Titel
Rothenburg
,
[* 1] 1) Rothenburg
ob der
Tauber, unmittelbare und Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk
Mittelfranken, an der
Linie
Steinach-Rothenburg der
Bayrischen Staatsbahn, 348 m ü. M., liegt, noch ganz mittelalterlich von
Mauern umgeben, auf dem
Rand eines
Plateaus, dessen Abhänge sich schroff in den über 65 m tiefen
Grund
der
Tauber hinabsenken. hat 5 evangelische und 2 kath.
Kirchen (worunter sich die 1373-1453 in gotischem
Stil erbaute Hauptkirche
zu St.
Jakob mit schönen
Glasmalereien und Schnitzaltären, die der ehemaligen Schäfergilde gehörige
Schäfer- oder St. Wolfgangskirche
(1493) und die zahlreiche Grabsteine enthaltende Franziskanerkirche auszeichnen), ein altes Johanniterschloß
(jetzt Sitz des Bezirksamtes), ein schönes
Rathaus (aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrh.) und viele alte malerisch und
architektonisch bemerkenswerte
Häuser, ferner eine
Latein- und eine
Realschule, eine Präparandenanstalt, ein reichhaltiges
städtisches
Archiv, ein Waisenhaus, eine Bildergalerie, ein
Amtsgericht und (1885) 6221 meist evang.
Einwohner, welche Fabrikation von Kinderwagen,
Spielwaren,
Gold- und Silberwaren, Mühleneinrichtungen und landwirtschaftlichen
Maschinen, Bierbrauerei,
[* 2]
Färberei,
Pulver und Gipsbereitung, besonders aber
Landwirtschaft und etwas Weinbau betreiben. Merkwürdig
ist eine aus dem 15. Jahrh. herrührende
Wasserleitung,
[* 3] welche durch ein
Druckwerk das
Wasser aus der
Tauber auf den
Berg und
so der Stadt zuführt; eine zweite
Wasserleitung wurde 1869 ausgeführt und 1875 erweitert. In der
Nähe liegt das der Stadt
gehörige, sehr besuchte
Wildbad, 11 km entfernt das
Bad
[* 4]
Burgbernheim (s. d.). - Rothenburg
war bis 1108 der Sitz der
Grafen von Rothenburg
-Komburg.
Nach dem Aussterben dieses
Geschlechts schenkte
Kaiser
Heinrich V. die Landvogtei Rothenburg
, aus den
Städten Rothenburg
,
Feuchtwangen,
Dinkelsbühl und
Windsheim bestehend, nebst
Franken seinem
Neffen
Konrad III. von
Schwaben, dessen Sohn
Friedrich den
Titel
Herzog
von Rothenburg
führte. 1172 ward Rothenburg
zur freien Reichsstadt erhoben und als solche unter die
Burggrafen von
Nürnberg
[* 5] gestellt. Das
Amt des
Buticularius
(Erzschenk) war bis 1383 erblich im
Geschlecht der
Herren v. Nordenberg; in der Stadt
hatte bis 1409 ein kaiserlicher Landrichter seinen Sitz. Hier wurde 1377 ein
Vertrag geschlossen, der dem schwäbischen Städtekrieg
ein Ende machte und den 18 geächteten schwäbischen
Städten die alten
Freiheiten bestätigte. Rothenburg
erwarb vom
Bistum
Würzburg
[* 6] und den
Grafen von
Hohenlohe bedeutende
[* 1]
^[Abb.:
Wappen
[* 7] von Rothenburg.]
¶
mehr
Besitzungen und behielt die meisten auch nach dem Bauernkrieg, an dem es, durch Karlstadt aufgehetzt, sich beteiligte. Auch am Schmalkaldischen Bund nahm die Stadt teil und wurde, als sie 1554 den aufständischen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach begünstigte, von Karl V. besetzt. Am fand in eine Zusammenkunft der Teilnehmer an der Union statt, wobei man darüber verhandelte, ob Friedrich von der Pfalz die böhmische Krone annehmen sollte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt bald von den Schweden, [* 9] bald von den Kaiserlichen und 1645 von den Franzosen erobert. An Bayern [* 10] kam sie 1803. Als Reichsstadt hatte dieselbe ein Gebiet von 358 qkm (6½ QM.) mit 18,000 Einw.
Vgl. Winterbach, Geschichte der Reichsstadt Rothenburg
(Rothenb. 1826-27, 2 Bde.);
Bensen, Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg
(Erlang. 1856);
Merz, in alter und neuer Zeit (2. Aufl., Ansb. 1881). -
2) in der Oberlausitz, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, [* 11] 155 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen, ein Amtsgericht, ein Schloß mit Park, großer Baumschule und Ananaszucht, ein großes Mühlwerk, Holzstoff-, Öfen- und Töpferwarenfabrikation, Leinweberei und (1885) 1311 Einw. -
3) an der Oder, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis
[* 12] Grünberg,
[* 13] 4 km von der Oder, Knotenpunkt der Linien Bentschen-Guben
und Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine altluther. Kirche und (1885) 624 Einw.
Rothenburg
gehörte früher zur Neumark. - 4) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg,
[* 14] Saalkreis, an der Saale, hat ein Kupferhammer-
und -Walzwerk, eine Eisengießerei,
[* 15] Sandsteinbrüche und (1885) 1069 Einw. -
5) Burgruine im schwarzburg-rudolstädt. Amt Frankenhausen, auf der westlichen Spitze des Kyffhäusers (s. d.) über Kelbra gelegen, 306 m ü. M., beliebter Vergnügungsort für die Umgegend.
Vgl. Hesse, Geschichte des Schlosses Rothenburg
(Naumb. 1823).