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an sein Haus, Ottokar ließ er in die Acht erklären und zwang ihn durch einen Feldzug, 1276 Österreich, [* 3] Steiermark, [* 4] Kärnten und Kram herauszugeben und für Böhmen [* 5] und Mähren die Belehnung nachzusuchen. In einem zweiten Kriege, in dem auch von dem Ungarnkönig Ladislaus IV. unterstützt wurde, verlor Ottokar in der Schlacht auf dem Marchfelde das Leben. Von den Ländern des Böhmenkönigs gab N. dessen unmündigem Sohne Wenzel, der mit R.s Tochter Guta verlobt wurde, Böhmen und Mähren zurück, nahm aber Österreich, Steiermark und Kram mit Bewilligung der Kurfürsten für sein eigenes Haus in Besitz und belehnte damit seine Söhne Albrecht I. und Rudolf, der aber schon 1290 starb und einen Sohn, Johann (Parricida), hinterließ.
Kärnten erhielt 1286
Graf Meinhard von
Tirol.
[* 6] Der Gegenkönig
Alfons X. (s. d.) von
Castilien wurde vom Papst
Gregor X. durch
Bedrohung mit dem
Bann gezwungen, der deutschen
Krone zu entsagen. Danach war Rudolf
mit der Stärkung seiner
Hausmacht und dann damit beschäftigt, die von seinen Vorgängern verschleuderten
Güter und
Rechte des
Reichs wiederzugewinnen
und den Landfrieden zu sichern. Er ließ allein in
Thüringen 66 Raubschlösser zerstören. Den Kurfürsten sicherte er ihre
Rechte, unternahm auch nichts Wichtiges ohne deren Zustimmung, die er sich mittels der Willebriefe
(s. d.) erteilen ließ.
Den Grafen von Savoyen, der mehrere deutsche Reichslehen in der Schweiz [* 7] sich zugeeignet, zwang er 1283 mit den Waffen [* 8] zur Rückgabe derselben; den Grafen Otto von Hochburgund, der sich in Aussicht auf die Hilfe Frankreichs der Lehnspflicht gegen das Deutsche Reich [* 9] entziehen wollte, sowie andere widerspenstige Reichsvasallen nötigte er zur Unterwerfung. Die Unruhen in Böhmen, wo der Markgraf Otto IV. von Brandenburg [* 10] sein Mündel, den König Wenzel, gefangen hielt und sich der Herrschaft bemächtigen wollte, endigte N. mit Befreiung des böhm. Königs.
Nach dem
Tode seiner ersten Gemahlin,
Anna (gest. 1281), vermählte Rudolf
sich 1284 mit der 14jährigen
Elisabeth
Agnes (Isabella), Tochter des
Herzogs
Hugo IV. von
Burgund; aber die an diese
Ehe geknüpften Erwartungen erfüllten
sich nicht. Im
Reiche gärte es an vielen
Stellen unter
Städten und Fürsten, und es gelang ihm auf dem
Frankfurter
Tage im Mai 1291 nicht,
für seinen Sohn
Albrecht die
Stimmen der Kurfürsten zu gewinnen. Rudolf
starb zu
Speyer
[* 11] und wurde
dort im
Dom begraben.
Unermüdet thätig, einfach in Sitte und Lebensweise, herablassend, tapfer und gerecht, war er redlich bemüht, das Deutsche Reich aus seiner tiefen Zerrüttung aufzurichten. Unter den Gegnern R.s war auch einer der falschen Friedriche, die den Volksglauben an die Wiederkunft Friedrichs II. benutzend, sich für diesen ausgaben, Dietrich Holzschuh (s. d.), der eine Zeit lang viel Anhang fand.
Vgl. Böhmer, Die Regesten des Kaiserreichs 1246 -1313 (Stuttg. 1844);
Lorenz, Deutsche Geschichte im 13. und 14. Jahrh., Bd. 2 (Wien [* 12] 1867);
Kopp, Geschichte der eidgenössischen
Bünde,
Buch
1-5: König Rudolf
und seine Zeit (Lpz. 1845-49; vollendet von Lütolf
Busson, Berl. 1871);
Als. Huber, N. vor seiner Thronbesteigung (Wien 1873);
Hirn, Rudolf
von Habsburg (ebd. 1874);
Festschrift zur 600jährigen Gedenkfeier der Belehnung des Hauses Habsburg mit Österreich (ebd. 1882);
Plischke, Das Rechtsverfahren R.s gegen Ottokar von Böhmen (Dissertation, Bonn [* 13] 1885);
A. Schulte, Geschichte der Habsburger in den ältesten drei Jahrhunderten (Innsbr. 1887);
Kaltenbrunner, Aktenstücke
zur Geschichte des
Deutschen
Reiches unter den Königen Rudolf
I. und
Albrecht I.
(Wien 1889);
Zisterer,
Gregor X. und Rudolf
von Habsburg
(Freib. i. Br. 1891);
auch die Litteratur zur Geschichte der Österreichisch-Ungarischen Monarchie (Bd. 12, S. 741 a).
Rudolf II.,
deutscher Kaiser (1576-1612), Sohn
Kaiser Maximilians II., geb. Am span.
Hofe von
Jesuiten erzogen, hatte
er schon 1572 die ungar. und 1575 die böhm.
Krone nebst dem
Titel eines röm. Königs erhalten und folgte seinem
Vater in den Erblanden und im
Reich. Während der Zwist zwischen den Religionsparteien im
Reich sich immer tiefer grub, lebte
Rudolf
weltabgewandt und thatenscheu viele Jahre auf dem Hradschin zu
Prag.
[* 14] Seine Liebhaberei war, in seinen Sammlungen, unter
seinen kostbaren Gemälden, Kupferstichen, Handschriften und
Büchern, in seiner Rüstkammer und seinen
naturhistor.
Museen umherzugehen oder mit Astrologen und Alchimisten die Geheimnisse der Zukunft und der Welt zu enträtseln. Er griff nur willkürlich und launenhaft in die Regierungsgeschäfte ein, war dabei überaus reizbaren Sachen seiner Herrscherwürde und wurde schließlich ganz von niedern Kreaturen abhängig, während seine Menschenscheu zu förmlichem Verfolgungswahn ausartete. Der kath. Reaktion ließ er in den Erblanden wie im Reich freie Bahn. Hier kam es denn zur Unterdrückung Gebhard Truchseß' im Kölner [* 15] Krieg (1584), zur Durchführung der Gegenreformation in den katholisch gebliebenen Stiftern und Fürstentümern, zur Vergewaltigung der prot.
Reichsstadt Donauwörth durch Maximilian I. von
Bayern,
[* 16] während in den österr.
Landen die Erzherzöge
Maximilian, Ferdinand und Matthias die prot. Elemente unterdrückten. Trostlos sah es unter N. besonders in
Ungarn
[* 17] bei dem
fortdauernden Elend der Türkenkriege aus, und als statt Erleichterungen von der Regierung nur harte Ketzergesetze kamen,
brach dort 1604 ein
Aufstand aus, den erst die für ihren
Bruder handelnden Erzherzöge unter Matthias'
(s. d.)
Führung beilegten. Darüber zerfielen sie mit dem
Kaiser; mit den ungar. und österr.
Ständen verbunden, trotzte Matthias
seinem
Bruder die Regierung von
Österreich,
Ungarn und Mähren ab (1608). Den treu gebliebenen böhm.
Ständen mußte Rudolf
1609 im
Majestätsbrief (s. d.) religiöse Duldung zusichern; zwei
Jahre darauf aber gelang es Matthias, ihn auch in
Böhmen zu entthronen (März 1611). Rudolf
starb kinderlos, sein
Bruder Matthias war sein
Nachfolger. -
Vgl.
Gindely, Rudolf
II. und seine Zeit (2 Bde.,
Prag 1863-65);
von
Bezold,
Kaiser Rudolf
II. und
die
Heilige Liga
(Münch. 1885);
Ritter, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Gegenreformation und des Dreißigjährigen Krieges, Bd. 1 und 2 (Stuttg. 1889 u. 1895);
G. Droysen, Geschickte der Gegenreformation (Berl. 1893).
Rudolf, Könige von Burgund (s. d., Bd. 3, S. 766 a). Rudolf, König von Frankreich (923-936), war zuerst Herzog des franz. Burgund, wurde von seinem Schwager, dem Kapetinger Hugo d. Gr. (s. d.), 923 dem Karolinger Karl III. (s. d.) dem Einfältigen gegenübergestellt und von den Großen zum König gewählt. Es gelang seinem Anhänger, dem Grafen von Vermandois, Karl 923 gefangen zu nehmen. ¶
Rudolf
,
Erzherzog und Kronprinz von Österreich-Ungarn, [* 18] geb. als einziger Sohn des Kaisers Franz Joseph und der Kaiserin Elisabeth, genoß einen gründlichen und vielseitigen Unterricht, wurde mündig erklärt und trat beim 36. Infanterieregiment in den aktiven Kriegsdienst, avancierte im Sept. 1880 zum Generalmajor und gleichzeitig zum Konteradmiral. Am zum Kommandanten der 18. Infanteriebrigade in Prag ernannt, rückte er 1883 zum Feldmarschalllieutenant und Viceadmiral vor und übernahm die 25. Truppendivision in Wien. Am vermählte er sich mit der Prinzessin Stephanie, geb. der Tochter des Königs Leopold II. von Belgien, [* 19] aus welcher Ehe eine Tochter, Erzherzogin Elisabeth, geb. hervorging. Er fand im Schlosse Mayerling unweit Wien ein tragisches Ende.
Ein eifriger Forscher in Naturwissenschaften und besonders Kenner der Ornithologie, stand Rudolf jahrelang in intimem persönlichem und wissenschaftlichem Verkehr mit den Ornithologen Brehm und Homeyer. Ein Ergebnis seiner Studien und Wanderungen ist das Werk «Fünfzehn Tage auf der Donau» (Wien 1881; 2. Aufl. 1885); dann folgte «Eine Orientreise» (ebd. 1884; Volksausg. 1885). Auf seine Anregung und unter seiner Mitwirkung erschien ferner das groß angelegte Werk «Die Österreichisch-Ungarische Monarchie in Wort und Bild» (Wien 1886 fg.).