Rotation
(lat.), Drehung, Umdrehung;
in der Landwirtschaft s. v. w. Fruchtfolge.
Rotation
9 Wörter, 81 Zeichen
Rotation
(lat.), Drehung, Umdrehung;
in der Landwirtschaft s. v. w. Fruchtfolge.
Früchte - Fruchtfolge
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Seite 6.759.die Reihenfolge, wie man auf den Ackerfeldern die einzelnen Früchte hintereinander anbaut. Unter sehr günstigen Verhältnissen (bester Kulturzustand, reichlicher Dünger aller Art, beste Bearbeitungsgeräte etc.) kann der Landwirt die Fruchtfolge entbehren; aber es ist sicher, daß der Landwirt für die Kultur auf Feldern im großen seine Rente dabei äußerst selten findet und an die Fruchtfolge gebunden ist, wenn auch die neuesten Fortschritte der Landwirtschaft eine größere Beweglichkeit gestatten.
Schon die wechselnde Witterung, welche bald diese, bald jene Pflanze begünstigt, widerrät es, das Spiel auf nur eine Karte zu setzen; anderseits würde der Anbau nur einer Frucht zeitweise im Jahr überaus anstrengende Thätigkeit erfordern, zu andern Zeiten aber gar nichts zu thun geben. Spannvieh muß gehalten werden, und dieses braucht Futter, der Haushalt Erzeugnisse andrer Art. Erwiesen ist, daß der Stalldünger meistens nicht ersetzt werden kann, oder doch, daß dessen Ersatz nur mäßige Vorteile bringt; man bedarf also auch des Nutzviehs und für dieses wiederum Stroh und Futter verschiedener Art. Das Wechseln mit den Früchten bringt aber auch noch indirekte Vorteile und zwar in solchem Grade, daß selbst der Gärtner, welcher am freiesten wirtschaftet, nicht ganz darauf verzichtet und höchstens im künstlich hergestellten Treibbeet eine Pflanzstätte besitzt, auf welcher er an gar keine Regel sich zu binden braucht.
Der Landwirt aber muß für die Kultur im großen die Sicherheit allen andern Rücksichten vorziehen und kann seine Felder nur bis zu beschränktem Grad meliorieren und kulturfähig erhalten. Unter den Pflanzen, welche er bauen muß, sind solche, welche den frischen Stalldünger besonders gut, und solche, welche ihn gar nicht vertragen, solche, welche besser im Jahr nach einer Düngung mit Mist (»zweite Tracht«) oder gar erst im zweiten Jahr (»dritte Tracht«) lohnen.
Getreide (Zusammensetz
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Getreide.Früher ließ man wohl auch 3, 4, 5 und mehr Früchte nach einer Düngung sich folgen; heutzutage zieht man es vor, lieber schwächere Düngungen, diese aber öfters, zu geben und mit Handelsdünger die ernährende Wirksamkeit des Stalldüngers zu erhöhen, die physikalische aber durch sorgsamste Bearbeitung möglichst zu ersetzen (vgl. Dünger und Bodenbearbeitung). Die Pflanzen des Landwirts sind blattreich (Blattfrüchte) oder blattarm (Getreide, [* 4] Halmpflanzen), werden um der Körner oder Blätter oder Wurzeln (Wurzelhackfrüchte) willen angebaut, haben weitverzweigte, tief gehende oder flache, wenig verzweigte.
Fruchthalter - Fruchth
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Seite 6.760.Wurzeln. Alle Pflanzen brauchen die gleichen Nährstoffe; in den einzelnen Ernten aber entziehen wir davon sehr verschiedene Mengen, bald mehr von dem einen, bald mehr von dem andern. Alle diese Umstände entscheiden mit über die Stellung der Pflanzen in der Fruchtfolge Allgemeinste Regel hierfür ist, jede Pflanze so zu stellen, daß sie von der Vorgängerin, »Vorfrucht«, die möglichst günstigen Bedingungen vorfindet und der »Nachfrucht« das Feld in dem für diese besten Zustand hinterläßt. Einzelne Pflanzen nehmen nur den Sommer über das Feld ein, Sommerfrüchte, andre zum Teil auch im Winter, Winterfrüchte, andre mehrere Jahre, perennierende Früchte. Letztere werden in der Regel von der Fruchtfolge ausgeschlossen oder wechseln außerhalb derselben mit andern Früchten. Wo der Boden sehr große Unterschiede zeigt, müssen mehrere Fruchtfolgen eingeführt werden; wenn irgend möglich, richtet man aber nur eine ein. In ¶
Griechenland [* 6] gibt es noch heute Felder, auf welchen, wie vor 2000 und mehr Jahren, nie ein andrer Wechsel als der zwischen Winter- und Sommergerste stattfindet, also nur eine Frucht, aber in der Winter- und Sommervarietät, gebaut wird. Das ist eine seltene Ausnahme. Die Römer [* 7] wechselten mit Anbau und Brache (s. d.), und auch noch bei uns wird diese in der Fruchtfolge entsprechend benutzt. Da, wo man sich an bestimmte Betriebssysteme hält, werden die Fruchtfolgen diesen gemäß eingerichtet und auch in unsern Tagen noch nach von alters ererbtem Schema.
Die Zweifelderwirtschaft kennt den Wechsel zwischen Brache und Anbau oder Winter- und Sommerfrüchten oder Halmpflanze und Blattpflanze. [* 8] Die reine Dreifelderwirtschaft hat als Grundschema die Folge:
Blattpflanzen II
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Blattpflanzen.1) Brache, 2) Winter-, 3) Sommerfrüchte; an Stelle der Brache tritt zeitweise eine Hülsenfrucht als Blattpflanze. Die Vierfelderwirtschaft hat nach den Winterfrüchten zwei Sommerfrüchte, die Fünffelderwirtschaft vier Getreidearten nach der Brache etc. In heutiger Form als verbesserte Körnerwirtschaft treten alle diese nicht mehr in strenger Regel auf; man ersetzt die Brache halb oder ganz durch Blattpflanzen [* 9] und Hackfrüchte und gibt nur noch höchstens zwei Halmfrüchte hintereinander.
Mit Einführung des Kleebaues glaubte man die Brache ganz entbehren zu können und Klee, Winterfrucht, Sommerfrucht als glücklichste Lösung gefunden zu haben. Leider haben wir noch kein Mittel, den Klee sicher alle drei Jahre zu bauen, und müssen langjährige Fruchtfolgen einrichten und zu diesen außer Klee auch Hack- und Hülsenfrüchte verwenden. Damit kommt man dann von selbst auch darauf, dem Prinzip der Fruchtwechselwirtschaft: möglichst zwischen Blatt-, Halm-, Hack- und Hülsenfrüchten zu wechseln, mehr sich zu nähern, wenn das Klima [* 10] die strenge Durchführung nicht gestattet, also nach Kartoffeln und Runkeln Wintergetreide nicht mehr sicher gebaut werden kann.
In Schutz nehmen - Ins
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Insekten.Ein nicht zu unterschätzender Gesichtspunkt bei der Fruchtwechselwirtschaft ist die Unterdrückung der tierischen und pflanzlichen Schmarotzer. Nachdem z. B. in einem Jahr sich auf dem Halmfruchtfeld eine große Zahl dieser schädlichen Insekten [* 11] eingefunden und ihre Eier [* 12] den Stoppeln oder dem Boden einverleibt haben, würde die Nachkommenschaft bei abermaliger Bestellung mit Halmfrüchten sofort neue Nahrung finden, während durch Einschaltung z. B. einer Hackfrucht die junge Brut keine Nahrung findet und zu Grunde geht. Ein Gleiches gilt von den Wurzelparasiten (Nematoden, s. d.; Wurzelfäule der Rübenarten etc.).
Die reinen Feldgraswirtschaften wechselten mit x Jahren Getreide (mit und ohne Brache) und mit y Jahren Klee und Grasweide; heutzutage hat man auch für diese Hack- und andre Früchte mit aufgenommen. Vielfach baut man auch noch sogen. Zwischenfrüchte, z. B. Roggen und nach diesem Stoppelrüben, welche noch in demselben Jahr geerntet werden, oder auch nach Winterfrüchten eine bloße Grünfutter- oder selbst nur Gründüngungspflanze. Früher suchte man die Fruchtfolge strengstens so einzurichten, daß Futter- und Strohgewinnung, Düngererzeugung und Viehstand im sogen. gerechten Verhältnis zu einander standen, und mußte durch sorgsame Berechnung ermitteln, wieviel Vieh gehalten werden durfte, und wieviel Stroh und Futter für dieses sowie Dünger für die Felder erzeugt werden mußte.
Reich hieß dann das System, wenn es an nichts fehlte, vermögend, wenn gerade der Bedarf notdürftig gedeckt war, und arm, wenn es an Stroh und Futter, also auch an Mist, fehlte, d. h. zu wenig Vieh gehalten werden konnte. Heutzutage hat sich für Dünger und Futter ein lebhafter Handel entwickelt und kann durch Zukauf das Fehlende erlangt werden; anderseits versteht man es auch gründlicher, die Schätze im Boden sich nutzbar zu machen. Vordem kannte man nur die Sorge für die Felder und hier lediglich die für Körnergewinn; dazu verwendete man allen Dünger und schätzte sich glücklich, wenn man recht viele Wiesen und Weiden (Waldhut, Streulaub) u. dgl. berauben konnte.
Jetzt gibt man den Dünger nur noch für besser lohnende Pflanzen, baut Getreide in zweiter und dritter Tracht und düngt nicht minder sorgsam die Wiese, wenn nicht fruchtbares Wasser zu Gebote steht, ja wechselt sogar auch schon mit dieser (zeitweiser Umbruch). Am wichtigsten ist die Auswahl unter den zu bauenden Pflanzen, die richtige Aufeinanderfolge der ausgewählten bietet keine Schwierigkeiten mehr. Zuerst muß man alle Pflanzen ausscheiden, welche unter dem herrschenden Klima nicht sicher gedeihen;
dann die, welche bei dem Boden im gegebenen Kulturzustand nicht lohnen;
die, welche nach den Markt- und Handelsverhältnissen nicht vorteilhaft erscheinen;
endlich die, von welchen man bei der gewählten Einrichtung des Betriebs keinen Gebrauch machen kann oder will.
Ernte (Allgemeines, Ge
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Ernte.Von dem Rest wählt man die aus, welche frische Düngung lieben oder verlangen; sie stehen an der Spitze; die andern folgen möglichst so, daß Halm-, Blatt-, Wurzelfrüchte sich ablösen, und so, daß zwischen Ernte [* 13] und Saat genügende Zeit zur Bearbeitung des Feldes gegeben ist. Die hierher gehörige Litteratur s. bei Betriebssystem, Landwirtschaftslehre etc.