Rudersport
,
[* 1]
Leibesübung, die durch eine gesunde
Bewegung den
Körper zu stärken und harmonisch zu entwickeln sucht.
Der Rudersport
stammt aus
England, und sein Aufschwung datiert vornehmlich von zwei
Erfindungen, dem Ausleger und
dem Rollsitz. Ersterer besteht
[* 1]
(Fig. 1) aus einem eisernen
Gestell, welches dem
Riemen
(Ruder) zum Auflagepunkt dient, während
der
Riemen bei gewöhnlichen Ruderbooten auf der Bordwand ruht. Dadurch wurde die Bootbreite von der
Länge der
Riemen unabhängig
gemacht und dennoch die nötige innere Hebellänge für die
Riemen bewahrt.
Von der Breite [* 2] des Boots hängt aber dessen Geschwindigkeit sehr wesentlich ab. Der Sitz des Ruderers wurde anderseits beweglich gemacht, d. h. er rollt bei jeder Bewegung des Ruderers auf Schienen vor- und rückwärts. Dadurch wird einmal der Ruderschlag verlängert, und es gestattet sodann der Rollsitz eine Verwertung der Beinkraft, während bisher beim Rudern allein der Oberkörper in Thätigkeit kam. Der Ruderer sitzt in dem offenen, durch eine Reeling geschützten Theil des sehr langen und schmalen Boots, dessen Querschnitt [* 1] Fig. 2 veranschaulicht, und stemmt die Beine gegen ein Stemmbrett.
Die eigentlichen Rennboote sind Auslegerboote, bei welchen jeder Ruderer nur einen Riemen bewegt, oder Scullers, bei welchen er mit zwei Riemen arbeitet. Je nach der Anzahl der Riemen heißen erstere Vier-, Sechs- oder Achtriemer. Eine Abart des eigentlichen Ruderboots ist das Kanoe, ein ganz kleines, nur für eine Person berechnetes Fahrzeug, welches an die Boote der Grönländer erinnert und mittels einer Paddel, d. h. eines Riemens mit zwei Blättern, die man abwechselnd eintaucht, fortbewegt wird. Jetzt werden die Kanoes meist mit kleinen Segeln versehen [* 1] (Fig. 3, S. 12). Die Ausbildung einer Ruderermannschaft, die bei Wettruder-
[* 1] ^[Abb.: Fig. 1 Ausleger.]
[* 1] ^[Abb.: Fig. 2 Querschnitt des Bootes.] ¶
mehr
festen auftreten soll, ist eine sehr langwierige und erfordert eine ungewöhnliche Ausdauer und Kraft. [* 4] Täglich mehrere Stunden mit größter Anstrengung rudern, eine Kost, welche die Fettbildung ausschließt, Vermeidung jedes aufregenden und schwächenden Genusses, das sind die Ansprüche, welche an die Ruderer gemacht werden, die die Sache sportmäßig betreiben wollen. Es eignen sich dazu also nur sehr kräftige Leute. Der ist nicht bloß in England und Amerika, [* 5] sondern auch in Deutschland [* 6] und Österreich [* 7] sehr verbreitet, weil sich jeder größere Fluß und Binnensee dazu eignet.
Vgl. Silberer, Handbuch des Rudersports
(2. Aufl., Wien
[* 8] 1882);
Grumbacher, Rudern und Trainieren (2. Aufl., das. 1886), u. die in Berlin [* 9] erscheinende Zeitschrift »Wassersport.«