Rudolstadt
,
[* 1]
Haupt- und Residenzstadt des
Fürstentums
Schwarzburg-Rudolstadt, an der
Saale, die hier, in zwei
Arme geteilt,
den
Wüsten
Bach aufnimmt, in einer der schönsten Gegenden
Thüringens, an der
Linie
Großheringen-Saalfeld der Saalbahn, 197 m ü. M.,
besteht aus der
Altstadt und der eigentlichen Stadt, hat 4
Kirchen, 2
Schlösser (das fürstliche Residenzschloß
Heidecksburg auf einer Anhöhe, 60 m über der
Saale, mit einem prachtvollen
Saal, einer
Gemäldegalerie, Sammlung von Kupferstichen
und Antikenabgüssen u. einer fürstlichen
Bibliothek und das Lustschloß
Ludwigsburg
[* 2] mit dem fürstlichen Naturalienkabinett),
ein
Fichtennadelbad (Rudolsbad) mit großem, schönem
Park und (1885) mit der
Garnison (ein Füsilierbat.
Nr. 96) 10,562 meist evang. Einwohner. Rudolstadt
besitzt
eine chemische, eine
Goldleisten- u. eine Pianofortefabrik, 3 Porzellanfabriken, Wollspinnerei, bedeutende Bierbrauerei,
[* 3] Farbenfabrikation, Glockengießerei, Wollhandel, einen Taubenmarkt
u. ist Sitz des
Ministeriums, eines
Kirchenrats, eines
Generalsuperintendenten,
eines Landratsamtes, eines
Landgerichts und hat ein
Gymnasium (verbunden mit Realklassen), ein Schullehrerseminar, eine
öffentliche
Bibliothek von 62,000
Bänden, ein
Theater,
[* 4] eine Landeskranken-,
Heil- und Pfleganstalt etc. In der
Nähe eine
Mineralquelle
(beim Dorf
Hasel) und die
Dörfer Kumbach, mit fürstlicher
Orangerie und
Park, und
Volkstedt (1788
Schillers
Wohnsitz), mit Porzellanfabrik.
Etwas abseits zwischen beiden Dörfern die Schillerhöhe, mit
Anlagen und Denkmal des Dichters. 7 km südwestlich
von ist der Eingang zum reizenden Schwarzathal. Zum Landgerichtsbezirk Rudolstadt
gehören die 14
Amtsgerichte:
Frankenhausen,
Gräfenthal,
Kamburg,
Königsee,
Kranichfeld,
Leutenberg,
Oberweißbach, Pösneck,
Ranis, Rudolstadt
,
Saalfeld,
[* 5]
Schlotheim,
Stadtilm und
Ziegenrück. -
Urkundlich kommt
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 6] von Rudolstadt.]
¶
mehr
der Name Rudolstadt
zuerst in einem 800 aufgesetzten Verzeichnis der Güter und Rechte vor, welche die Abtei Hersfeld
[* 8] erworben. Später
war es im Besitz der deutschen Kaiser und fiel unter Albrecht dem Bären an die Grafschaft Orlamünde, bei der Teilung von 1247 an
Otto II. von Weimar
[* 9] und 1335 an Heinrich X. von Schwarzburg.
[* 10] In der thüringischen Fehde wurde es 1345 vom
Landgrafen Friedrich dem Ernsthaften geplündert und verbrannt. 1404 erhielt Rudolstadt
von dem Grafen Heinrich XVII. die Bestätigung
seines Stadt- und Marktrechts. 1532 ward die Reformation eingeführt.
Hier soll nach der bekannten Anekdote Herzog Alba
[* 11] 1547 durch das entschlossene Auftreten der Gräfin Katharina
von weitern Gewaltthaten gegen die Schwarzburger Protestanten abgeschreckt worden sein. Unter Albert VII. ward Rudolstadt
1599 der immerwährende
Wohnsitz einer Hauptlinie des schwarzburgischen Geschlechts. 1735 wurde das Schloß durch eine Feuersbrunst fast gänzlich zerstört,
aber bis 1744 schöner wieder aufgebaut.
Vgl. Renovanz, Chronik von Rudolstadt
(Rudolst. 1860);
Anemüller, Geschichtsbilder
aus der Vergangenheit Rudolstadts
(das. 1888).