schiffbarkeit des Rio Pilcomayo macht sich jetzt wohl selbst die bolivian. Regierung keine Illusionen mehr. Die Expeditionen von Page und Graham Kerr sowie Storm 1890 stellten endgültig die Seichtheit des Fahrwassers, viele Stromschnellen und Sandbänke, überhaupt die Ungeeignetheit des Flusses für Dampfschiffahrt fest.
Der westl. Arm ist der eigentliche Pilcomayo. Der nun in den Vor- dergrund getretene, bei Olimpo in den Paraguay mündende Rio Otuauis erwies sich jedoch 1891 ebenfalls als ungeeignet zur Herstellung regel- mäßiger Schiffahrtsverbindung zwifchen dem an- dinen Bolivia und dem Rio de la Plata. Über Brasilien [* 15] liegt wenig neues wissenschaft- liches Material vor. Wirkliche Aufnahmen finden nur in Säo Paulo statt, wo eine geolog. Durch- forschungdesParana-Panema-Thals1889begonnen worden ist und zahlreiche geodätische Arbeiten aus- geführt worden sind; zugleich sind Meteorolog. Sta- tionen errichtet worden. Im übrigen gehen alle Fortschritte in der Kenntnis der Physik. Geographie von Fremden aus, um so mehr als Brasilien seit der Erklärung zur Republik aus polit. Wirren nicht ¶