Rostów
,
1) Kreisstadt im russ.
Gouvernement
Jaroslaw, am Nerosee, an der
Bahn
Moskau-Jaroslaw, von 5 Vorstadtdörfern
umgeben, mit 31
Kirchen, 5
Klöstern, einer
Filiale der Staatsbank, einem großen Kaufhof und (1885) 11,898 Einw.
Die
Gärtnerei und Obstzucht Rostows
sind weit berühmt, auch wird lebhafter Fischfang und Talgsiederei
betrieben.
Ferner ist die Stadt wegen ihres bedeutenden
Jahrmarkts wichtig, dessen Zufuhr in
Leder, Manufakturwaren,
Thee,
Zucker,
[* 2] Wein,
Baumöl,
Teer,
Seife,
Tabak,
[* 3]
Farben, Metallwaren etc. jährlich 2-3 Mill.
Rubel erreicht. Der Platzhandel beschäftigt sich
mit
grober, in den umliegenden Dörfern gewebter
Leinwand, grünen
Erbsen,
Zichorie (18,000 Doppelztr.),
Obst,
Kartoffelmehl,
Sämereien, Arzneikräutern,
Talg etc. und vertreibt diese
Waren meist nach
Moskau.
[* 4] Rostów
wird bereits 862 von
Nestor erwähnt und
ist somit die älteste Stadt Nordostrußlands. - 2) am
Don)
Kreis- und Hafenstadt im russ.
Gouvernement
Jekaterinoslaw, am rechten,
hohen
Ufer des
Don, bei der Einmündung der Temerinka, hat 5 orthodoxe und eine kath.
Kirche, 2
Synagogen, 2 Gymnasien (eins für Mädchen), eine
Real- und 4 andre
Schulen, eine
Talmud-Thora, ein Kranken-,
Armen-
und Findelhaus.
Der Stadtteil am
Don ist gut gebaut und mit
Gas- und
Wasserleitung,
[* 5]
Theater
[* 6] und komfortabeln
Hotels ausgestattet. Rostów
hatte 1885:
61,256 Einw. (darunter an 3000
Juden, auch Armenier, Griechen, Deutsche,
[* 7]
Italiener und
Franzosen). Die
Industrie
umfaßt lebhaften
Schiffbau, Seilerei, Wollwäscherei,
Mehl-,
Zwieback- und Maccaronibereitung,
Leder-,
Tabaks- und Seifenfabrikation;
ferner bestehen 2 Bierbrauereien, eine
Glocken- und eine
Eisengießerei
[* 8] und eine chemische
Fabrik. Rostows
kommerzielle Bedeutung
beruht auf seiner
Lage nahe der Mündung des hier
ca. 200 m breiten
Don, welcher die Stadt auf 4 km
Länge
bespült und einen brauchbaren natürlichen, jedoch etwas seichten
Hafen bildet. Rostów
, welches als
Stapelplatz mit
Nachitschewan
(s. d. 2) als Eine Stadt betrachtet werden muß, ist ferner
Knotenpunkt des Landverkehrs im O.
Neurußlands, den einerseits
die
Bahnen nach
Taganrog-Slawjansk-Charkow und
Woronesh, anderseits die nach
Wladikawkas, im
Verein mit der
großen
Handelsstraße nach den Wolgamündungen, vermitteln.
Der Wert der Ausfuhr betrug 1887: 32 Mill. Rub., vorzugsweise Getreide, [* 9] Leinwand und Wolle, der Einfuhr 312,000 Rub. Die Schiffsbewegung bezifferte sich im auswärtigen Verkehr 1887 auf 36 Schiffe [* 10] mit 2820 Ton. im Eingang und 35 Schiffe mit 2080 T. im Ausgang. Die Küstenschiffahrt umfaßte außerdem 2779 Fahrzeuge mit 478,622 T. im Eingang und 2594 Fahrzeuge mit 463,248 T. im Ausgang. Dampfschiffsverbindung besteht durch die Schiffe der Wolga-Donischen Gesellschaft mit den Häfen des Don einerseits und Berdjansk anderseits.
Von den
Jahrmärkten setzt der im
Herbst 2½ Mill.
Rub. in
Wollen-,
Baumwollen- und Seidenstoffen,
Porzellan-
u.
Thonwaren,
[* 11]
Leder-,
Metall- und
Kolonialwaren um. Auch der Fischfang sowie die damit verbundene Herstellung von
Kaviar,
Fischthran
und
Hausenblase (150-250,000
Rub.) ist höchst bedeutend.
Kommerzielle Anstalten sind: das
Zollamt, die
Filiale der Staatsbank,
die Städtische und die Kommerzbank, der
Kreditverein und viele
Transport- und Versicherungskontore. ist
Sitz eines deutschen
Konsuls. Es entstand aus einer ursprünglich Dmitri-Rostowski
genannten, 1761 als
Festung
[* 12] angelegten Ortschaft.