Erzherzog und Kronprinz von
Österreich-Ungarn,
[* 2] geb. als einziger Sohn des
KaisersFranzJoseph und
der Kaiserin Elisabeth, genoß einen gründlichen und vielseitigen Unterricht, wurde mündig erklärt
und trat beim 36. Infanterieregiment in den aktiven Kriegsdienst, avancierte im Sept. 1880 zum Generalmajor und
gleichzeitig zum
Konteradmiral. Am zum Kommandanten der 18. Infanteriebrigade in
Prag
[* 3] ernannt, rückte er 1883 zum
Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral vor und übernahm die 25. Truppendivision inWien.
[* 4] Am vermählte
er sich mit der Prinzessin
Stephanie, geb. der Tochter des Königs
Leopold II. von
Belgien,
[* 5] aus welcher
Ehe eine
Tochter, Erzherzogin Elisabeth, geb. hervorging. Er fand im Schlosse Mayerling
unweit
Wien ein tragisches Ende.
Ein eifriger Forscher in Naturwissenschaften und besonders Kenner der Ornithologie, stand Rudolf jahrelang
in intimem persönlichem und wissenschaftlichem Verkehr mit den OrnithologenBrehm und Homeyer. Ein Ergebnis seiner
Studien
und Wanderungen ist das Werk «Fünfzehn
Tage auf der Donau»
(Wien 1881; 2. Aufl. 1885); dann folgte «Eine Orientreise»
(ebd. 1884; Volksausg. 1885). Auf seine Anregung und unter seiner Mitwirkung erschien ferner das groß
angelegte Werk «Die
Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und
Bild»
(Wien 1886 fg.).
vonEms
[* 6] (bei Chur)
[* 7] oder Hohenems (in
Vorarlberg), mittelhochdeutscher Dichter, Dienstmann der
Grafen von Montfort,
starb um 1251 in
Italien,
[* 8] wohin er Konrad IV. begleitet hatte. Ein fruchtbarer, sprachgewandter und formell
sorgfältiger
Epiker aus der Schule
Gottfrieds von
Straßburg,
[* 9] aber schlichter und lehrhafter als sein
Meister und dem Artusroman
abhold, war er gelehrt, des Lateins und
Französischen mächtig, in der deutschen
Dichtung belesen. Unter seinen erhaltenen
Werken ist das älteste und vorzüglichste «Der
gute Gerhard», eine
Erzählung (nach lat.
Quelle),
[* 10] die der selbstzufriedenen Werkheiligkeit die anspruchslos thätige und darum gottgefällige
Herzensgüte gegenüberstellt (hg. von Haupt, Lpz. 1840; übersetzt von
Simrock, 2. Aufl., Stuttg. 1864). Daraus folgt, nach
lat.
Vorlage gedichtet zwischen 1220 und 1230, die ganz lehrhafte, vielgelesene Legende
«Barlaam und
Josaphat» (hg. von Pfeiffer,
Lpz. 1843). Zwischen 1231 und 1242 entstand nach franz.
Quelle «Wilhelm von Orlens», ein (noch ungedruckter) Ritterroman, der
sich aber durch die genealog.
Verbindung des
Helden mit
Gottfried von
Bouillon ein histor. Gepräge giebt. In seinem unvollendeten, unsäglich breit angelegten
«Alexander» (ungedruckt) strebt Rudolf nach Vollständigkeit und histor. Kritik und legt
daher außer der
«Historiade proeliis» auch Curtius, Jul.
Valerius und andere
Quellen zu
Grunde (vgl. Zingerle, Die
Quellen zum
Alexander des Rudolf von Ems, Bresl. 1885). Demselben mehr histor. als poet. Bestreben
gehört auch die im
Auftrage Konrads IV. nach der
Bibel,
[* 11] der
«Historiascholastica» des
Petrus Comestor und
wenigen andern
Quellen zwischen 1250 und 1254 begonnene, bis auf Salomos
Tod geführte, unvollendete und ungedruckte «Weltchronik»,
deren weite
Verbreitung sich daraus erklärt, daß sie zuerst den Laien das
Alte Testament bequem zugänglich machte; sie ward
in den folgenden Jahrhunderten vielfach in Versen und Prosa umgearbeitet und fortgesetzt (vgl.
Vilmar, Die zwei
Recensionen und die Handschriftenfamilien der Weltchronik R.s von Ems, Marb. 1839).
Verloren
ging ein «Eustachius» R.s.
vonFenis oder Neuenburg,
[* 12] schweiz.
Minnesänger, dessen Stammburg zwischen dem Neuenburger und
Bieler See lag, bezeugt seit
1181, jung gest. vor dichtete, seiner halbfranz.
Heimat gemäß, in engem Anschluß an franz.
Vorbilder (Folquet von Marseille
[* 13] und Peire Vidal).