(Rovereto,Rovereit,Roboretum), Stadt in
Tirol,
[* 2] am Leno, unfern von dessen Mündung in die
Etsch, und an der
EisenbahnKufstein-Ala, Sitz eines Kreisgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft, eines
Hauptzollamtes, einer
Handels- undGewerbekammer, hat 2 Vorstädte, einige hübsche
Straßen (darunter der Corso nuovo), mehrere
Plätze, 7
Kirchen
(darunter
Santa Maria del Carmine, von 1678), ein altes
Kastell, einen
PalastAlberti (Schulgebäude), ein
Franziskaner- und Kapuzinerkloster,
Kollegium der
Englischen Fräulein, ein Obergymnasium, eine
Oberrealschule, eine
Lehrerbildungsanstalt, eine
Ackerbaugesellschaft mit Lehranstalt, ein gut fundiertes Bürgerspital, ein
Theater,
[* 3] eine 1753 gestiftete
Akademie (Accademia
degli Agiati) mit
Bibliothek und (1880) 8864 Einw. ist Hauptsitz der
Tiroler Seidenindustrie (in Roveredo und Umgebung bestehen über 60 Filanden,
mehrere Spinnereien und
Webereien) und treibt außerdem bedeutende
Leder- und Papierfabrikation,
[* 4] Buchdruckerei,
Bierbrauerei
[* 5] und
Handel. In der
Nähe von Roveredo, bei dem Dorf
Marco, das sogen. Steinmeer (Lavini), die Reste eines
Bergsturzes
von 883, die schon
Dante erwähnt (»Inferno«, XII, 4-9). - Roveredo entstand unter
Wilhelm von Castelbarco-Lizzana zu Ende des 13. Jahrh.; Aldrighetto von Castelbarco veräußerte
es an
Friedrich mit der leeren
Tasche, der es 1417 an
Venedig
[* 6] verkaufte. 1509 kam es infolge der
Liga von
Cambrai an
Österreich
[* 7] und
Tirol. Das Seidengeschäft blüht hier seit dem 15. Jahrh. Hier 3. und Gefecht zwischen
den
Franzosen unter
Masséna und einem Teil des Wurmserschen
Korps, welcher unterlag. Unterhalb am linken
Ufer der
Etsch liegt
Sacco mit einer großen Tabaksfabrik; am rechten
Isera, bekannt durch seinen dunkelroten
Wein.
(Kt. Graubünden).
Kreis des Bezirkes Moesa; umfasst den untersten Teil der bündnerischen Mesolcina und damit den am weitesten
nach S. vorgeschobenen, ganz zwischen tessinisches und italienisches Gebiet eingekeilten Abschnitt des Kantons. Im
SO. wird er begrenzt durch das Veltlin, im SW. und W. durch den Kanton Tessin,
im N. stösst er an die ebenfalls dem Bezirk Moesa angehörenden
Kreise Calanca und Misox. Der Kreis Roveredo umfasst die 6 Gemeinden Cama, Grono, Leggia, Roveredo, San Vittore und Verdabbio.
Hauptort des Kreises ist Roveredo. Mit Ausnahme von Verdabbio, das 595 m hoch am östl. Abhang des Gebirgszuges
liegt, welcher das Hauptthal der Moesa vom Nebenthal Calanca trennt, befinden sich alle diese Gemeinden in der Thalsohle, welche
an der tessinischen Grenze noch eine Höhe von 258 m hat. Die von N. her das Thal und den Kreis durchfliessende
Moesa wendet sich zwischen Grono und Roveredo, wo sie auch die aus dem Calancathal kommende Calancasca aufnimmt, westwärts,
um bei Monticello den Kanton zu verlassen.
Der bedeutendste Zufluss der Moesa bildet die von rechts zufliessende Calancasca; von links kommen u. a. die Wasser aus den
Thälern von Cama, Leggia, Grono und Traversagna. Dem Flusslauf folgt die untere Kommerzialstrasse, welche
vom Bernhardin herabkommend nach Bellinzona führt; bei Grono mündet die Calancastrasse in sie ein. Passwege führen durch
Val di Carna über die Bocchetta di Val Cama und durch Val Traversagna über die Bocchetta di Camedo, die Bocchetta di Brageggio
und die Bocchetta di Torassella nach dem Veltlin. Eine elektrische Eisenbahn von Misox nach Bellinzona ist
im Bau begriffen. Von den 2695 Ew. des Kreises sind alle bis auf 9 Katholiken und sprechen alle bis auf 35 italienisch. 633 Häuser
und 698 Haushaltungen. Die Hauptbeschäftigung ist Landwirtschaft, namentlich Weinbau. Wein und Kastanien
gedeihen hier in dem stark südlichen Klima sehr gut.
Bemerkenswert ist ferner die Madonnenkirche am Eingang in das ebengenannte Thal. Realschule mit kantonalem Proseminar für
die Lehrerzöglinge italienischer Zunge. Kollegium St. Anna, von Geistlichen geleitet und mit Elementarschule,
sowie einer technischen und einer Gymnasialabteilung, die besonders von Schülern aus Italien besucht werden. Früher war
Roveredo ein bedeutender Handelsplatz für Holz. Am hatte das Dorf unter einem Hochwasser der Moesa zu leiden, das
eine Folge des starken und unvernünftigen Holzschlages (besonders im Calancathal) war. Es wurden hier
damals 18 Häuser (darunter grosse Lagerhäuser) vom Wasser zerstört. Grab aus der Eisenzeit. Der Name vom latein. roboretum
= Eichenhain herzuleiten.
Sommerfrische zahlreicher
Luganeser und italienischer Familien.
Heimat des berühmten Architekten Luigi Canonica (1764-1814), der zwei Theater in Mailand
und die Theater in Brescia, Sondrio, Cremona und Mantua erbaute und dessen Meisterwerk die 30000 Zuschauer fassende Arena
in Mailand ist.