Rügen
,
Deutschlands
[* 2] größte
Insel, in der Ostsee gelegen, wird von dem Festlande, mit dem sie wahrscheinlich einst
zusammenhing, durch den
Rügenschen
Bodden (s.
Bodden) und den nur 2,46 km breiten
Strelasund getrennt und bildet mit den vorliegenden
Eilanden einen
Kreis
[* 3] im preuß. Reg.-Bez.
Stralsund,
[* 4] hat 967,65 qkm und (1890) 45185 (22090 männl., 23095 weibl.)
E., 2
Städte, 73 Landgemeinden und 247 Gutsbezirke. (Hierzu eine Karte: Rügen.
) Der größte Längendurchmesser von S. nach
N. beträgt 49 km, die
Breite
[* 5] von W. nach O. etwa 45 km. Die
Insel zeichnet sich durch ihre zerrissene Gestalt aus.
Auf allen Seiten ist das Meer tief eingedrungen und bildet eine Menge größerer und kleinerer Binnenwasser, Wieke und Bodden (s. d.) genannt. Durch diese sind auf allen Seiten Halbinseln entstanden, die zum Teil durch ganz schmale Landengen (wie Schaabe zwischen Jasmund und Wittow) miteinander oder mit dem Kern der Insel selbst (wie Schmale Heide) zusammenhängen. So streckt sich gegen N. die Halbinsel Wittow mit dem Vorgebirge Arkona (s. d.), gegen NO. Jasmund (s. d.), gegen SO. Mönkgut oder Mönchgut mit den Vorgebirgen Thiessower Hövd ¶
mehr
und Nord Perd, besonders bekannt durch die eigenartigen Gebräuche seiner Bewohner. Im NW.
liegt die Fischerinsel Hiddensee, etwas südöstlicher die breitere Insel Ummanz (s. d.) und gegen SW. Zudar, eine sehr fruchtbare
Halbinsel. Putbus gegenüber liegt die kleine Insel Vilm. Rügen
ist
im W. eben, erhebt sich im Innern, und die Nordostküsten bestehen meist aus schroffen, steilen Kreidewänden.
(S. Stubbenkammer.) Die bedeutendste Anhöhe im Innern, das «Auge
[* 7] des Landes», ist der Rugard bei der Hauptstadt Bergen
[* 8] (s. d.).
Die Insel hat nur kleine Bäche, dagegen mehrere Seen.
Der Boden ist, einige Sandstriche und einige Torfmoore abgerechnet, sehr ergiebig und liefert viel Getreide [* 9] und Raps, namentlich auf Wittow. Sehr wichtig ist auch die Viehzucht, [* 10] die kerniges Schlachtvieh und Pferde [* 11] liefert, sowie die Fischerei, [* 12] namentlich der Heringsfang. Schöne Eichen- und Buchenwaldungen sind vorhanden, jedoch nicht ausreichend für den Holzbedarf. Die Bewohner sind gute Schiffer, Lotsen und Fischer. Neben Bergen sind wichtig Garz, Putbus und Sagard.
Bemerkenswerte Dörfer sind Altenkirchen auf Wittow und Saßnitz auf Jasmund; letzteres mit Crampas sowie Binz, Lohme, Göhren
und Sellin sind besuchte Seebäder. (S. die Einzelartikel.) Eine Eisenbahn von Altefähr, Stralsund gegenüber, geht über Bergen,
wo eine Linie nach Putbus-Lauterbach abzweigt, nach Saßnitz. Verschiedene Dampfschiffslinien vermitteln den Verkehr von Stralsund,
Greifswald
[* 13] und Stettin
[* 14] nach Rügen
, das seiner landschaftlichen Schönheiten wegen von zahlreichen Reisenden besucht wird.
Rügen
war im Altertum von Germanen (s. Rugier), dann von Slawen bewohnt und wurde 1168 von Waldemar Ⅰ. von Dänemark
[* 15] erobert, der
die Einwohner zum Christentum bekehrte. Eingeborene Fürsten führten die Regierung unter dän.
Lehnsherrlichkeit. Nach dem Tode Witzlafs Ⅲ. wurde die Insel 1325 mit Pommern
[* 16] vereinigt und kam 1648 an
Schweden,
[* 17] wurde 1715 von Preußen
[* 18] und Dänen besetzt, kam aber im Stockholmer Frieden 1720 wieder an Schweden. Als ein Bestandteil
von Schwedisch-Pommern wurde sie 1814 an Dänemark, 1815 an Preußen abgetreten. –
Vgl. Urkunden zur Geschichte
des Fürstentums Rügen
(hg. von Fabricius, 4 Bde., Berl.
1841‒69);
Fock, Rügen
sch-pommersche Geschichten (6 Bde., Lpz. 1861‒72);
Edwin Müller, Die Insel Rügen
(15. Aufl., Berl. 1893);
Jahn, Volkssagen aus Pommern und Rügen
(2. Aufl., ebd. 1890);
Baier, Die Insel
Rügen
, nach ihrer archäol.
Bedeutung (Strals. 1886);
Haas, Rügensche Sagen und Märchen (Greifsw. 1891);
Credner, eine Inselstudie (Stuttg. 1893);
Albrecht, Die Insel Rügen
(12. Aufl., Berl. 1894);
Karte von Gust. Müller, 1:75000 (Greifsw. 1892).