(engl. Oar, franz. Aviron und
Rame), das von
Menschen gehandhabte
Werkzeug zur
Bewegung von
Booten und kleinen
Fahrzeugen, eine runde
Stange, meist aus Eschenholz,
oben verdünnt, unten
(Blatt)
[* 2] schaufelartig verbreitert. Auf ein Drittel
seiner
Länge vom
Griff ist es gegen das Durchscheuern mittels
Holz- oder Lederbesatzes verstärkt, da es an diesem
Punkt auf
dem Dullbord (der Bootswand) aufruht. Auf letzterm wird es gegen Vor- und Rückwärtsrutschen durch
Dullen
oder
Einschnitte im Dullbord
(Runzeln) gesichert. In der Seemannssprache ist Ruder s. v. w.
Steuerruder, während das gewöhnliche
RuderRiem heißt (s.
Rudersport).
[* 3] In der Jägersprache versteht man unter Ruder die
Füße der
Schwimmvögel.
[* 4]
die seemännische Bezeichnung für die Steuervorrichtung des Schiffs. Der AusdruckSteuer hierfür ist ganz ungebräuchlich,
ebenso wie für das Bootsruder nur der AusdruckRiemen (s. d.) angewendet wird. Das Ruder besteht aus einem senkrechten
Schaft, auch Ruderherz genannt, an welchen nach hinten zu sich eine Fläche anschließt; die Größe dieser
Fläche beträgt ungefähr ein Fünfzigstel der Fläche des Längsschnitts des Schiffs. Ruder aus Eisen
[* 5] oder Stahl bestehen aus
einem solchen Rahmen von der Form des Ruder, auf dem von beiden Seiten Platten aufgenietet sind.
Das Ruder bewegt sich in Angeln, deren Zapfen,
[* 6] die Fingerlinge, in Ösen am Schiffskörper eingreifen. Bei
Segelschiffen, Rad- und Doppelschraubendampfern sitzt das Ruder unmittelbar am Hintersteven (s. Steven), bei Einschraubenschiffen
dagegen ist hinter der aus dem Hintersteven herausragenden, die Schraube tragenden Welle ein besonderer Rudersteven zur Anbringung
des Ruder angebaut. Der obere Teil des Schaftes, der Ruderhals, wird durch den Ruderkoker (Hennegatt) in das Heck des
Schiffs geführt, hier die Ruderspindel oder Pinne (s. d.) aufgesetzt, ein Hebel,
[* 7] der Drehung des Ruder hervorbringt.
Auf größern Schiffen sind hierzu besondere Dampfsteuerapparate angebracht. Die Drehung erfolgt nur in Booten und Fahrzeugen
unmittelbar durch die Pinne, sonst werden Ruderreepe (Flaschenzüge) angebracht, die ihrerseits in Verbindung mit dem ebenfalls
kurzweg «Ruder» genannten Steuerspeichenrad stehen.
Das Steuerrad wird dann durch die Rudergäste gedreht. Unter Balanceruder
[* 8] versteht man ein Ruder, bei dem ein Teil der Fläche,
etwa ein Drittel, noch vor der Drehachse (dem Schaft) liegt; es wird auf großen Dampfern und Torpedobooten verwendet.
Dann fällt der Rudersteven fort, das Ruder ruht mit einem Zapfen auf einer Verlängerung
[* 9] (Hacke) des Kiels.
Bugruder nennt man vorn am Schiff
[* 10] angebrachte Ruder; sie sind meist Balanceruder und auf Torpedobooten im Gebrauch, um die Wirkung
des hintern Ruder zu verstärken. Notruder sind Hilfskonstruktionen aus Reservehölzern zum Ersatz des eigentlichen
Ruder in Notfällen. Ruder legen bedeutet dasselbe drehen, Ruder hart legen, es
in die äußerste Seitenrichtung (etwa 40° von der Kielrichtung) bringen.
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Aufkommen mit dem Ruder bedeutet es wieder in seine Ruhelage (Kielrichtung) legen. Auf einzelnen Schiffen und auch
in Gigs (s. d.) befindet sich statt der Pinne auf dem Ruder ein querliegendes
Joch, an dem in gleicher Weise das Steuerreep befestigt ist. - Ruderkommandos heißen die Befehle, durch die der wachhabende
Offizier oder Steuermann oder Lotse die Rudergäste (s. Gast) anweist, nach welcher Seite sie das Ruder zu legen
(d. h. drehen) haben. -
Vgl. Breusing, Zur Frage der Ruderkommandos auf den Schiffen der deutschen Handelsmarine (Brem. 1891).