Rupp
,
Julius
August
Leopold, protestant. Theolog, geb. zu
Königsberg,
[* 2] studierte daselbst
Theologie und
Philosophie,
habilitierte sich 1830 an der philosophischen
Fakultät und war zugleich am Altstädtischen
Gymnasium als Oberlehrer thätig.
Als solcher veröffentlichte er einige gymnasial-pädagogische
Schriften und die kirchengeschichtliche
Monographie
»Gregors, des
Bischofs von Nyssa,
Leben und Meinungen« (Leipz. 1834). 1842 zum Garnisonprediger an der Schloßkirche
zu
Königsberg ernannt, hielt er 15. Okt. d. J. und dann wieder in der
Königlich
[* 3] deutschen
Gesellschaft
Vorträge über
den christlichen
Staat und über
Theodor v.
Hippel, welche ihm
Verweise von seiten des
Konsistoriums, aber
auch die Führerstelle in der
Opposition eintrugen, die sich gegen die von dem
Generalsuperintendenten
Sartorius geleiteten
Herrschaftsbestrebungen der
Orthodoxie gebildet hatte. Ein
Programm dieser
Richtung war seine
Schrift »Der Symbolzwang und die
protestantische
Gewissens- und
Lehrfreiheit« (Königsb. 1843); dazu zwei Sammlungen:
»Christliche
Predigten«
(das. 1843 u. 1845). Im J. 1844 half Rupp
das
»Christliche Volksblatt« gründen, dessen erstem Hefte der separat erschienene
Aufsatz »Was muß die bevorstehende Provinzialsynode
thun?« (Königsb.
1844) entnommen war, welcher der Beteiligung des Laienelements das
Wort redete.
Bald darauf wurde Rupp
wegen einer gegen das Symbolum Athanasianum oder vielmehr gegen dessen
Eingangsworte »Quicunque vult salvus esse, ante omnia opus est, ut teneat catholicam
fidem« gerichteten
Predigt: »Der christliche
Glaube ist der
Glaube der Mündigen« (Königsb. 1845), vom
Konsistorium abgesetzt.
Wiewohl vermögenslos, verheiratet und
Vater von sechs
Kindern, that er nichts, um dieses
Geschick abzuändern oder zu lindern.
Bereits hatte die deutsch-reformierte
Gemeinde in
Königsberg Rupp
zu ihrem
Prediger erwählt.
Aber der König versagte die Bestätigung. So kam es in
Königsberg zur
Bildung einer sogen.
Freien
Gemeinde, die
in Rupp
ihren
Prediger fand. Als im gleichen Jahre die
Generalversammlung des
Gustav-Adolf-Vereins in
Berlin
[* 4] tagte und Rupp
auf
derselben als Vorstandsmitglied des Hauptvereins der
Provinz
Preußen
[* 5] und
Abgeordneter desselben erschien, wurde er, als der
evangelischen
Kirche nicht mehr angehörig, zurückgewiesen. Dem heftigen
Kampfe, welcher sich infolge dieses Beschlusses innerhalb
jenes
Vereins selbst erhob, machte Rupp
durch freiwilligen Rücktritt aus dem Vorstand ein Ende. In diese Zeit fallen
seine
Schriften: »Die
Symbole oder
Gottes
Wort?« (Leipz. 1846),
»Offener Brief an das Konsistorium zu Königsberg« (das. 1846),
»Das
Verfahren des
Königsberger
Konsistoriums gegen den Divisionsprediger
Dr. J. R.
^[Julius Rupp]«
(Wolfenbüttel
[* 6] 1846),
»Erbauungsbuch für freie evangelische Gemeinen« (Königsb. 1846-47,3 Tle.),
»Offener Brief an Behnsch« (Leipz. 1847),
»Königsberg, der Gustav-Adolf-Verein und die evangelische Kirche« (Altenb. 1847) und die Gründung der Zeitschrift »Die freie evangelische Kirche« (das. 1847). Das Jahr 1848 befreite ihn vorübergehend von Verhängung weiterer Strafen für »unerlaubte Amtshandlungen«, wofür seine Thätigkeit als Prediger der Freien Gemeinde behördlicherseits angesehen wurde. Aber schon 1850 und wieder 1854 wurde er mit 2 Monaten, 1852 mit 6 Wochen Gefängnis bestraft. Die Venia legendi entzog ihm ein Ministerialreskript 1851. Zweimal (1849 und 1862) hat er seine Vaterstadt als Abgeordneter im Ständehaus vertreten.
Seit 1863 zog er sich vom öffentlichen Leben zurück, um nur noch der Freien Gemeinde und der litterarischen Thätigkeit zu leben. Es erschienen: »Christliche Predigten« (Königsb. 1849);
»Von der Freiheit«, Vorträge (das. 1856);
ferner die Zeitschrift »Königsberger Sonntagspost« (das. 1856-62) und »Der Verfassungsfreund« (das. 1863).
Aus diesen
Organen sowie aus den
Zeitschriften »Religiöse
Reform« (bis 1876) und »Reformblätter«
(1880-84) sind noch manche
Artikel, in welchen Rupp
zu Zeiterscheinungen
Stellung nahm, separat erschienen.
Er starb
»Predigten aus den letzten
Jahren seines
Lebens« sind nachträglich (Leipz. 1890) herausgegeben worden.