Roussillon
(spr. rußijóng), ehemalige franz.
Provinz, zwischen
Languedoc, dem
Mittelländischen
Meer, den
Pyrenäen und
der
Grafschaft
Foix gelegen, bildet jetzt im ganzen das
Departement
Ostpyrenäen. Hauptstadt war
Perpignan. Den
Namen erhielt Roussillon
von
dem
Fluß und der alten Hauptstadt Ruscino. 50
v. Chr. eroberten die
Römer
[* 2] das Land und hatten es bis
462
n. Chr.
inne, wo sie von den Westgoten vertrieben wurden. 720 ward das Land von den
Sarazenen besetzt; diese vertrieb
Pippin der
Kurze 759 und
schlug das Land zu
Aquitanien.
Karl d. Gr. ließ es durch eigne
Grafen verwalten, deren erster Gaucelin (Gaucelm) war, und deren
Würde
seit 915 erblich war. Nach dem Aussterben dieses Dynastengeschlechts (1163) fiel die
Grafschaft Roussillon
infolge eines
Testaments 1172 an den
König
Alfons II. von
Aragonien, blieb aber unter französischer Lehnsherrschaft.
Alfons verlieh 1185 Roussillon
und
Cerdagne seinem
Bruder
Sancho.
Ludwig IX. gab 1258 seine Souveränitätsrechte auf Roussillon
durch einen
Traktat völlig auf, und
Roussillon
kam nun unter die Oberlehnsherrschaft von
Aragonien.
Als sich
Jakob II., Sohn
Sanchos, gegen seinen Lehnsherrn feindlich zeigte, ward Roussillon
als ein verwirktes
Lehen wieder mit
Aragonien
vereinigt, bei welchem es bis auf
Johann II. blieb. Bei der Empörung
Barcelonas versetzte
Johann Roussillon
1462 an
Ludwig XI. von
Frankreich. Die Roussilloner
empörten sich jedoch gegen diesen, wobei sie von
Aragonien unterstützt wurden;
doch eroberten die
Franzosen 1473
Perpignan und blieben im
Besitz von Roussillon
, bis es 1493 von
Karl VIII. freiwillig an den König
Ferdinand II. von
Aragonien zurückgegeben ward.
Die
Grafschaft blieb nun bei
Spanien
[* 3] bis 1642; in diesem Jahr eroberte König
Ludwig XIII.
Perpignan durch
Hunger und nahm dann das ganze Land in
Besitz. 1659 ward dem König
Ludwig XIV. diese
Eroberung im
Pyrenäischen
Frieden abgetreten.
Aus dieser bis in die neueste Zeit reichenden Zugehörigkeit des
Landes zu
Katalonien, die auf der leichten
Verbindung durch den Perthuspaß und den
Col de la
Perche beruht, erklärt sich, daß sich hier am meisten katalonische
Sprache
[* 4] und
Sitte bewahrt hat. Vom übrigen
Frankreich ist es durch die Corbièresberge getrennt und nur am
Meer von
Narbonne her durch
eine
Straße verbunden. - Der
Flecken Roussillon
, im
Departement
Isère,
Arrondissement
Vienne, am
Rhône, mit einem
vom
Kardinal von
Tournon 1553 erbauten
Schloß und (1881) 908 Einw., ist bemerkenswert wegen des hier
vom König
Karl IX. gegen die
Hugenotten erlassenen
Edikts, welches 1568 wieder aufgehoben ward (s.
Hugenotten, S.
767).