Rotteck
,
Karl Wenzeslaus Rodecker von, deutscher Geschichtschreiber, geb. zu Freiburg [* 2] i. Br., studierte daselbst die Rechte, ward 1797 Praktikant bei dem dortigen Magistrat, 1798 Professor der Geschichte an der Universität seiner Vaterstadt und 1818 Professor des Vernunftrechts und der Staatswissenschaften, machte sich aber durch seine freisinnigen Ideen der Regierung bald mißliebig. Seiner Schrift »Für die Erhaltung der Universität Freiburg" verdankte die Anstalt hauptsächlich ihr Fortbestehen, und er wurde dafür von derselben 1819 in die Erste Kammer gesandt, in welcher er neben Welcker der Wortführer der Opposition war.
Nachdem 1825 die Reaktion seine Wiederwahl vereitelt hatte, ward er 1831 in die Zweite Kammer gesandt, welcher er zehn Jahre lang als das hervorragendste Mitglied der liberalen Partei angehörte. Hierfür ward er 1832 durch einen Bundestagsbeschluß seiner Professur enthoben, der von ihm gegründete »Freisinnige« sowie die »Politischen Annalen« wurden unterdrückt und seine Wahl zum Bürgermeister von Freiburg nicht bestätigt. Er starb daselbst und erhielt 1863 auf dem Dominikanerplatz ein Denkmal errichtet.
Sein Streben war auf Gründung eines auf das Vernunftrecht basierten Rechtsorganismus und einer auf dem Gesamtwillen des Volkes beruhenden Staatsverfassung gerichtet und ist vom größten Einfluß auf die Mitwelt gewesen; die liberalen Ideen sind hauptsächlich durch ihn dem gebildeten Mittelstand eingeflößt worden. Seine Schriften sind aber jetzt veraltet;
von ihnen sind hervorzuheben: die »Allgemeine Geschichte« (Freiburg 1812-27, 9 Bde.; 25. Aufl., fortgesetzt von Steger, Braunschw. 1866-1867, 11 Bde.),
der Auszug daraus: »Allgemeine Weltgeschichte« (Stuttg. 1830-34, 4 Bde.; 8. Aufl., fortges. bis 1870 von W. Zimmermann, 1868-72, 7 Bde.);
»Lehrbuch des Vernunftrechts und der Staatswesenschaften« (das. 1829-35, 4 Bde.; Bd. 1 u. 2, 2. Aufl. 1840);
»Sammlung kleinerer Schriften, meist historischen u. politischen Inhalts« (das. 1829-37, 5 Bde.).
Mit Welcker gemeinschaftlich begann er das »Staatslexikon« (Altona [* 3] 1834-44, 12 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1856-66, 14 Bde.).
Vgl. »Das
Leben
Karls
v. Rotteck
von seinem Sohn
Hermann
v. Rotteck«
(Pforzh. 1843);
Röpell,
Karl W.
v. Rotteck
(Rede,
Bresl. 1883). -
Sein Sohn
Karl von Rotteck
, geb. 1812, stellte sich als
Advokat zu Freiburg
bei der badischen
Revolution von 1849 an
die
Spitze der demokratischen
Partei daselbst, überbrachte als
Abgeordneter der
Offenburger Versammlung dem
Ministerium die dort
beschlossenen
Forderungen ward Mitglied des
Landesausschusses, nach Einsetzung der revolutionären
Regierung Stadtdirektor
in
Freiburg,
später Mitglied der
Konstituierenden Versammlung und flüchtete nach der Unterdrückung des
Aufstandes
in das
Ausland.
Erst 1856 kehrte er amnestiert nach
Baden
[* 4] zurück. Ein andrer Sohn,
Hermann von Rotteck
, geb. wendete sich zuerst der
Poesie zu und lieferte
»Poetische
Versuche« (Freiburg
1838), teils Originalarbeiten, teils freie Übersetzungen von
Dichtungen des
Schweden
[* 5]
Tegnér, habilitierte sich als
Privatdozent der
Philosophie zu Freiburg,
starb aber schon daselbst. Er
gab außer der Fortsetzung der »Allgemeinen Geschichte« seines
Vaters noch eine »Bildergalerie« (1841) zu letzterer und die
völkerrechtliche Untersuchung über »Das
Recht der Einmischung in die innern Angelegenheiten eines fremden
Staats« (Freiburg
1845) heraus.