Rotes
Meer oder
Arabischer Meerbusen,
Bahr el-Ahmar oder
Bahr el-Hidschas, der nordwestlichste
Arm des
Indischen Oceans,
etwa 449000 qkm groß, beginnt unter 12½° nördl.
Br. mit der
Straße von
Bab el-Mandeb und zieht sich 2300 km lang zwischen
Arabien und
Afrika
[* 2] bis 30° nördl.
Br. gegen Nordwesten. (S. Karte:
Ägypten,
[* 3] Bd. 1, S. 229.) Die
Landenge
von
Sues (s. d.) trennte es von dem Mittelländischen
Meere. Von dem 29 km breiten, aber durch die
Insel
Perim und die
Siebenbrüder-Inseln
beengten Eingang nimmt seine
Breite
[* 4] bis 16° nördl.
Br., wo sie 355 km mißt, rasch zu, während sie von da gegen
Norden
[* 5] sehr allmählich abnimmt, bis es von der Sinaihalbinsel in zwei schmale
Arme, den östlichern Golf von
Akabah
(Sinus
Aelanites) und des westlichern Golf von
Sues
(Sinus Heroopolites, das Schilfmeer
der
Bibel,
[* 6] arab.
Bahr el-Kulsum, von der alten
Stadt Kulsum oder Clysma in der Nähe des heutigen
Sues) getrennt wird.
Sein Boden bildet ein gewaltiges Längenthal, dessen beide Seiten von Korallen [* 7] ausgefüllt sind, so daß sie zwei Ketten von Inseln, Bänken und Klippen [* 8] bilden, die das Meer in drei parallele Längsabschnitte teilen, von denen der mittlere der breiteste ist, die beiden seitlichen seichtere Kanäle bilden. Am beträchtlichsten wird der südl. Teil, von 17° nördl. Br. an, verengt. Die durchschnittliche Tiefe beträgt 444, die größte 1800 m. Das durchsichtige Wasser des Meers hat intensiv blaue Farbe, die über den Korallenbänken ins Grünliche übergeht, und ist infolge der außergewöhnlich starken Verdunstung salziger als das anderer Meere, da der Salzgehalt 3,98 Proz. vom Gewicht ausmacht.
Die Ufer sind mit Salzinkrustationen bedeckt. Salzreiche Küstenwasser erscheinen bei tiefem Stand der Sonne [* 9] gelbrot, wonach dies Meer vielleicht seinen Namen hat. Überdies tritt die aus rötlichen Fäden bestehende Alge Trichodermum erythraeum Ehrenb. massenhaft auf und bildet als schleimige, blutrote Masse zur Ebbezeit bisweilen am Ufer einen roten Saum. Wahrscheinlicher ist es aber, daß der Name von dem alten Namen der am nördl. Ende gelegenen Wüste herrührt, welche von den alten Ägyptern das «rote Land» genannt wurde, im Gegensatz zu der schwarzen Erde des Nilthals.
Die Tierwelt des Rotes Meer
ist außerordentlich reich und kennzeichnet das
Gewässer als einen
Teil des
Indischen
Oceans, enthält also tropische Elemente.
Korallenriffe
[* 10] erstrecken sich bis zu 30° nördl.
Br. und sind bewohnt von zahllosen
Stachelhäutern, Mollusken,
[* 11]
Würmern, Krustaceen und farbenprächtigen Fischen. Im Norden macht sich zufolge der
Anlage des
Kanals von
Sues ein Zuzug von Tierformen aus dem Mittelländischen
Meere bemerkbar, wie umgekehrt auch in
dieses einzelne Tierarten aus jenem übergetreten sind.
Die Temperatur beträgt zwischen 14 und 24° nördl. Br. selbst in den Wintermonaten selten weniger als 26° C., im März und April steigt sie auf 29°, im Mai bisweilen auf 32°, die größte Wärme [* 12] aber beobachtet man im September, wo die Temperatur des Meers und der Luft bisweilen die Blutwärme übersteigt (bis 41° C. wurden beobachtet) und die Postdampfer zur Umkehr zwingt. Die 2,6 m jährlich betragende Verdunstung bei fast fehlendem Ersatz durch Regen oder Flüsse [* 13] bedingt lebhafte Strömungen in der Straße von Bab el-Mandeb, wo das Wasser an der Oberfläche ein-, in der Tiefe ausströmt.
Die wichtigsten
Inseln sind von Norden nach
Süden Gobal, der vulkanische
Pic Sebergid (Ophiodes) dem Golf von
Berenice gegenüber,
der Archipel
Dahlak (s. d.) bei
Massaua,
[* 14] die Farsaninseln, Kamaran (britisch), der thätige
Vulkan
Dschebel-Tair, die Hanischinseln
und
Perim.
Flüsse nimmt das Rotes Meer
nicht auf, nur periodische Regenbäche; seine
Küsten sind öde Felsen
oder sandiger
Strand, hinter dem 1300–2300 m hohe
Gebirge aufsteigen, doch hat es einzelne gute Häfen, wie
Sues, Kosseïr,
Suakin,
Massaua auf afrik., Janbo el-Bahr,
Dschidda, Lohija und Mokka auf arab. Seite.
Die Schwierigkeiten, welche die
Korallenriffe der Segelschiffahrt bieten, werden noch dadurch erhöht,
daß, während im südl.
Teile des Rotes Meer
vom Oktober bis Mai Südost-, vom Juni bis September Nordwestwind herrscht, im nördl.
Teile von
Sues bis
Dschidda meist das ganze Jahr hindurch Nordwind weht, so daß das Rotes Meer
hauptsächlich
nur für Dampfschiffe
fahrbar ist. Das Rotes Meer
, einer der ältesten Handelswege von
Indien nach
Ägypten und den Küstenländern
des Mittelmeers
[* 15] überhaupt, geriet seit Entdeckung des Seewegs um
Afrika in Vergessenheit. Erst als durch
Mehemed
Alis Bestrebungen
Ägypten wieder erschlossen ward und der indobrit. Verkehr zwischen
Sues und
Indien
¶
mehr
aufkam, trat das Rotes Meer
mit seinen Küstenländern aufs neue hervor und ist jetzt seit der Eröffnung des Sueskanals neben
dem Nordatlantischen Ocean der meistbefahrene Meer
esteil der Erde.
Rotes Meer
heißt auch der Kalifornische Meerbusen (s. d.).