Rosmīni-Serbāti,
Antonio, ital. Philosoph, geb. zu Roveredo in Tirol aus vornehmer Familie, am Lyceum zu Trient und an der (damals österreichischen) Universität zu Padua gebildet, wählte 1821 mit dem Vorsatz, eine Philosophie zu begründen, welche im stande wäre, der Theologie eine solide Unterlage zu bieten, den geistlichen Stand, trat durch die Stiftung einer religiösen Genossenschaft, die der Brüder und Schwestern der Liebe, 1828 als kirchlicher Reformator auf, schloß sich seit 1830 an Piemont und seit 1848 an Papst Pius IX. an, wurde unter dem päpstlichen Reformministerium Rossi päpstlicher Unterrichtsminister, zog sich aber beim Ausbruch der römischen Revolution von der Öffentlichkeit zurück und starb in Stresa.
Als Philosoph hat Rosmini-Serbati von Cartesius und Bonald, als Rechtsphilosoph insbesondere von K. L. v. Haller Anregungen empfangen. Um dem Zweifel und Unglauben entgegenzuarbeiten, suchte er dem Glauben eine vernünftige Begründung zu geben. Zu dem Zweck wollte er dem durch Gioja und Romagnosi in Italien eingeführten und verbreiteten Sensualismus und Empirismus einen im wesentlichen an Descartes sich anlehnenden Idealismus entgegenstellen, welcher mit der Lehre der Kirche im Einklang stehen sollte.
Diese Unterwürfigkeit gegen die Kirche sowie seine Hingebung an die Person des Papstes, dem er ins Exil nach Gaeta gefolgt war, vermochten aber nicht zu hindern, daß seine Schrift »Über die fünf Wunden der Kirche« auf Betreiben der Jesuiten auf den Index gesetzt ward. Von seinen zahlreichen Werken (gesammelt Mail. 1842-44, 17 Bde.; »Opere postume«, Turin 1859-74, 5 Bde.) sind die wichtigsten: der »Nuovo saggio sull' origine delle idee« (Mail. 1835, 3 Bde.; 6. Aufl. 1876),
wozu 1836 als 4. Band seine Streitschrift gegen Mamiani (»Il rinnovamento della filosofia in Italia proposto dal C. F. Mamiani della Rovere«) erschien, und die »Filosofia del diritto« (das. 1844). Sein »Philosophisches System« erschien in deutscher Übersetzung (Regensb. 1879).
Vgl. Tommaseo, Antonio Rosmini-Serbati (Turin 1855);
Franc. Paoli, Della vita di A. Rosmini-Serbati (Tur. u. Roveredo 1880-84, 2 Bde.);
Lockhart, Life of A. Rosmini-Serbati (2. Aufl., Lond. 1886, 2 Bde.; ital. Übersetzung mit Zusätzen von Sernagiotto, Vened. 1888).
Der Philosophie Rosminis dienen gegenwärtig mehrere Zeitschriften.
Vgl. Werner, Rosmini-Serbati und seine Schule (Wien 1884);
Kraus in der »Deutschen Rundschau« 1888.