Rottweil
,
[* 1] Oberamtsstadt im württemberg.
Schwarzwaldkreis, auf einer Anhöhe am
Neckar,
Knotenpunkt
der
Linien
Plochingen-Villingen und Rottweil
-Immendingen der Württembergischen Staatsbahn, 598 m ü. M.,
hat eine evangelische und 10 kath.
Kirchen (darunter die schöne gotische Stadtpfarrkirche zum
Heiligen
Kreuz
[* 2] mit vortrefflich
geschnitztem
Altar),
[* 3] ein stattliches
Rathaus, ein
Gymnasium, eine
Realschule, ein ehemaliges Jesuitenkollegium (jetzt niederes
katholisches theologisches
Konvikt), einen
Altertums- und
Gewerbeverein, eine Fruchthalle, ein
Landgericht,
ein Forstamt, eine
Handels- und
Gewerbekammer,
Pulver,
Orchestrion- und Lederfabrikation, eine Eisenbahnreparaturwerkstätte,
Baumwollweberei, Bierbrauerei,
[* 4] Vieh- und Getreidemärkte u. (1885) 6052 meist
kath. Einwohner. Zu Rottweil
gehören: die
Saline Wilhelmshall, das Pfarrdorf
Altstadt-Rottweil mit einer alten byzantinischen
Kirche und
die ehemalige
Cistercienser-Nonnenabtei
Rottenmünster (s. d.). Merkwürdig sind die ebenfalls
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 5] von Rottweil.]
¶
mehr
in der Nähe bei dem Dorf Altstadt-Rottweil noch sichtbaren Trümmer einer römischen Stadt, wo außer einer Menge andrer Altertümer
auch ein schönes Mosaik aufgefunden wurde, welches sich jetzt in der Lorenzkirche auf dem Gottesacker befindet. Zum Landgerichtsbezirk
Rottweil
gehören die acht Amtsgerichte: Balingen, Freudenstadt, Horb, Oberndorf, Rottweil
, Spaichingen, Sulz a. N. und
Tuttlingen.
[* 7] - Die Stadt Rottweil
war schon in der Karolingerzeit ein Kammergut mit königlicher Pfalz, wurde später Reichsstadt,
schloß sich 1331 dem Schwäbischen Städtebund an und erwarb 1401 auch das Schultheißenamt.
Sie hatte mit den Württembergern, besonders mit Herzog Eberhard, viele Kämpfe zu bestehen, weshalb sie 1463 und noch
einmal 1519 in den Schweizerbund trat. In der Reformationszeit fand die evangelische Lehre
[* 8] auch in Rottweil
Eingang, allein die
Katholiken behielten die Oberhand, und 1529 mußten 400 evangelische Bürger aus der Stadt flüchten. 1632 unterwarf sie sich
dem Herzog von Württemberg.
[* 9] Am wurde sie von dem französisch-weimarischen Korps Guébriants,
bald darauf wieder von den Kaiserlichen erobert. Bis 1784 bestand hier ein kaiserliches Hofgericht, in dessen erblichem Besitz
sich die Grafen von Sulz befanden. Noch jetzt erinnert der steinerne Stuhl des Hofrichters im Garten
[* 10] des Waisenhauses an dieses
Gericht. Als Rottweil
1803 seine Reichsfreiheit verlor, hatte es 220 qkm (4 QM.)
Gebiet und eine Bevölkerung
[* 11] von 11,000 Menschen. Im Sommer 1842 ward ein großer Teil der Stadt durch Feuer zerstört.
Vgl. Ruckgaber,
Geschichte der Stadt Rottweil
(Rottw. 1835, 3 Bde.).