Söul
(spr. schaul, d. i. Hauptstadt), Hauptstadt Koreas, eigentlich Han-jang (d. h. Nordseite des Hanflusses), liegt etwa eine Stunde nördlich von dem Hanflusse, 30 km östlich von Chemulpo, mit dem es durch Bahn verbunden ist. Die Einwohnerzahl wird auf 218000 geschätzt. Die Lage ist bergig; innerhalb der sehr ausgedehnten hohen Stadtmauern erhebt sich die steile Granitkuppe des Puk-san oder «Nordbergs» zu 395 m, der Gneishügel des Nam-san oder «Südbergs» zu 260 m. Außerhalb der Thore, deren es vier große und vier kleine giebt, liegen ausgedehnte Vorstädte.
Außer den beiden die Stadt von N. nach S. und O. nach W. durchschneidenden Hauptstraßen vermitteln enge und winklige Gassen den Verkehr, der noch durch viele Verkaufsbuden gehemmt wird. Die Häuser sind meist unbedeutend, oft nur aus Bambus und Lehm gebaut und mit Stroh gedeckt; zu bemerken sind das alte und das neue königl. Schloß, der Ahnentempel des königl. Hauses, der Tempel [* 2] des Confucius gegen N. und NO. und die Reisspeicher im W. der Stadt. Das alte, jetzt verlassene Schloß hat einen gewaltigen Umfang und die Gebäude sind mit dort seltener Pracht aus Granit gebaut und von schönen Parkanlagen umgeben. Der für europ. Seeschiffe unzugängliche Hafen Ma-pu liegt unterhalb der Stadt; doch sollen Dschunken über die letztere hinausfahren können. S. ist telephonisch mit Chemulpo und dadurch mit dem Kabelnetz der Erde verbunden. Der Statthalter wohnt außerhalb des Westthores. - 1392 wurde die Stadt von dem Gründer des jetzigen Herrscherhauses zur Hauptstadt erhoben. Beim Beginn des chines.-japan. Konflikts wurde S. im Juni 1894 von den Japanern besetzt.