Roßkastanĭenbaum
(Aesculus L.), Gattung aus der Familie der Sapindaceen, Bäume mit gegenständigen, langgestielten, gefingerten Blättern, ansehnlichen, meist zwei- und dreifarbigen Blüten in aufrechten, straußähnlichen Rispen, klappig aufspringenden, lederartigen, stachligen oder glatten Kapseln [* 2] und großen, rundlichen Samen [* 3] mit ausgebreitetem Nabelfleck. Etwa 14 Arten im gemäßigten Nordamerika, [* 4] in Mexiko, [* 5] Neugranada, Persien, [* 6] dem Himalaja und Hinterindien. [* 7]
Der echte (A. Hippocastanum L.), ein schöner, ziemlich rasch wachsender, 19-25 m hoher Baum mit fünf- bis siebenzählig gefingerten Blättern und weißen, rot und gelb gefleckten Blüten, heimisch in den Hochgebirgen von Nordgriechenland, Thessalien und Epirus, kam 1557 durch Busbeq ^[richtig: Busbecq] nach Konstantinopel [* 8] und 1576 durch Ungnad nach Wien. [* 9] 1565 beschrieb ihn Matthiolus als Castanea equina und bildete einen Fruchtzweig ab. Erst um 1616 gelangte der Baum von Konstantinopel nach Frankreich, von wo er sich dann über ganz Europa [* 10] verbreitete.
Man kultiviert ihn bei uns namentlich als Alleebaum; er liefert ein wenig geschätztes Holz, [* 11] die Samen werden von Schafen, Schweinen, Pferden und vom Rindvieh gefressen, auch auf Stärkemehl, zu Wasch- und Schnupfmitteln verarbeitet. Die als Fiebermittel, auch zum Gerben empfohlene Rinde enthält außer Gerbstoff Äsculin (Schillerstoff) C30H34O19 , welches farb- und geruchlose Nadeln [* 12] bildet, schwach bitter schmeckt, in Wasser und Alkohol, wenig in Äther löslich ist und auch noch in sehr schwacher Lösung stark fluoresziert.
Die rot blühende
Pavie (A.
Pavia
L.), ein
Strauch aus dem westlichen
Nordamerika, bei uns meist als kleiner
Baum gezogen, mit nicht klebrigen
Knospen,
[* 13] fünfzählig gefingerten Blättern, roten
Blüten und glatten, nach der
Basis zu verschmälerten,
gleich den Blättern giftigen
Früchten, enthält viel
Saponin in der
Wurzel,
[* 14] welche deshalb in
Amerika
[* 15] als Waschmittel benutzt
wird. Ein
Blendling dieser Art mit der vorigen ist wahrscheinlich der rot blühende (A. carnea
Willd.),
welcher dem echten Roßkastani
enbaum sehr ähnlich, aber von etwas schwächerm Wuchs ist, meist nur fünfzählig gefingerte
Blätter besitzt und 2-3
Wochen später blüht. Die kalifornische
Pavie (A. californica
Nutt.), ein hoher
Strauch mit fünfzählig
gefingerten Blättern, großem, pyramidenförmigem
Blütenstand,
[* 16] welcher dem des echten Roßkastani
enbaums
ähnlich ist, und kleinen, eßbaren
Früchten, wächst in
Kalifornien und wird bei uns als Zierstrauch kultiviert.