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neues Universitätsstatut erlassen, das die Selbstverwaltung beseitigte.
Rußland
hat mit Einschluß von
Finland folgende zehn
Universitäten:
Universitäten | Zahl der Fakultäten | Zahl der Docenten | Zahl der Studenten | Zahl der Hörer |
---|---|---|---|---|
Charkow | 4 | 109 | 1062 | 54 |
Helsingfors | 5 | 98 | 1716 | 41* |
Dorpat (Jurjew) | 5 | 80 | 1670 | 7 |
Kasan | 4 | 101 | 737 | 25 |
Kiew | 4 | 166 | 2179 | 121 |
Moskau | 4 | 192 | 3447 | 202 |
Odessa | 3 | 63 | 517 | 25 |
Petersburg | 4 | 184 | 2306 | 45 |
Tomsk | 2 | 18 | 289 | 13 |
Warschau | 4 | 73 | 1189 | 13 |
Zusammen | 1084 | 15112 | 546 |
* Weibliche.
Von der Gesamtzahl der Studenten (außer Helsingfors) kamen (1893-94) auf die theol. Fakultät 256, auf die historisch-philologische 774, auf die physiko-mathematische 2424, auf die juristische 3877, auf die medizinische 2520 und auf orient. Sprachen 25. Den Universitäten gleichgestellt sind zwei histor.-philolog. Institute (in Petersburg [* 3] und Njeshin), das Lasarewsche Institut für orient. Sprachen (in Moskau), [* 4] die Lehranstalt für orient. Sprachen beim Asiatischen Departement (s. d.), 2 kaiserl. Lyceen, eine Rechtsschule, das Konstantinowsche Feldmesserinstitut und das Demidowsche Rechtslyceum (letzteres in Jaroslawl).
Außerdem giebt es 1 Berg-, 2 technische, 1 Forst-, 2 Ingenieur-, 2 polytechnische, 1 archäol., 1 landwirtschaftliches Institut. Unter dem Militärdepartement stehen 5 höhere Lehranstalten, darunter 3 specifisch militär. Akademien (des Hauptstabes, der Artillerie und der Ingenieure), die militärjuridische und die militärmediz. Akademie, zusammen mit 1257 studierenden Offizieren; ferner die See-Akademie Nikolaus' I. Zu den höhern geistlichen Unterrichtsanstalten gehören 6 theol.
Akademien, darunter 4 orthodoxe (in Petersburg, Moskau, Kiew [* 5] und Kasan) [* 6] mit 839 Studenten, 1 römisch-katholische (in Petersburg) und 1 armenische (in Etschmiadzin). Zu den Mittelschulen gehören: 180 Gymnasien und 59 Progymnasien mit 4942 Lehrern und 68680 Schülern;
95 Realschulen mit 19249 Schülern;
55 Geistliche Seminarien mit 17250 Schülern;
188 Geistliche Schulen mit 29829 Schülern;
27 Militärgymnasien mit allgemeinen und speciellen Kursen, 2 Militärschulen mit allgemeinen Bildungskursen;
14 Junkerschulen mit 3474 Schülern. An Fachschulen giebt es: 3 mit Mittelschulcharakter (für Topographie, Artillerie und Ingenieurwesen) bei zwei Militärakademien;
10 Feldscherschulen, 16 Handelsschulen, 2 kaiserl. Konservatorien (in Petersburg und Moskau), 1 musikalisches Institut (in Warschau), [* 7] 1 Hofsängerkapelle (in Petersburg), 27 Musik-, 3 Theater- und musikalisch-dramatische, 1 Opernschule, 1 kaiserl. Kunstakademie mit Kunstschule, 8 Zeichenschulen und Zeichenklassen, 1 elektrotechnisches Institut, 56 technische und Gewerbeschulen, 16 Schulen für Obst-, Gartenbau und Bienenzucht, [* 8] 21 Schulen für Land- und Forstwirtschaft, 55 Ackerbauschulen;
40 mediz., klinische und Veterinärinstitute und Schulen;
1 seetechnische Schule und 46 andere Seeschulen und Schifferklassen.
Für den höhern und mittlern weiblichen Unterricht bestehen 9 (meist pädagogische) Anstalten, 26 weibliche Institute der Kaiserin Marie, 149 Staatsgymnasien und 196 Progymnasien, 28 mediz., Hebammen- und Feldscher-, 2 Hauswirtschaftsschulen, 2 Fröbelkurse u. s. w. Endlich sind vorhanden 40589 niedere und Elementarschulen mit 2240329 Schülern, darunter 1870399 Knaben. Die gesamten Ausgaben der Regierung für die Volksbildung betragen jährlich gegen 40 Mill. Rubel; 1894 kamen auf Hochschulen 7294473, auf Mittelschulen 19576208, auf niedere Schulen 7403612, auf Bibliotheken, gelehrte Gesellschaften u. s. w. 1694916 Rubel.
Unter den wissenschaftlichen Anstalten nimmt den ersten Rang ein die kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Petersburg, mit der die Sternwarte [* 9] in Pulkowa und das Meteorologische Institut in Petersburg und Pawlowsk verbunden ist. Daran schließen sich die Archäologische Kommission, das Geologische Komitee, viele kaiserl. Gesellschaften und Privatgesellschaften der verschiedensten Art sowie zahlreiche reich ausgestattete Museen. Unter den Bibliotheken ist die bedeutendste die kaiserl. Öffentliche Bibliothek in Petersburg. (S. auch die Artikel Petersburg, Moskau, Odessa [* 10] u. s. w.)
Litterarische Produktion. In R. (außer Finland) wurden 1893: 10242 Werke in 33875201 Exemplaren gedruckt, davon in russ. Sprache [* 11] 7782 in 27224903 Exemplaren, in ausländischen Sprachen und in den Sprachen der russ. Fremdvölker 2460 in 6650298 Exemplaren. Die russ. Werke zerfielen ihrem Inhalt nach in: theologische 1058, Nachschlagebücher 701, Schulbücher 675, schönwissenschaftliche 629, medizinische 618, geschichtliche 307, rechtswissenschaftliche 254, Kinderschriften 241, landwirtschaftliche 238, dramatische 229, statistische 209;
6 Gruppen (darunter Technik, Naturwissenschaften, Militaria, Pädagogik) weisen je 100-200 Werke auf, 7 Gruppen (Geographie, Astronomie, [* 12] Philosophie u. a.) je 50-100, 11 Gruppen (Handel, Finanzen, Mathematik, Sprachwissenschaft u. s. w.) je 2-50. Es gab (1893) in 152 Städten 656 Buchdruckereien und in 222 Städten 619 Buchhandlungen.
Über den russ. Buchhandel s. Buchhandel (Bd. 3, S. 673 b), über die russ. Preßverhältnisse s. Preßgesetzgebung (Bd. 13, S. 380 a).
Zeitungswesen. Die erste russische Zeitung wurde 1703 von Peter d. Gr. gegründet: die «Vědomosti» (Nachrichten) in Moskau, aus denen die «Sanktpeterburgskija Vědomosti» hervorgingen, die seit 1714 ununterbrochen erscheinen und das Organ der Petersburger Akademie der Wissenschaften sind. Die «Moskovskija Vědomosti» wurden 1756 begründet als Organ der Moskauer Universität. 1769-74 erschien eine Anzahl satir. Journale, wie «Vsjakaja Vsjačina» (Buntes Allerlei),
an dem die Kaiserin (Katharina II.) mitwirkte. Der hauptsächlichste Journalist jener Zeit war aber Nowikow (s. d.). Karamsin gab schon 1791-92 das «Moskovskij Žurnal» heraus, wichtiger wurde aber der von ihm 1802 gegründete «Věstnik Evropy» (s. Europäischer Bote). Der Krieg mit Frankreich rief hervor Glinkas patriotischen «Russkij Věstnik» (1808-21). Weitere Zeitungen von Bedeutung waren: Gretschs «Syn Otečestva» (Sohn des Vaterlandes, 1812 fg.),
«Russkij Invalid» (1813 fg.),
Polewojs «Moskovskij Telegraf» (1825-34),
Gretsch und Bulgarins «Sěvernaja Pčela» (Nordische Biene; [* 13] reaktionär). Eine freiere Bewegung der Presse [* 14] trat während des ¶
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Krimkrieges und besonders nach der Thronbesteigung Alexanders II. ein. Der «Sovremennik» (Zeitgenosse, 1836-66) nahm unter Tschernyschewskij (1853-62) eine radikale Richtung an. Den Absolutismus bekämpfte (freilich vom Auslande her) der «Kolokol» (s. Herzen). Sein Einfluß wurde gebrochen durch Katkow (s. d.),
der seit 1863 in den «Moskovskija Vědomosti» das nationale Russentum mit der Selbstherrschaft energisch zu vertreten begann. In liberalem Sinne wirkten der «Golos» (s. d.) und die Monatsschrift «Otečestvennyja Zapiski» (Vaterländische Memoiren, 1839-84). Beide, wie auch der «Sovremennik», wurden unterdrückt. Das beste Witzblatt war die «Iskra» (Funke, 1859-73).
Die wichtigsten gegenwärtig erscheinenden Tageblätter sind: in Petersburg «Pravitelstvennyj Věstnik» (Regierungsbote; amtlich),
«Novoje Vremja» («Nowoje Wremja», s. d.; national),
«Novosti» (Neuigkeiten; börsenfreundlich),
«Birževyja Vědomosti» (Börsenzeitung),
«Graždanin» («Grashdanin», s. d.; konservativ),
«Peterburgskaja Gazeta», «Peterburgskij Listok», «Svět» (Licht), [* 16]
«Russkij Invalid», «Syn Otečestva» (Organ des Kriegsministeriums); in Moskau die «Russkija Vědomosti» (liberal),
«Moskovskija Vědomosti» (konservativ),
«Moskovskij Listok», «Russkij Listok»; in der Provinz (alle unter Präventivcensur) der «Kijevljanin» und «Kijevskoje Slovo» (in Kiew),
«Novorossijskij Telegraf» (in Odessa),
«Južnyj Kraj» (in Charkow),
«Varšavskij Dnevnik» (in Warschau; offiziös),
«Vilenskij Věstnik» (in Wilna), [* 17]
«Rižskij Věstnik» (in Riga), [* 18]
«Kronstadtskij Věstnik» (in Kronstadt; [* 19] offiziös in Marineangelegenheiten). Außerdem hat jedes Gouvernement eine Gouvernements- und gewöhnlich auch eine (kirchliche) Eparchialzeitung.
Der Wissenschaft dienen die «Zapiski» (Memoiren) der Universitäten und Gelehrten Gesellschaften, das «Žurnal Ministerstva narodnago prosvěščenija» (Journal des Unterrichtsministeriums) und verschiedene Fachzeitschriften. Populäre Wissenschaft, Litteratur, Kunst, Belletristik, Politik pflegen die in dicken Monatsheften erscheinenden Revuen, wie «Věstnik Evropy» (1866 von Staßjulewitsch neu begründet),
«Russkaja Mysl» (Russische [* 20] Idee),
«Russkij Archiv», Sěvernyj Věstnik (Nordischer Bote),
«Russkoje Obozrěnije» (Russische Rundschau),
«Russkoje Bogatstvo» (Russischer Reichtum);
die Geschichte «Istoricěskij Věstnik», «Kijevskaja Starina»;
die Ethnographie [* 21] «Živaja Starina» (Lebendes Altertum);
die Kunst überhaupt der «Artist».
Illustrierte Wochenblätter sind: «Vsemirnaja Illjustracija») (Illustrierte Welt),
«Niva» (Flur; 100000 Aufl.),
«Sěver» (Nord);
Witzblätter: «Budilnik» (Wecker),
«Oskolki» (Splitter),
«Strekoza» (Grille),
«Šut» (Hanswurst).
Eine gesonderte Stellung nehmen die Zeitschriften der Slawophilen (s. d.) ein.
In deutscher Sprache erscheinen 42 Zeitungen: die «Sankt [* 22] Petersburger Zeitung» (s. d.),
der «St. Petersburger Herold», die «Moskauer Deutsche [* 23] Zeitung», die «Odessaer Zeitung», u. a. in Petersburg (7),
Moskau (1) und Odessa (2),
ferner in Lodz (3),
Saratow (1) und in den Ostseeprovinzen (28). Hier erscheinen in Riga die «Baltische Monatsschrift» (1859 fg.),
die «Düna-Zeitung», «Rigaer Tageblatt», «Rigasche Börsen- und Handelszeitung», «Rigasche Rundschau», «Rigasches Kirchenblatt» u. a.;
in Jurjew (Dorpat) [* 24] die «Baltische Wochenschrift» und die «Neue Dörptsche Zeitung»;
in Reval [* 25] der «Revaler Beobachter» und die «Revalsche Zeitung»;
kleinere Zeitungen in Mitau [* 26] (2),
Libau [* 27] (2),
Fellin, Goldingen, Pernau, Wesenberg, Windau und Arensburg. In französischer Sprache erscheinen 8 Zeitungen, darunter das «Journal de St. Pétersbourg» (s. d.),
«La Russie Commerciale» und «Revue Commerciale» (in Odessa);
in polnischer Sprache 65: in Warschau die Tagesblätter «Gazeta Polska», «Gazeta Warszawska», «Kurjer Codzenny»,»Słowo»,»Wiek», die Unterhaltungsblätter (meist illustriert) «Biesiada», «Błuszcz», «Tygodnik illustrowany», «Ziarno», «Zorza»),
die Monatsblätter «Ateneum» (1876 fg.),
«Biblioteka Warszawska» (1841 fg.),
«Wisła» (ethnographisch) u. a., endlich Zeitungen in Kalisch, [* 28] Kjelzy, Lublin, Petrikau, Radom und Petersburg (die Wochenschrift «Kraj»);
in lettischer Sprache 9: in Mitau «Latweeshu Awisses», «Tehwlja» (Vaterland),
in Riga «Deenas Lapa» (Tageblatt),
«Balss» (Stimme),
«Baltijas Wehstnesis» (Baltischer Bote),
«Mahjus Weesis» (Hausfreund),
in Moskau «Austrums» (Osten; monatlich) u. a.;
in esthnischer Sprache 11: in Jurjew (Dorpat) «Olewik» (Unsere Zeit),
«Postimees» (Postillon; sechsmal wöchentlich),
in Reval «Walgus» (Licht; dreimal wöchentlich),
«Eesti Postimees» (Esthnischer Postillon),
«Tallina Söber» (Revaler Freund),
Zeitungen in Arensburg, Fellin und Narwa;
in armenischer Sprache 6: in Tiflis «Nor Dar» [* 29] (Neue Ära; täglich),
«Adsagank» (Echo; dreimal wöchentlich),
«Murtč» (Hammer) [* 31] u. a., in Etschmiadzin «Ararat»;
in georgischer Sprache 5: in Tiflis «Iverija» (täglich),
«Meurne» (Landwirt),
«Moambe» (Bote),
«Džedžili» (Flur),
in Kutais «Mzkemsi» (Hirt);
in finnischer Sprache (mit Ausschluß von Finland) «Inkeri» (Newa) in Petersburg;
in hebräischer Sprache «Hameliz» in Petersburg und «Hazefira» in Warschau;
in russ. und tatarischer Sprache «Perevodčik-Terdžiman» (Übersetzer) in Bachtschisarai;
in russ. und sartischer Sprache «Turkestanskaja Gazeta» in Taschkent;
in russ. und kirgisischer Sprache eine Beilage zu «Akmolinskija Oblastnyja Vědomosti» in Omsk.
Im J. 1894 erschienen in Rußland
(außer Finland) 779 Zeitungen (gegen 743 im J. 1893), davon 623 in russ., 156 in andern
Sprachen; 524 unter Präventivcensur, 255 ohne solche; 113 täglich, 93 mehrmals wöchentlich, 221 wöchentlich, 102 mehrmals
monatlich, 170 monatlich, 54 mehrmals im Jahre und 26 in unbestimmten Terminen.
Litteratur zur Geographie und Statistik. Possart, Das Kaisertum Rußland
(2 Bde.,
Stuttg. 1839-41);
Stuckenberg, Hydrographie des Russischen Reichs (6 Bde., Petersb. 1844-48);
Geogr.-statist. Wörterbuch des Russischen Reichs, hg. von der Russischen Geographischen Gesellschaft, redigiert von P. Semenow (russisch, 5 Bde., ebd. 1863-85);
Wallace, Russia. (2 Bde., Lond. 1877 u. ö.; deutsch Lpz. 1878 u. ö.);
Reclus, Géographie universelle, Bd. 5 u. 6 (Par. 1880-81), sowie der Nachtrag zur russ. Übersetzung dieses Werkes von Beketow, Bogdanow, Wojejkow u. a. (Petersb. 1884);
Słownik geograficzny królewstwa polskiego i innych krajów slowianskich, hg. von B. Chlebowski, Bd.
1-13 (Warsch. 1880-93; umfaßt auch Südwest-, Westrußland
[* 32] und einen Teil der Ostseeprovinzen);
Leroy-Beaulieu, L'empire des Tsars (3 Bde., Par. 1881-89; deutsch, Bd. 1 u. 2, Berl. 1884-85; Bd. 3, Sondersh. 1890);
Das Russische Reich in Europa [* 33] (Berl. 1884);
Roskoschny, Rußland
, Land und Leute (2
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Abteil. in 4 Bdn., Lpz. 1884);
Strelbizkij, Berechnung der Oberfläche des Russischen Reichs unter der Regierung Alexanders III. (russisch, Petersb. 1889);
Lewakowskij, Die Gewässer R.s (russisch, Charkow 1890);
Lanin, Russ. Zustände.
Aus dem Englischen von Dietz (2 Bde., Dresd. 1892-93). - Reisen von Pallas, Gmelin, Güldenstedt, Erman, Kohl, Blasius, Gautier, F. Weber, Guthrin u. a.;
ferner Kletke, Alex. von Humboldts Reisen im europäischen und asiatischen Rußland
(2 Bde.,
Berl. 1855-56);
Semenow, Rußland
nach den Darstellungen der Reisenden (russisch, 6 Bde., Petersb.
1864-87, zum Teil öfter);
Reiseeindrücke und Skizzen aus Rußland
von Th. von Bayer* (Stuttg. 1885);
Proskowetz, Vom Newastrand nach Samarkand (Lpz. 1889);
von Moltke, Briefe aus Rußland
(4. Aufl., Berl. 1893);
Reisehandbücher von Murray (4. Aufl., Lond. 1888) und Baedeker (3. Aufl., Lpz. 1892). - Ethnographie: Ethnogr. Karte von F. von Köppen (russisch, 4 Bl., Petersb. 1852);
Pauly, Description ethnographique des peuples de la Russie (ebd. 1862);
Buschen, Bevölkerung [* 35] des russ. Kaiserreichs (Gotha [* 36] 1862);
Die Ethnographie R.s nach A. F. Rittich (in Petermanns «Geogr. Mitteilungen», Jahrg. 1877 und Ergänzungsheft 54, Gotha 1877-78; mit 3 ethnogr. Karten). - Kultur: die Werke Haxthausens (s. d.); Russ. Fragmente. Beiträge zur Kenntnis des Staats- und Volkslebens, hg. von F. Bodenstedt (2 Bde., Lpz. 1862);
Keußler, Zur Geschichte und Kritik des bäuerlichen Gemeindebesitzes in Rußland
(2 Bde.,
Petersb. 1876-83);
R.s Unterrichtswesen, hg. von G. Schmid, L. Strack u. a. (Lpz. 1882);
Meyer von Waldeck,
[* 37] Rußland
, Einrichtungen,
Sitten und Gebräuche (2 Abteil., ebd. 1884-86);
Hehn, De moribus Ruthenorum.
Zur Charakteristik der russ. Volksseele (Stuttg.
1892); Stepniak, Der russ. Bauer (ebd. 1892). - Finanzen, Industrie und Handel: Baer, Untersuchungen über
den Zustand des Fischfanges in Rußland
(Petersb. 1860);
Besobrasow, Études sur l'économie nationale de la Russie (2 Bde., ebd. 1883-86);
Thun, Landwirtschaft und Gewerbe in Mittelrußland
(Lpz. 1880);
Matthäi, Die wirtschaftlichen Hilfsquellen R.s (2 Bde., Dresd. 1883-85);
Kowalewskij, Die Land- und Forstwirtschaft R.s (russisch, Petersb. 1893);
Koppen, Die Bergbauindustrie R.s (russisch, ebd. 1893);
Mendelejew, Die Fabrikindustrie und der Handel R.s (russisch, ebd. 1893);
Industries of Russia. By the Department of Trade and Manufactures (englisch von J. M. ^[John Martin] Crawford, Bd. 1, 2 u. 5, ebd. 1893). - Sammelwerke: Beiträge zur Kenntnis des Russischen Reichs (26 Bde., Petersb. 1839-71; 2. Folge, 9 Bde., 1879-84; 3. Folge, 7 Bde., 1887-90; 4. Folge, 1893 fg.);
Ermans Archiv für wissenschaftliche Kunde R.s (25 Bde., Berl. 1841-67);
Baltische Monatsschrift (Riga 1859 fg.);
Russ. Revue. Monatsschrift zur Kunde R.s (Petersb. 1872-91 und Generalregister 1892);
die Publikationen der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, der russ. Geographischen Gesellschaft, des Statistischen Centralkomitees, des Generalstabes, der verschiedenen Ministerien u. s. w.;
St. Petersburger Kalender (Petersb. 1729 fg.);
Suworins Russischer Kalender (russisch, ebd. 1872 fg.). - Bibliographie: Catalogue de la section des Russica (2 Bde., Petersb. 1872);
Kaulbars, Aperçu des travaux géographiques en Russie (ebd. 1889).
Karten. Militärtopogr. Karte des Europäischen R.s, hg. von der topogr. Abteilung des russ. Generalstabes (russisch, Maßstab [* 38] 1:126000, in Kupferstich, Petersb. 1857 fg.; auf 700 Blatt [* 39] berechnet); dieselbe u. d. T.: Neue Specialkarte des Europäischen R.s, redigiert von Strelbizkij (russisch, Maßstab 1:420000, Chromolithographie, Petersb. 1862 fg.; auf 177 Blatt berechnet). Auch giebt es russ. Generalstabskarten von Finland, Polen, dem Kaukasus (vgl. Schellwitz, Übersicht der russ. Landesaufnahmen [in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde [* 40] in Berlin»]). [* 41]
Ferner Karte des Asiatischen R.s und der angrenzenden Gebiete (russisch, 8 Bl., Petersb. 1883);
Schwarz, Fluß- und Gebirgskarte des Amur-, Lena-, Jenissei-Gebietes und der Insel Sachalin (russisch, ebd. 1884);
Iljin, Atlas [* 42] des Russischen Reichs (russisch, Heft 1-12, ebd. 1885-93);
Kiepert, Karte des Russischen Reichs in Europa (6 Bl., 6. Aufl., Berl. 1893);
Koch
und Opitz, Eisenbahn- und Verkehrsatlas von Europa. 11. Abteil.: Rußland
u. a.
(Lpz. 1894);
Habenicht, Orohydrogr.
Schulwandkarte von Rußland
(12 Bl., Gotha 1895).
Territoriale Entwicklung. Den Grundstock des Russischen Reichs bildet das Fürstentum Moskau, das Daniel Alexandrowitsch Ende des 13. Jahrh. aus der Stadt Moskau und einigen umliegenden Dörfern errichtete. Dazu kamen: 1301 Kolomna, 1302 (durch Erbe) Perejaslawl, 1303 Moschaisk;
unter Iwan Kalita und endgültig unter Dmitrij Donskoj die Gebiete von Uglitsch, Bjeloosero und Halitsch sowie unter Dmitrij noch besonders das Großfürstentum Wladimir;
unter Wassilij I. die Fürstentümer von Murom und Nishnij Nowgorod;
unter Wassilij II. Ustjug, Susdal und Serpuchow;
unter Iwan III. das ganze Gebiet von Nowgorod (1478), das bis zur Petschora und zum Eismeer reichte, Twer (1485), Wjatka (1489), ein Teil von Rjasan (1503), Perm (1505), die Werchowschen Fürstentümer;
unter Wassilij III. die Fürstentümer Smolensk und Nowgorod-Sjewersk (durch die Kämpfe gegen Litauen 1492-1523), das Großfürstentum Rjasan (1520) und die letzte nordruss.
Republik Pskow (1510). Unter
Iwan IV. gelangte durch Unterwerfung der Zartümer Kasan (1552) und Astrachan (1556) das ganze Wolgagebiet
in die Hände R.s, und der Weg nach Sibirien war geöffnet: 1582 wurde von Jermak das Chanat Sibir am Irtysch erobert. Andererseits
endete der Versuch, zur Ostsee zu gelangen, mit dem Verlust der finn. Küste (1583), die erst 1595 wieder zurückerlangt, während
des Interregnums abermals verloren ging, im Frieden von Stolbowa (1617) an Schweden
[* 43] abgetreten und 1721 von
Peter d. Gr. zurückerobert wurde. Im Südosten wurden die donischen, terischen und
uralischen Kosaken von Rußland
abhängig, worauf die Kolonisierung der Länder und die Unterwerfung der Fremdvölker folgte.
Während des Interregnums ging auch Smolensk und ein Teil von Sjewersk an Polen verloren (bestätigt im
Waffenstillstand von Deulino 1618). Dafür gingen die Eroberungen in Sibirien rasch vorwärts, unter Feodor I. bis zum Jenissei.
Bis Mitte des 17. Jahrh. waren die Kosaken schon bis zum Ochotskischen Meer vorgedrungen, wobei sie die einheimische Bevölkerung
tributpflichtig machten. 1643 kamen sie an den Amur, doch wurde das Amurland 1689 an China
[* 44] abgetreten (Vertrag
von Nertschinsk) und kam erst 1858 mit dem nördl. Teil der Insel Sachalin wieder an Rußland
(Vertrag von Aigun), worauf 1860 auch
das Gebiet rechts vom Ussuri folgte (Vertrag von Peking).
[* 45] 1697 wurde Kamtschatka entdeckt und eingenommen. Im Westen nimmt das
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