Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
Rubus
744 Wörter, 5'740 Zeichen
Das im laufenden Alphabet nicht Verzeichnete ist im Register des Schlußbandes aufzusuchen.
Rubus
L.
(Brombeer- und
Himbeerstrauch),
Gattung aus der
Familie der
Rosaceen, meist rebenartige und stachlige
Sträucher,
selten kriechende
Kräuter mit abwechselnden, einfachen oder gelappten, meist drei- bis fünfzählig oder unpaarig gefiederten
Blättern, weißen oder rötlichen, meist in end- und achselständigen
Rispen oder
Doldentrauben angeordneten
Blüten und einsamigen
Steinfrüchten, die unter sich mehr oder minder verwachsen sind. Zahlreiche, über die ganze
Erde zerstreute
Arten. Rubus
Idaeus
L. (echter
Himbeerstrauch,
Hindbeere,
Hombeere,
Hohlbeere, Himbesing), ein 0,6-2 m hoher
Strauch mit aufrechtem, zweijährigem,
im ersten Jahr krautigem, später verholzendem, etwas dornigem oder unbewehrtem
Stamm, gestielten, drei-
bis siebenzählig gefiederten, an den blühbaren
Trieben gedreiten, unterseits zart weißfilzigen Blättern, in wenig- bis
ein- oder zweiblütigen, schlaffen, fein behaarten und stachelborstigen
Rispen stehenden
Blüten und samtartig kurzfilzigen,
roten (in
Gärten auch gelben bis gelblich weißen), sehr aromatischen
Früchten, wächst in Waldungen
Europas von 39-70° nördl.
Br. und wird in mehreren
Varietäten kultiviert. Er verlangt nahrhaften, lockern, milden
Boden, einen
geschützten, sonnigen Standort, wird durch Wurzelschößlinge oder
Ausläufer vermehrt, indem man die einjährigen, bis auf
einige
Augen zurückgeschnittenen
Schößlinge einzeln verpflanzt, und bei 1-1,5 m
Höhe fächerförmig
an ausgespannte
Drähte gebunden. Im folgenden Frühjahr schneidet man die im Vorjahr entwickelten
Schößlinge bis zu dem
obersten gut ausgebildeten
Auge
[* 3] zurück.
Die im
Lauf des
Sommers fruchttragenden
Schößlinge werden im
Herbst ausgebrochen. Nach je sechs
Jahren ersetzt man die
Pflanzung
durch eine neue. Reichliche Düngung und fleißige
Bewässerung erhöhen den
Ertrag wesentlich. Empfehlenswerte
Sorten sind: Fastolff,
Herrenhäuser Königshimbeere, roter und gelber
Antwerpener,
Prince of
Wales, gelber
Chile,
[* 4] Brinktes
Orange
und von den remontierenden, die schon im Spätsommer oder im
Herbst an den Sommertrieben
Früchte entwickeln und somit in einem
Jahr zwei
Ernten geben: rote
Merveille,
Schöne von
Fontenay,
Sucrée de
Metz,
[* 5] Surpasse
Merveille. Die neuern
schwarzfrüchtigen
Himbeersträucher sind aus
Kreuzungen mit dem amerikanischen Rubus
occidentalis L. hervorgegangen und ohne
besondern Wert. Der
¶
Himbeerstrauch
wird von wenigen Insekten
[* 7] belästigt: im Stengel
[* 8] bohrt die Raupe des Himbeerglasflüglers (Sesia hylaeiformis),
die Blüten zerfrißt die Larve des Himbeerstechers (Anthonomus Rubi), in den reifen Früchten lebt die Larve des Himbeerkäfers
(Byturus tomentosus). Die Früchte enthalten:
Zucker | Äpfelsäure | Pektin | Wasser | Faser | |
---|---|---|---|---|---|
Rote Waldhimbeere | 3.60 | 1.98 | 1.11 | 83.86 | 8.64 |
Rote Gartenhimbeere | 4.71 | 1.36 | 1.75 | 86.56 | 4.61 |
Weiße Gartenhimbeere | 3.70 | 1.11 | 1.40 | 88.18 | 4.56 |
Sie werden eingemacht, zu Sirup verarbeitet; auch bereitet man einen Himbeeressig und durch Destillation
[* 9] der Himbeerpreßlinge
mit Wasser ein Himbeerwasser (vgl. Ätherische Wässer). Rubus
Chamaemorus L. (Multebeere) ist krautartig, mit 16-20 cm langem,
aufrechtem Stengel, gelappten Blättern, einzeln stehenden Blüten und orangeroten Früchten von sehr angenehmem,
aber vergänglichem Aroma. Die Pflanze bedeckt in Lappland ganze Sümpfe, findet sich auch in Pommern,
[* 10] in Westpreußen,
[* 11] reift aber
reichliche Früchte erst nördlich vom 68.° Die Beeren werden von den Lappländern in großer Menge eingekocht und als Gemüse
und bestes antiskorbutisches Mittel benutzt.
Wohlschmeckende, dunkelrote Früchte von angenehmem Geruch hat Rubus
arcticus L. (nordische Himbeere), ein niedriges, krautartiges
Gewächs mit dreizähligen Blättern und einzeln stehenden Früchten, im nördlichsten Europa
[* 12] und in Nordamerika.
[* 13] Rubus
odoratus
L. (wohlriechende Himbeere), ein zweijähriger, 1,25 m hoher, mit drüsigen Haaren besetzter Strauch mit großen,
drei- oder fünflappigen, weich behaarten Blättern und sehr zahlreichen roten Blüten in doldentraubiger Rispe, ist einer
unsrer beliebtesten Blütensträucher, blüht den ganzen Sommer hindurch, entwickelt aber nur in der Heimat, Nordamerika, genießbare
Früchte.
Die Gruppe der Brombeersträucher, mit mehrjährigem Stengel, fuß- oder fingerförmigen, dreizähligen, selten ganzen Blättern
und schwarzen Früchten, umfaßt viele Arten, welche wegen ihrer Wandelbarkeit der Systematik große Schwierigkeiten
darbieten. Einige, wie der Brombeerstrauch unsrer Äcker (Rubus
caesius L., gemeine Kratzbeere), treiben kurze Blütenzweige an
rutenförmigen, kriechenden Stengeln, welche hier und da wurzeln und neue kriechende Stengel entwickeln; die größere Anzahl
treibt dagegen aufrechte Stengel, welche an Stützen emporwachsen oder am obern Teil sich umbiegen und
am untern Teil schlanke Zweige entwickeln, die auf der Erde weithin laufen, wurzeln und so eine neue Pflanze bilden. Zu diesen
letzten Arten gehört Rubus
fruticosus Hayne, in Europa und dem Orient, welcher wegen der wohlschmeckenden Früchte häufig in Gärten
gezogen wird.
Auch andre Arten, wie Rubus
arcuarius L., Rubus
laciniatus Willd., Rubus
occidentalis L., werden der Früchte halber kultiviert, und
am wertvollsten sind die in Amerika
[* 14] gezüchteten großfrüchtigen Sorten. Brombeeren, welche als Obst benutzt, auch eingemacht
und auf Sirup verarbeitet werden, enthalten 4,44 Zucker,
[* 15] 1,19 Äpfelsäure, 1,44 Pektin, 5,59 Faser, 86,41
Wasser.
Vgl. Weihe und Nees v. Esenbeck, Beschreibung der deutschen Brombeerarten (Bonn [* 16] 1822-27);
Kuntze, Reform deutscher Brombeeren (Leipz. 1867);
Derselbe, Methodik der Speziesbeschreibung und Rubus;
Monographie der einfachblätterigen und krautigen Brombeeren
(das. 1879);