Rothenthurm
(Kt. und Bez. Schwyz). 930 m. Gem. und Pfarrdorf im Thal der Biber und an der Strasse von Schwyz über Sattel nach Biberbrücke und über den Katzenstrick nach Einsiedeln. Station der Linie Rapperswil-Goldau. Postbureau, Telegraph, Telephon. Die Gemeinde ist sehr ausgedehnt (2280 ha) und zählt zusammen mit Biberegg und Altmatt: 139 Häuser, 964 kathol. Ew.; Dorf: 60 Häuser, 434 Ew. Schöne Kirche. Neues Schulhaus. Hochgelegene und wenig fruchtbare Gegend.
Wiesen und
Weiden, Kartoffelbau, Waldwirtschaft; Viehzucht. Handel mit Vieh,
Holz,
Eis. Torfgruben. In
Biberegg gedeihen noch
Obstbäume.
Bruch auf Nagelfluh.
Säge. Seidenweberei als Hausindustrie. Gehörte bis 1400 zur Kirchgemeinde
Steinen und von da bis 1776 zur Pfarrei
Sattel. Kaplanei seit 1671, eigene Kirchgemeinde seit 1776. Erste Kirche 1700 erbaut;
die heutige Kirche stammt aus 1886. Rothenthurm
kam 1269 anlässlich des Verkaufes des sog. Steinerviertels von den Habsburgern
an Schwyz,
das wegen seiner beständigen Streitigkeiten mit
Einsiedeln an dieser Stelle seine Grenze befestigte.
Am beschlossen die
Schwyzer, das Thal bei der
Altmatt durch eine
Letzimauer zu sperren.
Diese lehnte sich beim jetzigen Dorf Rothenthurm
an den Berghang an und wurde durch einen heute noch stehenden festen
Turm
abgeschlossen. Nach den roten Ziegeln, mit denen dieser gedeckt war, erhielt dann das in seinem
Schutz
allmählig entstehende Dorf den Namen, der nicht vor dem 17. Jahrhundert erscheint. Diese
Letzi wurde schon zur Zeit der Schlacht
bei
Morgarten von Truppen gehütet. Hier schlugen 1798 die
Schwyzer unter dem Landeshauptmann Alois Reding
die von General
Schauenburg befehligten und an Zahl weit überlegenen Franzosen zurück.
Die Landsgemeinden des Kantons Schwyz,
an denen bis zu 10000 Personen teilzunehmen pflegten, wurden bis 1848 in Rothenthurm
abgehalten.
Von hier stimmen die einflussreichen Geschlechter Styger und Schuler. Als Staatsmann hat sich der Landammann C. Styger (†
1897) einen Namen gemacht; wohlbekannt ist auch der Kapuziner Paul Styger, der während der Ereignisse
von 1798 und 1799 einen grossen Einfluss auf das Volk ausübte. Das Dorf wird im Volksmund von alter Zeit her kurzweg «Am
Thurm» genannt.