Titel
Ruccellai
(spr. rutschellai), 1)
Bernardo, ital. Gelehrter, geb. 1449 zu
Florenz,
[* 2] war ein
Schwager Lorenzos de'
Medici
und eins der hervorragendsten Mitglieder der
Platonischen
Akademie.
Politisch war er thätig als Gesandter der
Republik
Florenz
bei
Ferdinand, König von
Neapel,
[* 3] und
Karl VIII. von
Frankreich. Ruccellai
war ein gründlicher Kenner des
Altertums
und lieferte unter anderm eine sehr gelehrte
Topographie des alten
Rom
[* 4]
(»De urbe
Roma«).
[* 5] Er starb in
Florenz. In seinen
berühmten, mit Kunstwerken reichgeschmückten
Gärten, seit 1494 Sitz der
Platonischen
Akademie, wurde 1522 das
Komplott gegen den
Kardinal
Giulio de'
Medici angezettelt, welches der
Akademie ein Ende bereitete.
2) Giovanni, ital. Dichter, Sohn des vorigen, geb. zu Florenz, wurde 1494 als Verwandter der Medici in deren Verbannung eingeschlossen und lebte hierauf in Rom, wo er auch die meisten seiner Werke schrieb. Mit den Medici kehrte er 1512 nach Florenz zurück und erhielt mehrere ehrenvolle Ämter, denen er jedoch nach der Erhebung seines Vetters Leo X. auf den päpstlichen Stuhl entsagte, um in den geistlichen Stand zu treten. Leo stellte ihn an seinem Hof [* 6] an und schickte ihn später als Nunzius an Franz I. von Frankreich.
Leos Tod (1521) benahm ihm die Hoffnung auf den Kardinalshut; [* 7] doch wurde er unter Clemens VII. Gouverneur der Engelsburg, und in dieser Stellung starb er 1525. Seine Tragödie »Rosmunda« (Siena 1525) ist nächst der »Sofonisba« Trissinos die älteste regelmäßige italienische Tragödie und zeichnet sich durch kunstvollen Bau aus. Sein »Oreste« dagegen ist wenig mehr als eine verwässerte Nachahmung der »Iphigenia« des Euripides. Sein Ruhm als Dichter beruht vorzugsweise auf seinem Lehrgedicht »Le [* 8] api« (zuerst o. O. 1539, Vened. 1539 u. öfter, am besten Padua [* 9] 1718, Mail. 1826),
einer freien
Nachbildung und Erweiterung
des 4.
Buches der
»Georgica« Vergils und einem der besten Gedichte seiner Art in der italienischen Litteratur.
Ruccellais
sämtliche Werke erschienen
Padua 1772.