Rutland
(Ruotland), s. v. w. Roland.
Rutland
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Rutland
(Ruotland), s. v. w. Roland.
Rutland
(Rutland
shire, spr. röttländschir), 1) die kleinste
Grafschaft
Englands, zwischen
Lincoln,
Northampton und
Leicester
[* 2] gelegen, umfaßt 384 qkm (6,91 QM.) mit (1881)
21,434 Einw. und ist ein
Hügelland von geringer
Erhebung mit fruchtbarem
Boden und schönem Weideland; Hauptfluß ist der
Welland (Grenzfluß gegen
Northampton). Von der Oberfläche sind 47 Proz. unter dem
Pflug,
[* 3] 43 Proz. bestehen aus Weideland.
Ackerbau und
Viehzucht
[* 4] bilden die wesentliche Erwerbsquelle, die
Industrie ist von geringer Bedeutung und
beschränkt sich auf
Gerberei. Hauptstadt ist
Oakham. Den
Titel
Herzog von Rutland
führt seit 1803 die anglonormännische
Familie
Manners, die bald nach der
Eroberung
Englands durch die
Normannen im
Norden
[* 5] eine große
Rolle spielte.
Inhaber des
Titels und siebenter
Herzog ist seit dem
Lord
John
Manners (s. d.), einer der namhaftesten
Führer der konservativen
Partei. - 2) Stadt im nordamerikan.
Staat
Vermont, in den
Green Mountains, hat 2 Gefängnisse, große
Marmor- und Schieferbrüche,
lebhaften
Verkehr und (1880) 12,149 Einw.
(Ruotland, ital. Orlando), der berühmteste Held aus dem Sagenkreis von Karl d. Gr. und seinen Paladinen, auf dessen geschichtliche Existenz jedoch nur eine Stelle in Einhards »Vita Caroli Magni« hindeutet, indem dort berichtet wird, daß bei dem Angriff der Vaskonen auf die Nachhut des 778 aus Spanien [* 7] zurückkehrenden Kaisers Karl unter andern Edlen auch Roland, der Markgraf der Bretagne (britannici limitis praefectus), sein Leben verloren habe. Die Sage macht Roland zum Neffen Karls, einem Sohn seiner Schwester Bertha und Milons von Anglant, und zum Ideal eines christlichen Ritters.
Seine Thaten und Abenteuer bildeten seit frühster Zeit den Inhalt zahlreicher französischer Volkslieder, denen dann die bezügliche Erzählung in Turpins (s. d.) »Chronik« (um 1095) ihre Entstehung verdankte, wie nach denselben Liedern ein Sänger des 11. Jahrh. das französische Volksepos »Chanson de Roland« dichtete, das seinerseits wieder dem deutschen Rolandslied (s. d.) des Pfaffen Konrad zur Grundlage diente (vgl. Karlssage). Auch die zahlreichen spanischen Romanzen von Roland aus dem 13. Jahrh. (abgedruckt bei Wolf u. Hofmann, »Primavera de romances«, Berl. 1856) gehen auf französische Quellen zurück, wogegen die italienische Bearbeitung des Stoffes durch den Florentiner [* 8] Sostegno di Zanobi unter dem Titel: »La Spagna« (14. Jahrh.) auf ältern, in Italien [* 9] selbst verfaßten Gedichten beruht. Die spätern italienischen Epen, welche die Kampfes- und Liebesabenteuer Rolands zum Gegenstand haben, wie »Morgante maggiore« von L. Pulci, »Orlando innamorato« von Bojardo und namentlich der »Orlando furioso« von Ariosto, entfernen sich weit von der ursprünglichen Sage.
Vgl. F. W. Schmidt, Über die ital. Heldengedichte aus dem Sagenkreis Karls d. Gr. (Berl. 1820).